Zusammenfassung: Erderwärmung wird durch Treibhausgas-Emissionen aus den auftauenden Permafrostböden der arktischen Region beschleunigt. Bisherige Klima-Modelle zur Abschätzung der weiteren Entwicklung sind damit überholt. Die Lage ist bereits äußerst ernst und erfordert sofortiges Handeln zur Abmilderung der Erwärmung. Nach Meinung der Wissenschaftler kann sie jetzt nicht mehr aufgehalten werden.
Langversion:
Übersetzung: (auszugsweise) kommentiert vom 30.12.16
„Wir haben ein Monster freigelassen: bisher gefrorener Boden ,atmet‘ jetzt Treibhausgase aus“
und: Erstmals seit der menschlichen Existenz auf der Erde gibt es CO2-Zuwachsrekorde in 2 Jahren hintereinander.
TruthOut-Beitrag vom 28.12.2016
Autor: Dahr Jamail
http://www.truth-out.org/news/item/38885-we-have-released-a-monster-previously-frozen-soil-is-breathing-out-greenhouse-gases
Originaltitel: We Have Released a Monster: Previously Frozen Soil Is “Breathing Out” Greenhouse Gases
Truth-Out-Beitrag vom 16.11.2016
Autor Dahr Jamail
http://www.truth-out.org/news/item/38387-for-the-first-time-in-human-existence-co2-rates-break-records-two-years-in-a-row
Originaltitel: For the First Time in Human Existence, CO2 Rates Break Records Two Years In a Row
Volker Fritz:
Die zunehmende Erkenntnis über die bereits dramatische Situation, auf welche wir mit der Klima-Erwärmung zusteuern, macht es immer dringlicher, umfassende Maßnahmen zur Reduzierung der Kohlenstoff-Verbrennung und der Methan-Emissionen unverbrannten Methans in die Atmosphäre zu ergreifen.
Naturveränderungen durch die Erwärmung führen ebenfalls zu Freisetzungen von Treibhausgasen, die zu den menschengemachten Wirkungen hinzukommen.
Entwicklungen sich anbahnen oder schon im Gange sind. Inzwischen haben wir zwei bedeutsame selbst verstärkenden Systeme ausgemacht, auf die wir – nach ihrem Beginn – schon keinen Einfluss mehr haben:
- durch unsere menschlichen Aktivitäten hat sich die Atmosphäre so weit erwärmt, dass das Polareis im Sommer zu einem großen Teil schmilzt und als Reflexionsfläche zur Zurückstrahlung der Sonnenenergie ins Weltall ausfällt.
Die Folge ist eine stärkere Wärmeaufnahme des polaren Meeres und eine noch größere Sommerschmelze des Polareises und voraussichtlich im Herbst 2017 oder spätestens im Herbst 2018 wird das Polarmeer erstmals eisfrei sein mit der weiter zunehmenden Erwärmung der polaren Region. - der auftauende Permafrostboden in den Regionen des polaren Umfeldes in Alaska, in Sibirien, im Norden Kanadas entwickelt sich zum „Monster“ das in großem Umfang die bisher darin gefangenen Treibhausgase abbläst.
Auch hier besteht die Bedrohung durch den selbst beschleunigenden Regelkreis. Kommt mehr CO2 in die Atmosphäre, gibt es eine größere Erwärmung. Und die CO2-Mengen werden auf 30 bis 55 Mrd to CO2 zusätzlich geschätzt, die während der kommenden 35 Jahre in die Atmosphäre entlassen werden, wenn die globale Temperaturerhöhung sich der plus 2 Grad-Marke nähert. Je nach der Geschwindigkeit der weiteren Erwärmung der Atmosphäre bis 2050 wird im Minimum mit 0,45ppm/Jahr zwischen 2016 und 2050 gerechnet, wenn die Erwämung in dieser Zeit um ca. 1 Grad Celsius erfolgt. Wenn die Erde aber bis 2050 auf plus 2 Grad Celsius über der vorindustriellen Periode ansteigt, wird im Mittel mit 0,71ppm/Jahr in diesem Zeitraum gerechnet.
Die Erde hat sich bereits um über 1 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Stand erwärmt und im September 2016 wurde der CO2-Gehalt der Atmosphäre von 400 ppm erreicht. Der CO2-Gehaltsanstieg der Atmosphäre war in 2 Jahren hintereinander der höchste jemals gemessene. In 2017 wird der mittlere CO2-Gehalt der Atmosphäre Größenordnungen erreichen, wie sie vor 15 Millionen Jahren letztmalig auftraten, als Meeresspiegel ungefähr 27 m höher waren, als heute. Damals lagen die Temperaturen um 3 bis 4 Grad Celsius höher als heute.
In 2015 betrug er; nach Messungen der NOAA 3,05 ppm
in 2016 wird er 3,2 bis 3,55 ppm erreichen.
Zum Vergleich:
in den 1980ern und 1990ern lag der Wert bei ca.1,5 ppm/Jahr
in den 2000ern lag er bei 2 ppm/Jahr
die 2010er erleben eine erneute starke Zunahme auf ca. 2,5 ppm/Jahr.
1998 wurden weltweit ca. 26 Milliarden to CO2 in die Luft geblasen.
2015 waren es weltweit schon ca. 36 Milliarden to CO2, die in die Luft geblasen wurden.
Und vom Methan und dessen Wirkungen spricht in diesem Zusammenhang noch niemand,
obwohl sie vorhanden sind.
Dr. Thomas Crowther, der Leiter der Studie zu den Freisetzungen von Treibhausgas auftauendem Permafrostboden, kommentierte gegenüber „The Independent“ die Gesamtlage so:
„Es hängt vieles vom Grad der Geschwindigkeit ab, mit der die Erwärmung der Atmosphäre vor sich geht. Wenn die durch menschliches Handeln verursachte Erwärmung (ACD) schneller erfolgt, als erwartet, dann könnte der Einfluss des künftigen Präsidenten der USA, als Klimawandel-Verneiner, zu einer Katastrophe für die Menschheit werden.
Wir sind zur Zeit auf einem Weg, der uns bis 2100 eine Mindest-Erwärmung von plus 5 bis plus 7 Grad Celsius oder mehr bringen kann. Und es ist unwahrscheinlich dass die menschliche Zivilisation eine Erwärmung der Atmosphäre von global plus 3,5 Grad Celsius überleben kann, da der Mensch noch nie auf einem so warmen Planeten gelebt hat. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass wir den Umkehrpunkt der globalen Erwärmung bereits überschritten haben und wir können ihre Effekte nicht rückgängig machen. Aber wir können sie sicherlich dämpfen“.
Andere Wissenschaftler hoben die Bedeutung der Crowther-Studie hervor, um geeignete Maßnahmen zu Milderung der menschengemachten Erwärmung (ACD) zu entwickeln, da die Reaktionen aus dem Permafrostboden eine der größten
Unsicherheiten in den derzeitigen Klimamodellen sind.
Prof. Ivan Janssens von der Universität Antwerpen hält die Studie sogar für „sehr wichtig“. „Wir müssen dringend eine Weltwirtschaft entwickeln, die von nachhaltigen Energiequellen versorgt wird und beginnen, CO2 als Wertstoff zu
nutzen, statt als Abfall“, führte er gegenüber dem „The Independent“ aus. Und weiter meinte er, dass bei bedeutenden Fortschritten an dieser Front es noch möglich sein kann, eine katastrophale Erwärmung zu verhindern.
übersetzt und kommentiert: Volker Fritz