Unterscheidung konventioneller und unkonventioneller Gasvorkommen
Bei der Gasförderung werden konventionelle und unkonventionelle Vorkommen unterschieden. Ein Hinweis für die Unterscheidung ist die Durchlässigkeit des Gesteins. In konventionellen Gasvorkommen kann das Erdgas – hauptsächlich Methan – weitgehend selbständig aus den Gesteinporen entweichen. Bei unkonventionellen Gasvorkommen müssen dagegen mit Hilfe von Hydraulic „Fracking“ Fracturing künstliche Risse in den Porenräumen geschaffen werden, damit das Gas für einen kurzen Zeitraum gefördert werde kann.
Tight Gas, Kohleflözgas und Schiefergas
Mit Erdgas in dichten Gesteinsschichten, englisch Tight Gas, ist häufig Erdgas in Sandstein gemeint. Bei Tight Gas gibt es mit steigender Undurchlässigkeit einen fließenden Übergang von konventionellen zu unkonventionellen Vorkommen. Kohleflözgas und Schiefergas wird dagegen generell zu den unkonventionellen Gasvorkommen gezählt. Die Erschließung unkonventioneller Gasvorkommen wird in Deutschland seit wenigen Jahren experimentell betrieben.
Mit oder ohne Fracking?
Fracking ist kein Unterscheidungskriterium für die Art der Gasvorkommen. Grundsätzlich wird es in beiden Formen angewendet. Bei konventionellen Gasvorkommen dient es im wesentlichen der Steigerung des Ertrages bei abflachender Förderung. Bei Schiefergas ist es dagegen Voraussetzung für eine wirtschaftliche Förderung. In Kohleflözgas wird in der Mehrzahl der Fälle Fracking eingesetzt. Es gibt allerdings auch Versuche, vorhandene Risse und Störzonen zu nutzen und das Gas alleine durch Abpumpen des Formationswassers zu fördern.
„Tiefe geologische Schichten“
Konventionelle und unkonventionelle Gasvorkommen können praktisch in jeder Tiefe vorkommen. Die Tight Gas Vorkommen in Erdgasfeld Söhlingen liegen in 4000 bis 5000 Metern Tiefe. Die Kohleflözgas Vorkommen im Münsterland im Bereich 1000 bis 2000 Meter. Die Schiefergasvorkommen an Steinhuder Meer (Nöpke / Neustadt) werden in 1000 Meter Tiefe vermutet.
Unterscheidung in Bezug auf die Risiken
Bei der konventionellen Gasförderung fallen bereits große Mengen an Bohrschlämmen und Lagerstättenwasser an. Diese sind mit teils krebserregenden Kohlenwasserstoffen, giftigen Schwermetallen wie Arsen und Quecksilber und radioaktiven Isotopen belastet. Beides wird durch Grundwasser führende Schichten gefördert, oberirdisch bearbeitet und teils unterirdisch transportiert und anschließend in Versenkbohrstellen/Disposalbohrungen entsorgt, wobei es wieder die Grundwasser führende Schicht passiert. Dabei kann es zu Problemen kommen: undichte Rohrleitungen, Unfälle/ Fehler beim Transport und die Verbindung vorher getrennter Grundwasserschichten. Disposalbohrungen können außerdem nachweislich zu Erdbeben führen.
Die Risiken der konventionellen Gasförderung werden im Verhältnis zum Nutzen weitgehend akzeptiert. Anders sieht es aus, wenn Hydraulic Fracturing zum Einsatz kommt. Hydraulic Fracturing führte in anderen Ländern nachweislich und mehrfach zur Kontaminierung von Grund- und Oberflächenwasser. Beim Fracking wird ein unglaublicher Druck von über 1300 bar ausgeübt. Gleich Mehrere Studien zeigen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Fracking und Erdbeben. Aktuell gerade in Großbritannien. Große Teile der Frackflüssigkeit bleiben anfangs im Untergrund. Wie sie sich dort anreichern und untereinander reagieren, ist nicht erforscht. Mit dem Lagerstättenwasser gelangen sie bei der späteren Förderung weiterhin an die Oberfläche.
Anzahl der Bohrungen und Frackings
Bei konventionellen Gasvorkommen ist häufig nur ein einziges Fracking notwendig. Bei der unkonventionellen Gasförderung ist es damit nicht getan: 274 Fracks auf einem einzigen Bohrplatz in British Columbia. Um unkonventionelle Gasvorkommen zu erschließen, muss die gasführende Schicht flächendeckend aufgebrochen werden. Deshalb wird ausgehend von einer Vertikalbohrung in 8 Richtungen gleich mehrfach über hunderte Meter mit Millionen Liter Wasser gefrackt. Die maximale Reichweite der Horizontalbohrung legt den Abstand zwischen den Bohrungen fest. Hunderte Bohrungen sind notwendig, damit überhaupt relevante Mengen an Gas gefördert werden können. Für das dichtbesiedelte und von Wassergewinnungsgebieten durchzogene Deutschland völlig unrealistisch. Und trotzdem wurde halb NRW für die Exploration und Förderung frei gegeben.