Volker H.A. Fritz WF, den 19.08.2013
Übersetzung eines Berichtes im „the guardian“, Texas vom 11.08.2013 von Suzanne Goldenberg in Barnhart, Texas
Originaltitel:“ A Texan tragedy: ample oil, no water Fracking Boom sucks away precious water from beneath the ground, leaving cattle daead, farms boone-dry and people thirsty“
Beverly Mc Guire sah die Warnzeichen, ehe die Trinkwasserversorgung von Barnhart austrocknete: Sand in der Toilettenschüssel, das Gluckern von Luft im Hahn, eine Pumpe die unablässig ohne Wirkung arbeitete. Aber das bereitete sie noch nicht auf die Nacht im letzten Monat vor, in der sie den Hahn aufdrehte und entdeckte, dass die winzige Stadt, in der sie ihr Heim vor 35 Jahren aufgeschlagen hatten, nun ohne Wasser war.
„An dem Tag, als uns das Wasser ausging, drehte ich meinen Wasserhahn auf und da war nichts und in diesem Moment wusste ich, dass ganz Barnhart das selbe widerfuhr“ sagte sie, ein paar Tränen zurückhaltend. „Ich ging, lieber Gott hilf uns, das waren die ersten Gedanken, die mir in den Sinn kamen!“
Quer durch den Südwesten der USA erleben die Bewohner kleiner Gemeinden wie Barnhart, dass etwas so Grundsätzliches wie fließendes Wasser, an das man ohne Nachdenken durch Aufdrehen des Wasserhahns gelangen konnte, nicht mehr selbstverständlich ist. Drei Jahre Trockenheit, Jahrzehnte zu goßer Entnahmen und jetzt der ausufendernde Bedarf der Ölindustrie nach Wasser zum Fracken entleeren die Reservoire und die Grundwasservorräte. Und die Klimaveränderung macht die Dinge noch schlimmer. Nur alleine in Texas könnte bis zum Jahresende 30 Gemeinden das Wasser ausgehen, nach Angaben der Texanischen Kommission für Umweltqualität.
Nahezu 15 Millionen Menschen leben unter einer Form der Wasser-Rationierung, die es verbietet, ihre Rasenflächen zu sprengen oder ihre Swimmingpools nachzufüllen. Im Falle der Gemeinde Barnhart scheint es, dass die Wasserversorgung austrocknete, weil das Wasser zur Verwendung für das Fracken von Schieferlagern abgepumpt wurde. Die Gemeinde – eine Tankstelle, Gemeindesaal und Schnellrestaurant – befindet sich mitten im Gebiet des Texanischen Ölrausches, am östlichen Ende der Permian Beckens. Vor ein paar Jahren schien dies ein Platz am Ende der Welt zu sein. Heute, sagte Mc Guire, kann sie von ihrer Veranda 9 Ölförderbohrungen sehen und außerhalb des Ortes parken Dutzende von Wohnmobilen, voll mit Ölarbeitern. Barnhart blieb ohne Wasser für 5 Tage im letzten Monat, ehe eine örtliche Arbeitsgruppe einen alten Eisenbahnbrunnen sah und dann aus diesem abpumpte. Aber Einwohner fürchten, dass nur eine zeitweise Lösung ist und beim nächsten Mal, wenn das wieder passiert, werden sie keine eigenen Brunnen mehr haben, auf die sie zurück greifen können. Kuykendall sagte:
“ mein Brunnen ist kurz davor trocken zu laufen“
So, also was kann so ein Örtchen wie Barnhart tun? Fracking ist ein starker Aderlass für die Wasserversorgung. Im benachbarten Distrikt Crockett, beträgt der Anteil der Wasserentnahme für das Fracking 25% des Gesamtverbrauches, nach Angaben der Grundwasserverwaltung des Distriktes. Aber Katharine Hayhoe, eine Klimawissenschaftlerin an der Texas Tech University in Lubbok, argwöhnt, dass Fracking nicht der einzige Grund dafür ist, dass Texas so austrocknet und ebenso auch nicht die Dürre. Die letzten Erschütterungen für das Wasserversorgungssystem kommen nach Jahrzehnten der Übernutzung durch Viehzüchter, Baumwollfarmer und schnellwachsende durstige Städte.
„Wir haben große urbane Zentren, die aus dem Westen von Texas Wasser abpumpen, um es auf ihre Flächen zu geben. Wir haben eine riesige Agrargemeinschaft und jetzt haben wir noch Fracking, bei dem auch Wasser verbraucht wird. Und dann ist da noch der Klimawandel.“
West Texas hat eine lange Historie wiederholter Trockenperioden, aber unter der Wirkung des Klimawechsels hat der Südwesten rekordbrechende Hitzewellen durchlebt, die den Boden noch weiter austrockneten und die Verdunstung des Wassers in Seen und Reservoiren beschleunigten. Die Aquiferen im Untergrund konnten sich nicht auffüllen.
„Was passiert ist, das der Klimawandel noch als zusätzliche Belastung obendrauf kommt und in vielen Fällen kann das der letzte Strohhalm sein, der dann zum Brechen des Kamelrückens führt. Aber das Kamel ist bereits überladen,“ sagte Frau Hayhoe.
Andere Gemeinden quer durch den knochentrockenen Südwesten greifen zu außergewöhnlichen Maßnahmen um das Wasser am fließen zu halten.
- Robert Lee, auch in dem Ölstreifen, hat Wasser per Tankwagen kommen lassen.
- So tat es auch die Gemeinde Spicewood Beach, eine Erholungsstadt, 40 Meilen von Austin entfernt. Sie beziehen Wasser per Tankwagen schon seit Anfang 2012.
- San Angelo, eine Stadt mit 100.000 Einwohnern, hat selbst eine Pipeline zu einer unterirdischen Wasserquelle verlegt, die 60 Meilen entfernt liegt und zusätzlich noch ein halbes Dutzend neue Brunnen angelegt.
- Las Cruces, gerade hinter der Grenze vom Texanischen Pfannenstiel, in New Mexico, bohrt bis zu 360m tief um an Wasser zu kommen.
Aber solche Lösungen sind unerreichbar für kleine ländliche Gemeinden. Außer den Wohnmobil Parks für die Ölarbeiter, die gerade mal vorbeikommen, hat das Örtchen Barnhart gerade mal 200 Einwohner.
„Wir verdienen gerade genug Geld um unsere Stromrechnung zu bezahlen und wo sollen wir da 300.000.-USD für das Bohren eines Wasserbrunnens hernehmen?“ sagte John Nanny, ein Beschäftigter des Wasserversorgungsunternehmers, der die Gemeinde mit Wasser versorgt.
Die letzte Woche brachte etwas Erleichterung mit Regenfällen im gesamten Bundesstaat Texas. Regenmessgeräte in einigen Gegenden von West Texas maßen 2 Zoll Niederschlag und darüber. Einige Rinderzüchter glaubten hoffen zu dürfen, dass dies der Beginn für das Ende der Trockenperiode sein wird. Aber Owens glaubt das nicht, auf jeden Fall nicht jetzt. Die Aquiferen im Untergrund würden Weit mehr Regen benötigen, um sich wieder füllen zu können, sagte er, und außerdem hat es bei weitem nicht so heftig geregnet, wie er es aus seiner Kindheit kennt.
„ Wir müssen Fluten haben. Wir müssen einen Hurricane haben, der bis heraus in unseren Distrikt kommt und alles komplett überschwemmt, damit die Aquifere wieder aufgefüllt wird.“ sagte er,
„denn wenn das Wasser Weg ist, war es das. Dann sind wir verloren.“
V. Fritz