Worum geht es?
Durch die Entwicklung neuer Technologien ist es seit einigen Jahren möglich, an bisher nicht nutzbare unkonventionelle Gasvorkommen zu gelangen. Unterirdisch werden dazu Flächen von mehreren Quadratkilometern mit horizontalen Bohrungen durchzogen. Millionen Liter Wasser, versetzt mit Tonnen teils hochgiftigen Chemikalien, werden anschließend unter hohem Druck in den Boden gepresst. Für eine kurze Zeit kann dann das Gas gefördert werden, bis der Vorgang wiederholt werden muss.
Was passiert dabei?
Die Bohrungen laufen über mehrere Monate. Tausende von LKW Fahrten sind notwendig. Biozide, krebserregende und erbgutschädigende Stoffe werden in großen Mengen angeliefert. Dabei kommt es zu Unfällen. Beim Bohren und anschließenden Fracking werden künstliche Wegsamkeiten im Grund geschaffen, durch die Methan aber auch im Boden enthaltene Stoffe wie Radium-226, Quecksilber oder Arsen mit dem Grundwasser in Verbindung kommen können. Nach dem Fracking und während der Förderung fallen Millionen Liter Brauch- und Lagerstättenwasser an, welches entsorgt werden müssen. Sie sind mit den eingesetzten Chemikalien, radioaktiven Isotopen und Schwermetallen belastet. Während des Einrichtung der Bohrung und der späteren Förderung werden große Mengen gesundheitsgefährdender Gase freigesetzt.
Was wollt ihr erreichen?
Die Interessengemeinschaften „Gegen Gasbohren“ setzen sich für eine verbindliche Umweltverträglichkeitsprüfung im Genehmigungsverfahren ein. Um Wasserschutzgebiete, Siedlungen, Wälder, Naherholungsgebiete und andere durch die unkonventionelle Gasförderung gefährdete Gebiete müssen Schutzzonen eingerichtet werden. Für die Entsorgung der Millionen Liter Abwässer müssen sinnvolle Konzepte entwickelt werden. Die gasfördernde Industrie muss alternative Techniken entwickeln, mit denen das Gas auch ohne Gefahr für Mensch und Natur gefördert werden kann.
Seid ihr allein?
Ein breites Bündnis aus Umweltverbänden, Politik, Kirchen und viele Bürgerinnen und Bürgern kämpft dafür, dass die unkonventionelle Gasförderung nur unter Bedingungen ausgeführt wird, die kein Risiko für Mensch und Natur darstellen. Weltweit gibt es Bürgerinitiativen, welche die Förderung unkonventioneller Gasvorkommen mit den bisherigen Technologien ablehnen. In einigen Ländern ist Fracking bereits verboten. Andere haben langlaufende Moratorien eingerichtet.
Wie ist der Stand?
In Nordrhein-Westfalen gilt bereits ein „Moratorium“, da hier konkret gebohrt werden sollte. Baden-Württemberg diskutiert über ein Verbot, obwohl bisher noch keine Bohrungen beantragt wurden. Niedersachsen hat bisher Milliarden Euro durch die konventionelle Gasförderung verdient, die aber seit Jahren rückläufig ist. Das Wirtschaftsministerium lehnt dort ein Verbot ab. Die Entscheidung muss letztlich durch das Wirtschaftsministerium auf Bundesebene erfolgen.
Aber die Industrie sagt doch, Fracking ist sicher?
Denen sollte man nicht alles glauben. Weltweit behaupten gasfördernde Unternehmen, dass es noch keine Kontaminierung von Trink- und Grundwasser gab. Die Realität sieht anders aus, was durch zahlreiche Berichte und neue und alte Studien belegt ist. Hydraulic Fracturing wird auch als „alte und sichere Technologie“ bezeichnet, die „millionenfach“ angewandt wurde. Gleichzeitig wird aber auch gesagt, dass erst moderne und innovative Entwicklungen, die wirtschaftliche Gewinnung überhaupt erst ermöglicht haben. Erst seit 2003 ist das von uns kritisierte Verfahren im Einsatz und wird seit dem tatsächlich tausendfach angewandt. Die Anzahl an Kontaminierungen und Todesfällen steigt seit dem ebenfalls. Die langfristigen Folgen sind noch gar nicht absehbar.