Umweltminister Altmaier im Interview mit der Welt. Das Thema Fracking nimmt den größten Anteil an. Nur Mut herr Minister. Lassen Sie Taten folgen!
Welt am Sonntag: Herr Altmaier, in den USA hat die Förderung von Schiefergas mit der Fracking-Technologie zu einem Energieboom geführt – und die Preisentwicklung gedämpft. Kann Deutschland sich leisten, unterirdische Milliardenschätze nicht zu heben?
Altmaier: Da gibt es einen großen Unterschied: In den USA wird Schiefergas in menschenleeren Gegenden abgebaut. In Europa liegt es fast überall in dicht besiedelten Regionen. Deshalb gibt es bei uns nirgendwo nennenswerte Aktivitäten zur Förderung von Schiefergas.
Welt am Sonntag: Bleibt es dabei?
Altmaier: Als Umweltminister kann ich einen Abbau mit Fracking nicht vertreten, solange die möglichen Risiken nicht abschließend geklärt sind. Ich werde ein Gesetz vorlegen, das die Förderung von Schiefergas in Trinkwasserschutzgebieten generell verbietet. Für alle anderen Bereiche wird eine Umweltverträglichkeitsprüfung gesetzlich vorgeschrieben.
Welt am Sonntag: Ein Bohrverbot wird es also nicht geben.Altmaier: Ob und wann es möglich sein wird, Schiefergas in Deutschland zu fördern, lässt sich nicht absehen. Wir brauchen weitere Gutachten und Untersuchungen. Erst dann wird eine realistische Einschätzung möglich sein. Im Augenblick wäre es zu früh, ein komplettes Verbot auszusprechen.
Welt am Sonntag: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Albig warnt schon vor einem neuen Fukushima…
Altmaier: Ich bin ein sehr nüchterner und sachlicher Mensch. Aber ich komme aus einer Gegend im Saarland, wo Steinkohle abgebaut wurde. Das ist von den Zuständigen lange Zeit als harmlos bezeichnet worden. In den neunziger Jahren ist dann ein neues Kohlefeld erschlossen worden, und der Abbau hat zu Erdbeben geführt. Bei einem Erdstoß wurden Hunderte Häuser beschädigt, und Teile einer Kirchturmfassade stürzten herab. Das hat mich sehr stark sensibilisiert. Ich sehe es als meine Aufgabe an, alle möglichen Gefahren der Fracking-Technologie gründlich zu klären.
Welt am Sonntag: Welche wären das?
Altmaier: Die Frack-Flüssigkeit, die in das Gestein gepresst wird, könnte das Trinkwasser belasten. Die zweite Frage ist, ob es zu Erderschütterungen kommen kann. Außerdem müssen wir klären, welche Lärmbelastung entsteht. Wir sollten vor einem generellen Fracking-Verbot nicht zurückschrecken, wenn neue Erkenntnisse es nahelegen.