Rotenburger „Ostermarsch gegen Fracking“

Bericht zum „Ostermarsch gegen Fracking“ am 31. März 2018 in Rotenburg

Das Wetter stellte die Teilnehmer des diesjährigen Ostermarsches
vor eine große Herausforderung: windig und nass-kalt.
Dennoch hatten sich „die Harten“ nicht abschrecken lassen und waren dabei.

Die Angaben über die Teilnehmerzahlen zeigten erhebliche Unterschiede, weshalb ich, als Berichterstatter ohne eigene Anwesenheit, mich auf „in etwa 200 Personen“ festlege.
Henry Meyn aus Hemslingen führte mit seinem Trecker den Zug an.
Die Stimmung während des Umzuges vom Kreishaus – am Rathaus vorbei – zum Neuen Markt war dennoch munter und solidarisch.

Immer wieder wurde gemeinsam skandiert:

„Kein Gift in unsere Erde,

kein Gift in unser Wasser,

kein Gift in unsere Luft

He-ho leistet Widerstand

gegen Fracking hier in unser’m Land!

Schließt Euch fest zusammen,

schließt Euch fest zusammen!

He-ho leistet Widerstand!“

 


Zur Abschlusskundgebung auf dem Neuen Markt begrüßte Jochen Richert für das Organisationskommittee der vier veranstaltenden Bürgerinitiativen
BI gegen Gasbohren im Lks. Rotenburg e.V.
BI Wittorf für Umwelt und Gesundheit
BIG für Gesundheit Hemslingen/Söhlingen
BI Netzwerk sauberes Trinkwasser

die Teilnehmer zahlreicher weiterer Bürgerinitiativen und verlas ein Grußwort von Volker Fritz vom Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land.

Die Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth (SPD) aus Verden trug vor, dass der Trinkwasserschutz ganz klar Vorrang vor den wirtschaftlichen Interessen der Konzerne habe. Das sei im Koalitionsvertrag der neuen Niedersächsischen Landesregierung auch so festgeschrieben. Dann rief sie dazu auf, dass die Bevölkerung weiter Druck machen solle, damit die Konzerne wie Exxon Mobil wüssten, dass sie nicht unser Trinkwasser gefährden können.

(Anmerkung: am Handeln der Landesregierung lässt sich bisher der Inhalt des Koalitionsvertrages noch nicht ablesen.)

Sabine Holsten, als unmittelbar Betroffene, erinnerte an die Verpflichtung der Beamten, Schaden vom Volk abzuwenden. Dazu sei es erforderlich, dass von Seiten der zuständigen Behörden mehr geschehe, als bisher. Es dürfe nicht nur reagiert werden, vielmehr müsse bei der Art der Bedrohung von den Behörden agiert werden. Dies Forderung erhob sie gerade auch im Interesse der Mitstreiter im Widerstand gegen die Erdgasförderung, die wegen ihrer Krebserkrankungen nicht mehr mitkämpfen können. Um so dringlicher sei es, den Druck auf die zuständigen Behörden zu verstärken.

Kathrin Otte, Vorsitzende des Vereins GENUK, der seinen Schwerpunkt in die Beratung und Betreuung Umweltkranker legt, wies auf die deutliche Diskrepanz zwischen den abwiegelnden Aussagen niedersächsischer Ministerien zu den Gesundheitsbedrohungen aus der Erdgasförderung im Rotenburger Raum und den belegt aufgetretenen, signifikant erhöhten Krebsraten hin. Am 10.September 2014 sei die erste signifikante Krebsrate öffentlich gemacht worden. Und was sei tatsächlich seither passiert?

Im Vergleich zu anderen schweren Straftaten werde bei Umweltvergehen, und insbesondere bei schleichenden Vergiftungen, geltendes Recht in aller Regel nicht angewandt und nicht durchgesetzt. Auch werde weder Personal noch Geld investiert, um Verursacher zu ermitteln. Man gewinne den Eindruck, dass in Niedersachsen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit erst nach dem Recht der Industrie auf Gewinne rangiere.

Die beiden Studien, die nach langem Drängen der Betroffenen nun durchgeführt würden, eine epidemiologische Teil-Studie mit Beirat und eine Human-Biomonitoring-Studie (HBM) ohne Beirat, würden an Aussagekraft gewinnen, wenn das Ministerium den Empfehlungen der WUG, der Sottrumer BI und von GENUK gefolgt wäre. Frau Otte musste leider berichten, dass vom Ministerium keinerlei Reaktion gekommen sei. Sie leitete daraus die Befürchtung ab, dass ihren Vorschlägen kein Gehör geschenkt werden sollte.
Zur Human-Biomonitoring-Studie erklärte Frau Otte, dass Zweifel am methodischen Vorgehen Anlass zur Sorge geben. Es sei daher fraglich, ob tatsächlich eine Benzol- und eine Quecksilberbelastung der betroffenen Menschen so festgestellt werden könne.

Dennoch, so betonte sie, rate man der Bevölkerung nicht dazu, eine Beteiligung an der Studie abzulehnen! Es sei ja nicht auszuschließen, dass doch einiges zu Tage komme. Wichtig sei jedoch, dass die HBM-Studie kritisch und wachsam begleitet werde.

Andreas Rathjen erinnerte an die seit Jahrzehnten in der Region wiederholt erfolgten Umweltbeschädigungen durch die Förderer, die „unser aller Heimat“ zerstören würden. Schon sein Großvater habe ihm vor 58 Jahren in Sothel auf Gräben aufmerksam gemacht, die durch die Förderung verschmutzt gewesen seien.
Auch heute gebe es derlei Fälle der Umweltschädigung durch die Förderung genug, er könne sie Interessierten zeigen.

Volker Fritz

 

 

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