Gillingham aber verkauft nicht. Zwar könnte er das Geld gut gebrauchen, schließlich musste der Farmer nach zwei Rekordfluten innerhalb von fünf Jahren seinen biodynamischen Gemüseanbau aufgeben. Aber er will die Energiekonzerne am liebsten ganz aus den Catskills vertreiben. Gillingham arbeitet heute als Naturschützer für eine lokale Umweltorganisation. Das nehmen ihm einige Freunde übel. Seit die Ölleute mit den Schecks bei den Farmern anklopfen, geht ein Riss durch die Dorfgemeinschaften.
Die größte Sorge der Umweltschützer gilt dem Trinkwasser, das durch die Fracking-Chemikalien verschmutzt werden könnte. Dass die Bohrunternehmen nicht sagen wollen, was genau sie in den Boden spritzen, macht sie umso nervöser. Die Rezepte müssten aus Wettbewerbsgründen geheim bleiben, sagen die Firmensprecher. Doch zu den Substanzen gehören laut Studien Benzole, Formaldehyd und Methanol – allesamt krebsverdächtig.
Das Gesetz schützt da kaum. Für das Fracking gibt es bisher gar keine einheitlichen Regeln. Der ehemalige Vizepräsident Dick Cheney, zuvor Chef des Energiekonzerns Halliburton, sorgte dafür, dass die Methode von den US-Bundesvorschriften für den Wasserschutz ausgenommen wurde.
Wenn es nur das Wasser wäre: In Ohio hat Fracking nach Ansicht der Behörden mehrfach Erdbeben ausgelöst. Fördertürme, Pipelines und Schmutzwasserpools würden Gegenden wie die Catskills in eine Industrielandschaft verwandeln, und neue Wirtschaftszweige wie nachhaltige Landwirtschaft und Tourismus, die sich in den vergangenen Jahren entwickelt haben, würden geopfert.
Die Anti-Fracking-Bewegung findet neuerdings Anhänger im ganzen Land, die zuständige Behörde wurde mit über 61.000 Bürgereingaben überschwemmt. Der Bundesstaat New York genehmigt erst einmal keine neuen Anträge mehr. »Das ist ein großer Erfolg«, sagt Wes Gillingham.
Die Energiefrage wird zur Grundsatzfrage: Wie viel ist Amerika bereit zu zahlen? »Wir müssen buchstäblich die Erde aufbrechen, um noch an diese fossilen Brennstoffe zu kommen«, sagt der Umweltaktivist Bill McKibben.
Quelle:
Energiepolitik: Grün wird Obama kaum mehr werden | Wirtschaft | ZEIT ONLINE.