Foto: pro grün Vorsitzender Dieter Dubisch (links) und Fritz Buhr (rechts) übergeben SPD MdB Burkhardt Blienert ein Exemplar des bei der Leipziger Buchmesse im März vorgestellten Buches „Fracking: Energiewunder oder Umweltsünde?“ von Dr. Werner Zittel
Der Umweltschutzverein pro grün Paderborn hatte die beiden heimischen Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann (19.04.) und Burkhardt Blienert (02.05.) um ein Gespräch zum Thema Fracking gebeten und ihnen bei dieser Gelegenheit das aktuelle Sachbuch „Fracking: Energiewunder oder Umweltsünde“ von dem Wissenschaftler Dr. Werner Zittel überreicht. Zittel, der sein Werk auf der Leipziger Buchmesse im März im Deutschlandfunk vorgestellt hatte, gilt als einer der entschiedensten Kritiker der Fracking-Technik, bei der Erdöl und Erdgas aus dem Gestein herausgesprengt wird. Ein Energiewunder, sagt er, könne damit jedoch nicht bewirkt werden, und schon gar nicht in Deutschland.
Neben Niedersachsen ist Fracking besonders für NRW von Bedeutung, denn die internationalen Konzerne, an der Spitze Exxon, haben sich 47 % der Landesfläche als Claims zur Aufsuchung von Öl und Gas sichern lassen. Der Kreis Paderborn ist zwar nach Rückgabe der Lizenzen wieder frack-frei geworden, aber das restliche Ostwestfalen ist mit den Kreisen Detmold, Herford, Minden und der Stadt Bielefeld flächendeckend an die Konzerne vergeben worden.
In Anbetracht der bevorstehenden Entscheidung im Bundestag über das umstrittene Fracking-Erlaubnisgesetz versuchten die beiden pro grün Vertreter Dieter Dubisch und Fritz Buhr die Bundestagsabgeordneten davon zu überzeugen, dass Fracking ,wie es der Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen sagt, weder volkswirtschaftlich noch energiepolitisch sinnvoll sei, höchstens betriebswirtschaftlich.
Zudem, so führte Buhr aus, hätten die Auswertungen von Satellitenaufnahmen in den USA und in Neuseeland ergeben, bestätigt durch ganz aktuelle Messungen auf der Zugspitze vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dass durch Methan-Leckagen in die Atmosphäre gelangtes Erdgas sehr viel klimaschädlicher sei als CO2, das bei der Verbrennung von Kohle entsteht. Daher sei die Fracking-Technologie als eine Brückentechnologie in ein nach-fossiles Zeitalter gänzlich ungeeignet, da es den Anteil klimaschädlicher Gase nicht senke sondern noch erhöhe.
Dubisch wies in den Gespräch mit Blienert darauf hin, dass allein der erschreckend hohe Anstieg von Blutkrebserkrankungen im Umfeld von Fracking-Anlagen etwa in Bothel, Rothenburg, Rodewald und Steimbke Grund genug sein sollte, in der dicht besiedelten Bundesrepublik Fracking zu verbieten und bat Blienert darum, dies als Mitglied des Gesundheitsausschusses des Bundestages zu thematisieren.
Blienert erklärte, ihm sei klar, dass es Fracking, insbesondere in NRW, nicht geben dürfe. Die Lösung liege aber beim Kanzleramt und dort würde blockiert.
Beide Gespräche, so Dubisch und Buhr, hätten jedoch nicht den erwünschten Erfolg gehabt. Bei der namentlichen Abstimmung im Bundestag am 28. April, bei der es um zwei Anträge der Grünen und der Linken ging, nach denen Fracking im Bundesberg-Gesetz abgelehnt werden sollte, hatten Linnemann wie auch Blienert mit den Stimmen der großen Koalition gegen ein Fracking-Verbot gestimmt, obgleich sie Fracking „eigentlich“ ablehnten.