Vorfälle in Deutschland
Kontaminierungen mit Benzol und Quecksilber durch Lagerstättenwasser
2007 trat durch undichte Rohrleitungen Benzol und Quecksilber aus Lagerstättenwasserleitungen im Erdgasfeld Söhlingen von ExxonMobil aus.
An 9 Stellen kam es zu Kontaminierungen, deren Beseitigung bis 2011 andauerte. Erst Ende 2010 – im Rahmen der gestiegenen Aufmerksamkeit rund um die Gasförderung – wurden die Fälle einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Erst zu diesem Zeitpunkt reagierte überhaupt erst das zuständige Landesbergamt in Niedersachsen und kündigte eine Überprüfung aller ähnlichen Leitungstypen an.
“Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie LBEG hat Unternehmen der Erdgasindustrie den weiteren Betrieb einzelner Kunststoffrohrleitungen für den Abtransport von Lagerstättenwasser untersagt. Das Verbot gilt für Rohrleitungen aus dem Werkstoff PE 80 Polyethylen, wenn darin Lagerstättenwasser mit BTEX-Aromaten Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol und Quecksilber transportiert wird. […] Die Verunreinigungen gehen auf ein außergewöhnliches, nicht erwartetes, Schadensbild zurück, da an der Leitung keine Leckagen in Form eines offenen Loches vorliegen. Vielmehr sind die Stoffe durch Diffusion durch die Rohrwand in den Boden gelangt.”
Quelle: http://www.lbeg.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=28772&article_id=93623&_psmand=4
In diesem Zusammenhang wurden dann erst weitere Kontaminierungen durch undichte Lagerstättenwasserleitungen von ExxonMobil bei Hengstlage bekannt. Die Information darüber schaffte es aber wieder nicht bis zur Bevölkerung. Ungeachtet aller Versprechen von Transparenz und Offenheit wurden im Oktober 2011 durch eine Anfrage des BUND Rotenburg über den Grund für geplante Grundwasserabsenkungen bei Hemslingen / Hengstlage bekannt, dass es auch hier wieder zu Kontaminierungen des Bodens mit Schwermetallen und teils krebserregenden Kohlenwasserstoffen durch undichte Lagerstättenwasserleitungen von ExxonMobil gekommen ist.
Wirtschaftsminister Jörg Bode erklärte die Überprüfungen in Reaktion auf eine Kleine Anfrage im niedersächsischen Landtag vom 17. November 2011 für erfolgreich beendet:
Der Vorfall an einer Lagerstättenwasserleitung aus Kunststoff im Erdgasfeld Söhlingen bildete die Grundlage für eine landesweite Analyse des Zustandes dieser und vergleichbarer Rohrleitungen, die in den Unternehmen der niedersächsischen Erdöl- und Erdgasindustrie zum Transport von Lagerstättenwasser verwendet werden. Hierzu hat das LBEG gegen die Betreiber von Lagerstättenwasserleitungen Anordnungen getroffen, die u.a. folgendes beinhalten:
– Untersagung des Betriebs von Leitungen aus bestimmten Werkstoffen,
– Datenübermittlung zu den betriebenen Leitungen aus Kunststoffen,
– Durchführung von Bodenuntersuchungen in den Leitungstrassen nach einer abgestimmten Spezifikation,
– Erweiterung des gutachterlichen Eignungsnachweises für Kunststoffrohre auf Diffusion und Permeation.Die Leitungsbetreiber haben daraufhin sehr umfangreich unter Einbeziehung externer Gutachter Bodenuntersuchungen an Leitungstrassen durchgeführt, aufgrund der Ergebnisse der Untersuchungen die Leitungen bewertet, sofern erforderlich Leitungen stillgelegt und Planungen über den Ersatz von Leitungen angestellt. Im Zuge der landesweiten Analyse wurden auch Schäden an Lagerstättenwasserleitungen im Erdgasfeld Hengstlage festgestellt. Hier erfolgt derzeit eine Umstellung des Erdgasfeldes auf den Nassgastransport, wobei die Lagerstättenwasserleitungen stillgelegt und entfernt werden.
