Bericht aus Rumänien
Am Ende eines dramatischen Tages haben Fracking-Gegner im siebenbürgischen Moşna (Meschen) gestern einen Sieg errungen. Im Kampf gegen illegale seismische Aufsuchungsaktivitäten des Unternehmens Prospecţiuni S.A. im Osten Rumäniens sammelten sie Tausende Meter Kabel ein, die für die seismische Exploration ausgelegt worden waren, und trugen sie in ihr Dorf. Die Tage zuvor hatten die Protestierer Mitarbeiter des Unternehmens immer wieder blockiert, die auch unbefugt Land des Bio-Bauern Willy Schuster betreten hatten.
Nachdem sie von Herrn Daianu, einem Unternehmensrepräsentanten, bedroht und beschimpft worden waren, eskalierten die Protestierer die Sache und die Eindringlinge mussten den Platz räumen. Anschließend zogen sie in einem Konvoi mit rund 40 Fahrzeugen ins benachbarte Dorf Alma Vii, wo ebenfalls illegale seismische Tests stattgefunden hatten. Dutzende Menschen, lokale Einwohner und Unterstützer aus ganz Rumänien und auch aus Deutschland, sammelten hier die ausgelegten Kabel ein und trugen sie in einem wahren Triumphmarsch ins Dorf.
Später am Abend hatte der o.g. Herr Daianu die dumme Idee, ins Dorf zu kommen und seine Kabel zurückzuverlangen. Das erregte den spontanen Ärger der feiernden Menschen und Herr Daianu konnte nur froh sein, dass Polizei anwesend war und er „entkommen“ konnte.
Die Menschen haben ein aggressives Unternehmen und ihren Sicherheitsdienst in die Flucht geschlagen — und auch ihre frühere Angst, schreibt die ehemalige rumäniendeutsche Zeitung Neuer Weg. Nach diesem unerwartenen, großen Erfolg könne es kein anderes realistisches Szenario geben als den SOFORTIGEN und ENDGÜLTIGEN STOPP aller illegalen Schiefergasaufsuchungen in ganz Rumänien.
Rund 70 Prozent der Landesfläche Rumäniens sind mittlerweile für Fracking-Projekte vergeben worden, teils an ausländische Unternehmen wie Chevron, teils an staatseigene Betriebe.
Seit vielen Monaten gehen die Menschen zu Hunderten und Tausenden auf die Straßen. Eine Demonstration im Vorjahr in der Hauptstadt Bukarest fand besonderen, weltweiten Widerhall: Viele hatten Brotlaibe dabei, um zu symbolisieren, dass Fracking die Lebensgrundlagen unmittelbar bedroht.
Zu massiven Repressalien kam es in den vergangenen Wochen bei Protesten in Pungesti, bei denen Demonstranten krankenhausreif geschlagen oder ins Gefängnis gesteckt wurden. Dort wird jetzt nicht mehr nur gegen Fracking demonstriert, sondern auch für die Freilassung der inhaftierten Mitstreiter.
Menschenrechtsverletzungen, Einschüchterungsversuche, Haftandrohungen werden zunehmend von Fractivisten berichtet. „Es ist wie früher zu Zeiten des KGB“, berichtete jemand, selbst von Repressalien betroffen. „EU-Kommissarin Reding hat unlängst undemokratische Verhältnisse in Rumänien und Ungarn festgestellt. Hier in Rumänien geht die Entwicklung schnell in Richtung totalitärer Staat, der Katalog der Einschüchterungen ist lang, nicht nur gegen Frackinggegner, sondern auch gegen die, die gegen die Goldmine Rosia Montana auftreten – ein verdammter Krieg.“