Kommentar in CLEAN TECHNICA vom 24.06.2015 zur Bekanntgabe ihres 10-Jahres-Energieplanes von 2011 durch die Regierung des Bundesstaates UTAH mit einem Schwerpunkt auf der Ausweitung der Fracking-Förderung.
Originaltitel: 10-Year Energy Plan Calls For More Fracking: What Could Possibly Go Wrong?
Autorin: Tina Casey
Der große Staat UTAH veröffentlichte in 2011 seinen 10-Jahresplan für Energie mit einem Schwerpunkt auf der Ausweitung der Förderung fossiler Brennstoffe, und jetzt sieht es so aus, als räche sich das.
Zu Beginn dieser Woche ließ der Rolling Stone die Bombe platzen mit einem Bericht, in dem das Erdgas-Fracking mit Missgeburten und Säuglingstod in Vernal im Unika Becken in Verbindung gebracht wird. Und es ist gerade das Uinta Becken, das die Staatsvertreter von Utah als Schwerpunktgebiet für die Erdgasproduktion benannt haben, als sie den Energie-Plan veröffentlichten.
Der Rolling Stone Fracking-Artikel vom 22.06.2015 wird möglicherweise als einmaliges Ereignis mißgedeutet werden, aber er folgt einem Newsweek Beitrag, der zu Beginn dieses Frühlings herauskam und ziemlich dasselbe zum Thema hatte.
Er beschrieb den gleichen Zusammenhang zwischen Fracking und Säuglingssterblichkeit in Vernal. Und beide Artikel unterstützen eine neue Studie, welche zu niedriges Geburtsgewicht in Pennsylvania mit Fracking in Verbindung bringt.
Für jene unter Ihnen, für die dieses Thema neu ist: Fracking ist die Kurzbezeichnung für Hydrofracking, eine Bohrmethode bei der riesige Mengen einer chemischen Salzlösung in den Untergrund geschossen werden, um Erdgas und Erdöl aus den Shake-Formationen herauszulösen.
Diese Methode war relativ unüblich, bis in der Bush-Ära die Befreiung von den bundesstaatlichen Umweltbestimmungen es möglich machte, dass diese Praktik wachsen und in neue Gebiete vorstoßen konnte.
Beide Artikel im Rolling Stone und in Newsweek weisen auf die Tatsache hin, dass es schwierig bis unmöglich ist, den ursächlichen Zusammenhang zwischen Fracking und den Gesundheitsbeein-trächtigungen zu beweisen. Das liegt hauptsächlich daran, dass in der vorerwähnten Bush-Ära mittels eines Schlupfloches die Bohrindustrie in die Lage versetzt wurde, die Zusammensetzung ihrer eingesetzten Chemikalien geheim zu halten. Dadurch müssen Untersucher ihre Schlussfolgerungen ziehen, ohne den Vorher-Nachher-Vergleich anstellen zu können und ohne eine vollständige Liste der eingesetzten Substanzen. Die Informationslücke wird noch weiter geöffnet, weil bei einer dünnen Besiedlung die Schwierigkeit besteht, ausreichend statistische Daten zu gewinnen. So ist das auch in Vernal.
Der neue Fracking-Bericht der US EPA illustriert das Dilemma. Wegen zu geringer Daten konnte die EPA zu keiner abschließenden Bewertung zu Fracking und den weit verbreiteten Auswirkungen auf die Wasserqualität gelangen. Der Bericht endet mit einem „Stand der Wissenschaft“-Bericht, in dem aufgezeigt wird, wo die Informationslücken sind.
So schwer der Nachweis für einen direkten ursächlichen Zusammenhang auch sein mag, das mit dem Fracking zusammenfallende Auftreten von gesundheitlichen Auswirkungen steigt ständig weiter an. Und eine neuerlich veröffentlichte Studie der University of Pittsburgh zeigt signifikante Zahlen.
Die neue Fracking-Studie der University of Pittsburgh ist betitelt mit: „Geringeres Geburtsgewicht in Abhängigkeit des Wohnortes der Mutter von Gasförderbohrungen“.
Es werden Geburten in der Region des Marcellus Shale in Pennsylvania untersucht. Die Autoren betonen, dass der Umfang ihrer Studie nicht dazu gedacht ist, einen kausalen Zusammenhang herzustellen. Jedoch zeigen die Zahlen den dringenden Bedarf für weitere Untersuchungen an.
Die Uni führt aus, dass vor 2007 nur 44 gefrackte Erdgasbohrungen bekannt waren, die in der Marcellus Shale-Region erbohrt worden waren. Zwischen 2007 und 2010 stieg die Zahl dieser Bohrungen auf astronomische 2.864 Bohrungen an. Es wurden die Geburtsberichte von 15.451 Babies untersucht, die in 3 Kreisen geboren wurden. Die Forscher fanden heraus, dass Mütter, die in der Nähe größerer Ansammlungen von gefrackten Bohrungen lebten, eine um 34% höhere Wahrscheinlichkeit aufwiesen, Babies zu gebären, die für ihr Alter ein zu geringes Wachstum aufwiesen.
Zwei andere Studien kürzlich zeigen ähnliche Effekte auf, eine von der Cornell University, die geringes Geburtsgewicht mit den Fracking-Aktivitäten in Pennsylvania in Verbindung bringt und eine andere Studie, Pennsylvania Fracking Study, erstellt in Zusammenarbeit der Princeton und Columbia University mit dem MIT, welche auch dauerhafte negative Wirkungen auf Gesundheit, soziale Bedingungen und wissenschaftliche Ergebnisse festgestellt hat.
Nachdem nun auch ein Artikel in der Vanity Fair erschienen ist, der sich mit den Auswirkungen auf die Wasserqualität und den Risiken durch Lungenkrebs beschäftigt und dazu auf NBC News berichtet wurde, mit Schwerpunkt auf den Lungenkrebs-Risiken, scheint es so, als wenn die Auswirkungen des Frackings endlich beginnen, im Radar der führenden Medien der USA wahrgenommen zu werden.
Der 10-Jahresplan der Energie-Strategie von Utah lässt einen Teil außer Acht. Utah hat den 10-Jahre Energie Plan 2014 überarbeitet und während der Staat Lippenbekenntnisse für die Idee abgibt, die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu schützen, ist diese Nachricht noch nicht unten in der Praxis angekommen.
Sie können die Zusammenstellung von Fotos und Videos unter „Uinta Basin-An Unconventional Future“ ansehen, um einen visuellen Eindruck von den Auswirkungen der Öl- und Gasförderung im Uinta Basin zu bekommen. Bisher waren Industrie-Eigentümer in Utah in der Lage, Bedenken zurückzuweisen, die von örtlichen Bewohnern, von Umweltgruppen und Forschern erhoben wurden (inklusive der Erdbeben-Thematik), aber der neue Artikel im Rolling Stone könnte endlich der Sache einigen Schub verleihen.
Und der Autor Paul Solotaroff gießt noch Öl in das Feuer mit seiner verheerenden Vor-Ort-Beschreibung des Lebens in einer Fracking-Zone, die geschickt die dringende Nachricht des Papstes in seiner neuen Enzyklika „Laudato Si“ unterstreicht, dass eine Verhaltensänderung notwendig ist.
übersetzt: Volker Fritz
http://cleantechnica.com/2015/06/24/10-year-energy-plan-calls-fracking-possibly-go-wrong/