Soll in Schaumburg gefrackt werden?

Umweltpolitischer Sprecher Becker in Erklärungsnot

Auf reges Interesse traf ein Infoabend der Umweltgruppe Wiedensahl und des Anti-Atom-Bündnis Schaumburg zum Thema Fracking in Stadthagen. Im überfüllten Energie-Café des Kulturzentrums Alte Polizei diskutierten Wolfgang Marschausen (Bürgerinitative Flecken Langwedel gegen Gasbohren ), Oliver Kalusch (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz) und der energiepolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Karsten Becker unter der Moderation von Klaus Strempel (Alte Polizei). Für Entsetzen sorgte die Nachricht, dass faktisch das ganze Schaumburger Land bereits mit Aufsuchungserlaubnissen zur Gasgewinnung überzogen ist. Die Besucher reagierten mit heftiger Kritik an der Politik der Landesregierung.

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Fracking-Diskussion in der Alten Polizei

Bereits seit einigen Jahren fördert GdF Suez am Steinhuder Meer mittels Fracking sogenanntes „Tightgas“ und hat sich weitere Flächen südlich des Sees gesichert. Zwischen Stadthagen und Sachsenhagen hofft die PVG Kohleflözgas zu finden und im Rest des Landkreises sucht ExxonMobil nach dem umstrittenen Schiefergas. All diese Gasvorkommen erfordern in aller Regel die umweltzerstörende Fracking-Technik.

Meinhard Behrens von der UG Wiedensahl verweist auf die Widersprüche in der Landespolitik: „Es ist nicht plausibel, dass das Land weiterhin Aufsuchungserlaubnisse für unkonventionelle Gasvorkommen erteilt, obwohl der Wirtschaftsminister vorgibt, sich gegen unkonventionelle Gasförderung zu stellen. Das Bundesberggesetz lässt eine strenge Prüfung und eine Versagung von Aufsuchugnsanträgen durchaus zu, wie sich erst vor wenigen Wochen am Beispiel eines Schiefergas-Feldes in Nordhessen gezeigt hat.“

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Erteilte Aufsuchungserlaubnisse

Für Befremden sorgten die Aussagen des energiepolitischen Sprechers der SPD, Karsten Becker, dass das Land in seiner Bundesratsintiative ein Verbot von Schiefergas fordere. Das gut informierte Publikum konnte diese Behauptung mit Fakten widerlegen: In den Bundesratsdrucksachen findet sich keine solche Passage.

Oliver Kalusch argumentierte mit Sicherheitsmängeln und naturgegeben fehlenden Sanierungsmöglichkeit im Untergrund. Wolfgang Marschhausen verwies auf heute schon in Folge der Gasförderung auftretende Erdbeben. Auf breite Zustimmung stieß das Fazit, besser auf Erneuerbare Energien zu setzen. Fracking würde nur vorrübergehend einen verschwindend geringen Anteil zum Energieaufkommen beisteuern können.

 

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Arbeitsprogramm (Schwärzungen durch LBEG)

Update:

Eine Recherche in den Archiven von gegen-Gasbohren lässt die Befürchtungen als berechtigt erscheinen. Während Becker davon sprach, dass Frac-Absichten aus den Erlaubnissen nicht abzuleiten seien, spricht das zugehörige Arbeitsprogramm dort eine andere Sprache. So finden sich im Verlängerungsantrag zum Schiefergas-Feld „Schaumburg-Verkleinerung“ eindeutige Hinweise auf beabsichtige Frac-Maßnahmen („Stimulation des Zielhorizonts“) im betreffenden Feld. Nach vorläufiger Planung umzusetzen bis Mai 2015. Der zeitliche Ablauf erscheint mittlerweile fraglich, doch der nun von Gabriel und Hendricks vorgelegte Gesetzentwurf bringt Exxon ein gutes Stück näher ans Ziel.

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