Quelle: http://www.mw.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=5459&article_id=100421&_psmand=18
Das ExxonMobil nicht alleine Probleme mit der Beseitigung der Millionen Liter kontaminierter Abwässer aus der Gasförderung hat, bewies dann die RWE DEA durch einen weiteren Vorfall aus dem August 2011 bei der Bohrung Völkersen Z1. Auch dieser Vorfall wurde erst deutlich verspätet durch einen anonymen Brief an den BUND Rotenburg bekannt. Nicht einmal die unmittelbaren Anwohner wurden darüber informiert, dass am Bohrplatz Völkersen Z1 Benzol und Quecksilber in das Grundwasser gelangten. 3000 Mikrogramm Benzol pro Liter wurden gemessen. Im Laufe von zwei Jahren soll der Wert durch beständiges Abpumpen und Filtern des Grundwassers auf 5 Mikrogramm gesenkt werden.
Im Dezember 2011 / Januar 2012 wurden dann erneut erhöhte Benzolwerte an der Leitung zwischen der Bohrung Völkersen Z1 und dem Betriebsgelände von RWE DEA gemessen. 5700 Mikrogramm pro Liter, doch eine Ursache konnte bisher noch nicht gefunden werden. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um ungeeignete Leitungen handelt, durch die Benzol in den Boden diffundieren kann. Laut LBEG und dem verantwortlichen Wirtschaftsminister Bode in Niedersachsen sollten aber bereits im November 2011 alle diesbezüglichen Leitungen untersucht worden sein.
In Deutschland gibt bis heute keine Informationspflicht der unmittelbar Betroffenen. Bei den beschriebenen Vorfällen wurde jeweils die Landesbergbaubehörde in Niedersachsen von den Unternehmen informiert. Ein zentrales Register aller Vorfälle, wie beispielsweise im Staat Pennsylvania (USA), gibt es nicht.
Vorfälle in den USA
US-Studie zeigt: Fracking kontaminierte mehrfach Trink- und Grundwasser
Die New York Times berichtet über die Entdeckung einer EPA Studie von 1987, welche dieKontaminierung von Grund- und Trinkwasser durch Hydraulic “Fracking” Fracturing aus dem Jahr 1984 untersuchte und auch nachwies. Damals und heute, so Mitarbeiter der EPA, werden solche Untersuchungen aber massiv durch die Öl- und Gasindustrie be- und verhindert.
USA: Fracking-Chemikalien und thermogenes Methan erneut im Grundwasser und Trinkwasser nachgewiesen
Seit 2008 untersucht die amerikanische Umweltbehörde EPA Kontaminierungen von Grund- und Trinkwasser in Pavillion, Wyoming. Eine im November 2011 veröffentlichte Untersuchung berichtet über gesundheitsgefährdende Mengen von beim Fracking eingesetzten Chemikalien, Phenole, Petroleum, Diesel und thermogenen Methan im Grund- und Trinkwasser.
In Pavillion wird seit Jahrzehnten aus großen Tiefen Gas gefördet. Zunehmend mit Hydraulic “Fracking” Fracturing. Anwohner klagen über neurologische Beeinträchtigungen, Geschmacksverlust und Nervenschmerzen. Seit 2008 hat die EPA Wasserproben untersucht und Butoxyethanol (2-BE), Benzol, Phenole und Spuren von Diesel im Grund- und Trinkwasser gefunden.
1,1 Millionen Dollar Strafe für Chesapeake Energy wegen Fracking-Unfällen
Nach zwei schweren Unfällen im Rahmen der unkonventionellen Gasförderung in den USA, wurde Chesapeake Energy jetzt zu einer “Rekordstrafe” in Höhe von 1,1 Millionen Dollar verurteilt.
Während des Fracking Vorgangs zur Stimulierung einer Gasquelle in Bradford County kam es Anfang April zu einem Blowout. Erst nach zwei Tagen konnte der Ausbruch gestoppt werden. Millionen Liter Frackwasser, versetzt mit teils hochtoxischen Chemikalien und stark gesättigt mit Salzen aus der Bohrung verteilten sich im Umland. Flüsse und Grundwasser wurden dabei belastet.