Hartmut Horn ist tot. Die traurige Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch die BIs gegen Gasbohren, die Hartmut in den letzten fünf Jahren als so überaus engagierten Mitstreiter geschätzt hatten.
Als er mit einigen anderen die „Fracklosen“ in Rotenburg gegründet hatte, gehörten sie zu den Vorreitern einer kurze Zeit später immer weiter wachsenden Bewegung gegen Fracking und Gasbohren. Hartmut hatte schon früh erkannt, dass der Fokus nicht allein auf den Kampf gegen Fracking beschränkt bleiben durfte. Vielmehr sahen die „Fracklosen“ schon früh die Gefahren des alltäglichen Gasbohrens. Und zwar schon lange bevor sich die Hinweise für massive gesundheitliche Risiken durch die Fördertätigkeit und die Versenkung des Lagerstättenwassers in der letzten Zeit verdichteten. Die Atemluft, der Boden und das Trinkwassers sind ja nicht erst durch Fracking gefährdet. Die Region Rotenburg weiß das aus der jahrzehntelangen Geschichte der Gasförderung.
Als wir in Buchholz vor dreieinhalb Jahren die BI „Kein Fracking in der Heide“ gründeten, unterstützten uns die „Fracklosen“ bei der ersten Informationsveranstaltung mit ihrem zu der Zeit schon erstaunlichen Fachwissen. Hartmut Horn trug (wie fast immer) seinen Anti-Fracking-Zylinder auf dem (wie fast immer) etwas verwuschelten Lockenkopf.
Er vertrat eine kompromisslose Linie gegenüber den Öl- und Gasfirmen, speziell Exxon. Er hatte schnell erkannt, dass „Gesprächsangebote“ von Exxon nicht der Information von Bürgern dienten, sondern der breit angelegten Desinformationskampagne. Das hatte bei Exxon Tradition – schon in den siebziger und achtziger Jahren gehörten die Forschungsgruppen von Exxon zu den ersten, die bedrohliche Anzeichen des Klimawandels erkannten. Statt aber zu informieren und wirksame Gegenmaßnahmen frühzeitig zu ermöglichen, startete Exxon eine jahrzehntelange Desinformationskampagne gegen das „Märchen des Klimawandels“. Hartmut Horn verweigerte daher jegliche Kommunikation mit Exxon in einer Konsequenz, die manchen Mitstreiter überraschte. Bis immer mehr einsahen, dass er Recht hatte…
Hartmut Horn starb in der Nacht nach einer (nun seiner letzten) Besprechung mit der Rotenburger BI über das Vorgehen gegen die geplante Exxon-Reinigungsanlage in Bellen (Kreis Rotenburg). Wir werden die Auseinandersetzung auch in seinem Namen weiter führen. Er wird uns dabei fehlen.
Dr. Ingo Engelmann
Bürgerinitiative für den Landkreis Harburg „Kein Fracking in der Heide“. (Quelle)
Unser treuer Mitstreiter Hartmut Horn von der Bürgerinitiative „Frackloses Gasbohren im Lk Rotenburg“ ist am 17.11.2016 mit 77 Jahren von uns gegangen. Als einer der Ersten in Niedersachsen hat er auf die Gefahren der Kohlenwasserstoff-Förderung hingewiesen und unermüdliche Aufklärungsarbeit geleistet. Dazu ein kleines Gedicht von Volker Fritz vom „AK Fracking Braunschweiger Land“:
Ach Hartmut, lieber Fracking-Streiter,
manchmal zornig, doch meist heiter,
aufrechter Geist und wahrer Humanist,
wir trauern, dass Du nicht mehr bist.
In Lünne war es, vor vier Jahren,
als erstmals wir zusammen waren.
Mit Phantasie und viel Geschick
sprangst Du dem Gegner ins Genick
um ihm von dorten was zu flüstern.
Und er blähte seine Nüstern.
Um Rotenburg da schlugst Du zu,
ließest bei Mängeln keine Ruh,
unermüdlich, einfallsreich,
warst Du an jeder Bohrung gleich,
hingst Schilder auf und Transparente
damit man es auch nicht verpennte:
„Hier ward gebohrt und heuer produziert,
passt auf, dass Euch nicht was passiert!!
Wenn Euch was in der Nase stinkt,
dann wisst Ihr, dass Gefahr Euch winkt!!“
Ach Hartmut, lieber Fracking-Streiter,
Du fehlst uns sehr – wir machen weiter
und anders wär‘ es auch ganz schlecht,
denn das wäre Dir nicht recht.
Ruhe in Frieden