Schiefergasstudie Unternehmensberatung A.T. Kearney – an der Realität vorbei
Es verwundert nicht, dass nun mittels passend lancierter Studie noch schnell Einfluss auf die Entscheidung der Bundesregierung zum Fracking genommen werden soll. Aber mal im Ernst, wer nicht gleich erkennt, dass diese Studie schön geredet ist, dem ist nicht zu helfen. Korrektur: Ein Mitarbeiter der Firma A.T-Kearney, Dr. Tobias Lewe, (Korrektur: nach A.T-Kearney hat er an der Studie aber nicht mitgewirkt) hat zuvor in leitender Funktion bei Exxon-Mobil gearbeitet und unter xing die CDU unter seinen Organisationen.
Entgegen dem Zweckoptimismus der von der Gasindustrie beauftragten und wohl nicht glaubhaften Berater zeichnen Praxis und wissenschaftliche Betrachtungen ein anderes Bild.
So erteilte selbst die grundsätzlich pro Fracking eingestellte Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in gleich mehreren Beiträgen zur DGMK*-Frühjahrstagung einem deutschen Schiefergasboom eine deutliche Absage. Weder erwarten sie, eine nennenswerte Ausweitung der Förderquote, noch eine Auswirkung auf das Preisgefüge. Dem schloss sich auch das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut im Beitrag des Herrn Bräuninger an und selbst Herr Kalkoffen von der ExxonMobil widersprach den Szenarien nicht substantiell.
Derweil zeigt das vermeintliche Schiefergasparadies Polen, dass die Vorkommen in bisherigen Prognosen deutlich überschätzt wurden. Nachdem sich Exxon schon letzten Sommer verabschiedet hat, haben nun mit Talisman und Marathon Oil zwei weitere nordamerikanische Firmen das Handtuch geschmissen. Lediglich ein Viertel der bisherigen Bohrungen wurde überhaupt fündig und dann zumeist mit unwirtschaftlichen Fördermengen. Forscher vom staatlichen geologischen Institut befürchten bereits eine Korrektur der Vorkommen auf nur noch 1% der bisherigen Prognosen. Auch in Deutschland hat die Firma BNK Petroleum bereits mehrere Aufsuchungserlaubnisse mangels Erfolgsaussichten in Thüringen, Sachsen-Anhalt sowie jüngst in Niedersachsen zurückgegeben.
Selbst Exxon`s eigene Unterlagen gehen entgegen der A.T. Kearney-Studie von einem deutlich moderateren Szenario von 10% unkonventionellem Gas für Europa im Jahre 2030 aus.
Es stellt sich angesichts der ernüchternden Ergebnisse umso eindringlicher die Frage, ob für derart fragliche Vorteile es angemessen ist, die Gefährdung von Wasser und Boden in Kauf zu nehmen.
Übrigens heute berichtet auch das Manager-Magazin über Fracking. Hier wird sogar von einem Platzen der Frackingblase gesprochen und es finden sich anscheinend Parallelen zur Banken und Immobilienkrise.
(*) Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e.V.
Mit Bitte um Beachtung und freundlichen Grüßen
Die Redaktion