Die Abnahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme in den USA von 1.935 Stück im Sept 2014 über 700 Stück im Dez. 2015 auf 514 Stück am 19.02.2016 ist ein deutliches Indiz für die Dynamik der Abwärtsentwicklung, wenn auch die US-Förderung diesen starken Rückgang noch nicht widerspiegelt.
Nach 18 Konkursen in 2014 und 67 Konkursen in 2015, werden für 2016 die Konkurse von ca. 175 Firmen erwartet (das ist jedes dritte Unternehmen). Die betroffenen Firmen sind mit 150 Mrd. USD Gesamtverschuldung belastet.
Aber Insolvenzen sind noch lange nicht gute Lösungen für die Firmen. Das Beispiel Quicksilver Resources und die Verwertung von deren „assets“ durch die Konkursverwalter zeigt das deutlich: Nach 10 Monaten konnten die Förderstätten der hoch verschuldeten Firma für 245 Mio. USD verkauft werden, gegenüber 1,2 Mrd. USD, die zum Zeitpunkt der Insolvenz in den Büchern standen.
Auch Schlumberger, der weltgrößte Öl- und Gasfeldausrüster leidet unter den Folgen des abstürzenden Ölpreises. Im Geschäftsjahr 2015 ging der Umsatz um fast ein Drittel zurück und die Aktie verlor fast 20%. 25.000 Mitarbeiter wurden entlassen (25% der Belegschaft).
Der Börsenwert des größten Förderers Chesapeake Energy hat sich von
Mitte 2014 bis zum Januar 2016 von 18 Mrd. USD auf 1,1 Mrd. USD verringert,
Eine Abnahme von über 90%.
Der Rohölpreis liegt zurzeit um die 30 -35 USD/barrel.
Prognosen besagen, dass aufgrund der abrufbaren geförderten Ölmengen in 2016 keine Erholung der Rohölpreise zu erwarten ist. Das Ölangebot wird weiterhin über dem Bedarf bleiben. Dies nährt sich auch daraus, dass der Iran als wichtiger Produzent jetzt wieder in den Markt kommt und daraus, dass die US-Ölförderung momentan noch nicht zurückgegangen ist, trotz weitgehender Einstellung der Exploration.
Auch 2017 wird von der IEA noch keine durchgreifende Änderung erwartet, jedoch glaubt man, dass ab 2018 der Ölpreis sich deutlich erholen wird.
Die IEA prognostiziert darüber hinaus, dass die Ölproduktion in den USA aus Fracking-Bohrungen kurzfristig (in max. 6 Monaten) wieder hochgefahren werden kann, sobald der Rohölpreis die Marke 60 USD/barrel erreicht. Dadurch wird die US Shale-Förderung weitere Ölpreissteigerungen vereiteln.
Auch die OPEC sieht die Preis/Kostengrenze für die US-Fracking-Ölförderung zum Wiedereinstieg bei 60 USD/barrel. Bei höheren Preisen würde die US-Förderung wieder zunehmen.
Der Chef des zweitgrößten Fracking-Ölförderers der USA, Hess Energy, einem der führenden Produzenten im Bakken-Ölfeld, dämpft jedoch die Erwartungen einer schnellen Wiederaufnahme und Erhöhung der Förderung aus Fracking-Bohrungen. Er sieht – im Falle einer Wiederbelebung – nicht, dass die Förderung zur alten Höhe zurückkehren wird.
Vier internationale Förderländer, darunter Russland und Saud-Arabien haben in der
letzten Woche eine Absichtserklärung verabschiedet, ihre Förderung einzufrieren, um den Preisdruck aus dem Ölmarkt zu nehmen. In drei bis vier Monaten will man bewerten, was erreicht wurde.
Das teuer zu produzierende Nordsee-Öl geht in der Förderung mehr und mehr zurück, hier ist das Gebiet mit den weltweit höchsten Förderkosten. Jetzt macht fast die Hälfte der Ölfelder dort Verluste. In einer Preiswelt von 30 USD/barrel kappen die Gesellschaften fast alle Investitionen, um ihr Geld zusammenzuhalten und zu überleben. Die Zahl der aktiven Bohrungen nimmt ab. Plattformen werden in die Häfen gebracht.
V. Fritz
Quellen:
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/fracking-pleitewelle-such-us-oel-und-gasindustrie-heim-a-1078843.html vom 23.02.2016
http://www.theworldweekly.com/reader/view/newswire/2016-02-22/iea-predicts-oil-glut-to-last-until-at-least-2017/6824 vom 22.02.2016
Financial Times, February 22, 2016 Oil Supply glut to last into 2017, warns IEA
Financial Times, February 23,2016 US shale oil output rise set to fill cutback by Opec, says official
Financial Times, February 23, 2016 North Sea exploration nears standstill