Mythos 15 zu Fracking

 

Mythos 15 zu Fracking – 4-18 vom 23.04.2017  V.Fritz

Wenn die Erdgas- und Erdölförderung unter Einsatz von Fracking-Prozessen in Deutschland künftig massiv ausgebaut wird, ist mit vermehrten und stärkeren Erdbeben zu rechnen.

Ein Mythos der Förderindustrie in Deutschland lautete bis vor kurzem:

„Durch die Fracking-Förderung werden keine Erdbeben verursacht“.

In Deutschland wurde jahrelang, insbesondere ab 2010, von der Erdgas- und Erdöl-Förderindustrie bestritten, dass die Fracking-Förderung von Kohlenwasserstoffen Erdbeben verursache. Und nachdem diese Behauptung durch bewiesene Ereignisse nicht mehr glaubhaft vertreten werden konnte, verstieg man sich dann auf die Formulierung, dass, wenn, nur ganz minimale Erschütterungen zu erwarten wären, die der Normalbürger überhaupt nicht wahrnehme. Und Schäden, gleich welcher Art, seien daher aus der Fracking-Förderung durch Erdbebenwirkungen nicht zu erwarten.

Auch als erste ausführlichere Nachrichten über verstärkte und gehäufte Erdbeben in Fracking-Schwerpunktgebieten der USA und in Kanada nach Europa drangen, blieben die Förderkonzerne weiter bei ihren Verneinungen hinsichtlich möglicher Zusammenhänge von Erdbeben und der Fracking-Förderung vom Kohlenwasserstoffen.

Um diese Position zu untermauern, wurden einzelne Prozeßschritte, die bei der Fracking-Förderung von Kohlenwasserstoffen durchgeführt werden, je einzeln betrachtet, um so den uninformierten Bürgern den Eindruck zu vermitteln, es sei nichts Gefährliches zu erwarten. Die Realität hat jedoch inzwischen die Förderunternehmen eingeholt und überrollt.

Wir müssen leider mit Berechtigung feststellen:

Die Förderung von Kohlenwasserstoffen kann Erdbeben auslösen, schon wenn konventionell gefördert wird und große Volumina aus dem Untergrund entnommen werden (Setzungsbeben wie im Kohlebergbau). Starke Setzungsbeben hat es im Fördergebiet Groningen in den Niederlanden gegeben, mit Hunderten beschädigter Häuser und mit zunehmender Energie in den letzten Jahren bei Stärken über 4.5 Richter. Durch starke Reduzierung der jährlichen Fördermengen an Erdgas im Groninger Becken soll einer noch weiter steigenden Intensität und Häufigkeit entgegen gewirkt werden. Für das Jahr 2017 hat die niederländische Regierung eine noch weitere Reduzierung der Förderung um 11% gegenüber 2016 angeordnet.

Bei der Förderung aus unkonventionellen Vorkommen, unter Zuhilfenahme von Fracking, oder vergleichbaren Techniken, können Beben beim einpressen der Hochdruck-Frackingflüssigkeiten ausgelöst werden durch die auftretenden Veränderungen der Druckverhältnisse im Untergrund und durch die Veränderungen der Reibungswiderstände gegeneinander verspannter Schichten.

Werden die benötigten großen Flüssigkeitsmengen der Fracking-Arbeits- gänge und die später bei der Förderung mit den Kohlenwasserstoffen anfallenden großen Mengen an Lagerstättenwasser unterirdisch verpresst, in dem man sie mit Hochdruck in den Untergrund pumpt, werden im Verpressungsbereich die Spannungsverhältnisse im Untergrund gravierend verändert und es kommt zu Ausgleichsbewegungen in Form von Beben. Dabei können auch im Untergrund latent vorhandene Spannungsfelder zur Entladung und damit zum Abbau der Spannungen gebracht werden und so erhebliche Bebenstärken erreicht werden.

