Über 500 Menschen, davon laut NDR über 200 aus dem Amt Probstei, Kreis Plön, haben gestern im 443-Seelen-Dorf Prasdorf gegen Fracking demonstriert. Es war die größte anti-Fracking-Manifestation, die es je in Schleswig-Holstein gegeben hat. Anwohner, die von der hier erteilten Ölförderlizenz „Prasdorf“ betroffen sind, übergaben dem Umweltminister Dr. Robert Habeck 3300 Unterschriften gegen Fracking. Die Rednerliste der anschließenden Kundgebung war lang. Neben Ortspolitikern und Minister Habeck kamen auch Mitglieder zweier anti-Fracking-Initiativen zu Wort.
„Eine große Gefahr sind Politiker, die suggerieren, es gebe bald ein Fracking-Verbot, und Medien, die diese politische Irreführung weitertransportieren“, klagte Dr. Reinhard Knof von der Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager und Fracking das durchsichtige Manöver an, mit dem die Umweltministerkonferenz (UMK) vor zehn Tagen ihren Fracking-Legitimierungsbeschluss als Fracking-Verbot verkaufen wollten (wir berichteten). Einen Beleg dafür sah Knof in den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Fracking voranzubringen. „Der von den Umweltministern letzte Woche gefasste Beschluss, „umwelttoxisches Fracking in unkonventionellen Lagerstätten“ zu verbieten, hätte für Prasdorf keinerlei Auswirkungen, da es sich hier um eine konventionelle Dogger-Lagerstätte handelt“, erklärte Knof. „Hier will PRD Energy mittels horizontaler Bohrungen und Frack-Techniken Öl fördern.“ sagte Knof und verwies auf den Bewilligungsantrag, aus dem dies eindeutig hervorgeht.
Mit Blick auf den weitverbreiteten Irrglauben, Fracking sei doch vom Tisch, rief Hans-Jürgen Schulz von der Postfossil -Aktionsgemeinschaft “Stoppt Fracking im Großraum Kiel – für eine postfossile Zukunft! zur Wachsamkeit auf und unterstrich die Aussage von Knof: Der UMK-Beschluss sei eine Mogelpackung. Dem Umweltminister rief er zu, endlich mit der Intransparenz Schluss zu machen und den Interessen der Unternehmen nicht länger den Vorrang zu geben. Schulz warf Habeck vor, die Erlaubnisse und Bewilligungen ohne inhaltliche Prüfung der Arbeitspläne genehmigt zu haben. „Zumindest die Möglichkeit zu fracken, ist doch ersichtlich gewesen – selbst das LBEG hat dies während des Hearings im Kieler Landtag am 7.8.2013 eingeräumt.“, sagte Schulz. „Damit haben Sie, Herr Dr. Habeck, doch bereits die Weichen gestellt für das Betriebsplanverfahren – Ablehnung ist dann kaum noch möglich und selbst wenn, dann könnte es sehr teuer für das Land Schleswig-Holstein werden.“
Umweltminister Habeck hatte keinen guten Stand und sah sich dem Gelächter der Menge ausgesetzt, als er die Vorwürfe abstritt. Vor laufender Kamera (ab Minute 8:30) bemühte er sich denn auch, den erwähnten UMK-Beschluss weiterhin zum Fracking-Verbot umzudeuten, räumte aber auch ein, dass man ja erst ganz am Anfang stehe und die Dinge sich erst noch entwickeln müssten.
Nach der Demonstration der 500 anlässlich der UMK in Konstanz am 8. Mai war die in Prasdorf schon die zweite Mahnung gegen Fracking in Deutschland. Es scheint, die Zivilgesellschaft wird nach zahllosen Petitionen und Offenen Briefen der vergangenen Monate zunehmend mobil. Die nächste Manifestation der Ablehnung von Fracking findet schon bald: Am kommenden Samstag ruft die Bürgerinitiative Erdöl Saal zum sichtbaren Protest gegen das Fracking-Projekt in Saal auf, bei dem das kanadische Unternehmen CEP in Saal, Mecklenburg-Vorpommern, Öl aufsucht — genau wie in Prasdorf in einer so genannten konventionellen Lagerstätte.