In den norddeutschen Fördergebieten von Kohlenwasserstoffen gab es in der Vergangenheit überhaupt keine Erdbeben. Mit der zunehmenden Förderung und über die Zeit, gab es dort dann erste schwache Beben, dann allmählich deutlicher spürbare und heute bestätigt auch das LBEG den Zusammenhang von Erdbeben in Norddeutschland mit der Kohlenwasserstoff-Förderung. Beben um 3,0 Richter fallen öfter an, die Schäden halten sich dort bisher in Grenzen, sind aber spürbar.

In den USA und Kanada, wo schon länger mittels massiver Fracking-Förderung produziert wird, sind sowohl schwache Beben durch die Kräfte der Fracking-Beaufschlagungen, als auch durch massive Verpressungen von Abfallflüssigkeiten aus der Förderung in den tiefen Untergrund nachgewiesen. Im Bundesstaat Oklahoma der USA traten nach Beginn umfangreicher Verpressungen bald erste Erdbeben auf, die mit zunehmender Zeit immer stärker wurden und mittlerweile schon bis 5,8 Richter erreicht haben, mit Hunderten von Beben pro Jahr mit über 3,0 Richter. Im November 2014 erschütterte ein Beben der Stärke 4,8 Richter die Staaten Kansas, Oklahoma und Arkansas. Es war eines einer Serie von 8 Beben innerhalb 24 h. Das Zentrum lag im Sumner County. In Ohio, wo viel Abfallflüssigkeiten aus Nachbarstaaten verpresst werden, gab es früher gar keine Erdbeben. Heute ist Ohio einer der Bundesstaaten der USA mit der größten Bebenhäufigkeit.

In Deutschland werden wir in der Zukunft in den Fördergebieten verstärkt mit folgenden Beben-Ereignissen zu rechnen haben:

a.) Verpressung: durch den vermehrten Verpressungsbedarf werden auch die dadurch ausgelösten Beben in den Fördergebieten steigen – und zwar an Zahl und an Intensität, wenn wir in Deutschland, so wie es von den Förderkonzernen geplant ist, nach 2021 groß in die Fracking-Gasförderung in Norddeutschland einsteigen sollten. Das kann heute niemand mehr wegleugnen.

b.) Gelegentlich, während oder kurz nach Fracking-Aktivitäten, dort wo schon Spannungen im Boden vorliegen, wird es auch zu Beben kommen.

c.) „Setzungsbeben“ wird es längerfristig in Schwerpunkt-Förderregionen geben. Sie sind die Folge der umfangreichen Entnahme und damit Veränderung der Druckverhältnisse im tiefen Untergrund.

Die zur Abwicklung von Schäden eingerichtete Schlichtungsstelle ist keine adäquate Lösung, da sie zwischen den Parteien „vermittelt“. Der Geschädigte bleibt somit immer auf einem Teil des ihm zugefügten Schadens sitzen, obwohl er nicht der Verursacher ist.

Volker Fritz

Quellen:

https://thetyee.ca/News/2017/04/18/Mega-Fracking-Quake/  v. Andy Nikiforuk

Mega-Fracking in BC Linked to Earthquakes, Study finds.            18.04.2017

https://www.researchgate.net/publication/308415872           v. Sept. 2016

Evaluating the Connection between Fracking and Earthquakes in Oklahoma,  Temple University

doi:10.1785/0220150263  Seismological Research Letters, Vol. 87, Number 3 June 2016

Hydraulic Fracturing and Seismicity in the Western Canada Sedimentary Basin

https://pubs.usgs.gov/of/2015/1070/                                         EcoWatch 25.04.2015

New Report from U.S. Geological Survey

8 States Dealing with Huge Increases in Fracking Earthquakes, primary caused by

Injection of waste water.

DOI:10.1126/science.1225942          Earth Quake Science Center, U.S. Geological

Survey, Menlo Park, CA, USA  Injection-Induced Earthquakes         12.07.2013

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