Initiativen fordern: Fracking-Verbot in den Koalitionsvertrag!

Die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD haben begonnen und auch wir Fracking-Gegner lassen diese Gelegenheit nicht verstreichen, die Probleme des Fracking zu adressieren und die Verhandlungspartner an ihre Pflicht zu erinnern: Das Volk zu vertreten, das sie gewählt hat, und zu seinem Wohle zu handeln. Der Souverän in Deutschland will kein Fracking. Das Fracking-Verbot gehört in den Koalitionsvertrag. Auch wenn Herr BASF genau jetzt ankommt und stellvertretend für seine Industrie Fraxperimente fordert … Herr BASF und seinesgleichen mögen ein paar Hundert sein — wir sind Hunderttausende!.

Stop Fracking-HandInitiativen gegen Fracking in Deutschland – resolution-korbach.org

Offener Brief
Fracking-Verbot in den Koalitionsvertrag!

An:
AG Energie: Hannelore Kraft (SPD), Peter Altmaier (CDU) und Koll.
AG Wirtschaft: Ilse Aigner (CSU), Hubertus Heil (SPD) und Koll.
cc/ Bundestagsabgeordnete; Umweltministerien der Länder; Presse

Deutschland, 4. November 2013

Sehr geehrte Frau Kraft, sehr geehrte Frau Aigner,
sehr geehrter Herr Altmaier und sehr geehrter Herr Heil,
sehr geehrte Mitarbeiter der Arbeitsgruppen!

Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen arbeiten Sie in den beiden Ar­beitsgruppen, denen die größte Bedeutung für die zukünftige energetische Ausge­staltung unseres gesunden Lebensumfeldes zukommt. Vor dem Hin­tergrund des Klimawandels obliegt es Ihnen, die Weichen weiter für die voll­umfängliche Energiewende zu stellen, um nachhaltig eine Zukunft zu sichern, in der auch unsere Kinder und Kindeskinder noch eine intakte Umwelt und ausrei­chend Zugriff auf die Ressource Nr. 1 – das Trinkwasser – haben sollen.

Die Energiewende wird nicht von den zur Neige gehenden fossilen Brenn­stoffen getrieben, sondern vom nicht mehr bestreitbaren Klimawandel. Es ist 1 Minute vor 12 und wenn Sie die katastrophalen Folgen des Weiter-so verhin­dern wollen, dann müssen Sie alles daran setzen, dass nicht nur der Atomausstieg weiter vorangetrieben wird, sondern auch der sukzessive Aus­stieg aus Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken. Methoden zur Energieein­sparung müssen weiter erforscht und implementiert werden und die Ent­wicklung der regenerativen Primärenergie Vorrang vor fossilen Energieträ­gern erhalten, um den Strom-, Wärme- und Mobilitätsbedarf in Deutschland zu decken.

Keinesfalls dürfen unnötig umweltschädliche Methoden herangezogen werden, um den Ener­giebedarf unseres Industrielandes zu befriedigen. Die Rede ist vom Fracking, der Aufsuchung und Förderung von Erdgas und Erdöl, bei der der Untergrund großflächig mit Hilfe von Wasserdruck oder anderen Mitteln auf­gebrochen wird.

Energiepolitisch haben „gefrackte“ Kohlenwasserstoffe keinen Sinn, denn sie würden auch dann, wenn sie im großen Stil gewonnen würden, keinen nennenswerten Beitrag zum zukünftigen Primärenergiebedarf und zur Energiewende leisten.

Die nachweislichen Folgen des Fracking sind noch raschere Klimaerwärmung durch austretendes Methan und massiven CO2-Ausstoß, Erdbeben und Milliarden Liter hochgiftigen Mülls (Lager­stät-tenwasser), um nur einige der verheerenden Auswirkungen zu nennen. Allein mit dem Lager­stättenwasser, das bis dato in Niedersachsen in den Untergrund verpresst wurde, ist der Nachwelt ein Erbe aufgebürdet, für das „unverantwortlich“ noch eine Beschönigung ist. Dieses Wasser ist eine Zeitbombe, denn es wird höchstwahrscheinlich die Trinkwasserressourcen im weiten Umfeld langfristig unbrauchbar machen. Wie kann man es bei den vorliegenden Fakten ernsthaft politisch verantworten, dem ge­frackten Gas einen volkswirtschaftlichen Nutzen zuzusprechen?

Über 2/3 der bundesdeutschen Bevölkerung lehnen Fracking bedingungslos ab. Wir unterstützen alle die Korbacher Resolution für ein bedingungsloses Frac-Verbot von fossilen Energieträgern. Über 178 Kommunen, Kreise, Unternehmen, NGOs und Initiativen haben sich ihr weltweit schon angeschlossen.

Frau Kraft, fassen Sie sich ein Herz und denken Sie nicht nur an Bergbau und Schwerindustrie in Ihrem Bundesland! Das wachsende Segment der Erneuerbaren bietet heute schon mehrere Hun­derttausend Arbeitsplätze, Tendenz steigend. Bremsen Sie die Energiewende nicht aus, sondern gehen Sie mit der Zeit! Denken Sie an Ihre Nordamerika-Reise im Frühjahr und wie erschrocken Sie waren, als Sie Fracking live gesehen haben!

Herr Altmaier, erinnern Sie sich an Ihre Wahlkampftour: Sie sagten, beim Fracking wollen Sie auf die Bremse treten. Machen Sie jetzt Nägel mit Köpfen und schreiben Sie das von über zwei Dritteln der Deutschen geforderte Fracking-Verbot für Kohlenwasserstoffe in den Koalitionsvertrag!

Wenn ein Industrieland den Umbau seines Energiesystems, weg von den fossilen und hin zu den er­neuerbaren Energien schafft, dann ist es Deutschland, so sagen viele. Lassen Sie nicht zu, dass dieser erreichbare Erfolg vor den Augen der Welt durch ein paar wenige Unternehmen beschmutzt wird, die für einen kurzen, schnellen Gewinn unser schönes Land dauerhaft verschandeln und ver­giften! Beweisen Sie dieselbe politische Verantwortung wie Ihre Kollegen in Frankreich und arbei­ten Sie für ein Fracking-Verbot in Deutschland! Arbeiten Sie für eine grundlegende Reform des Bundesberggesetzes, damit der Schutz des Trinkwassers, der Lebensumwelt und des Klimas Vor­rang vor ökonomischen Interessen hat! Beachten und schützen Sie die im Art. 20 a GG verankerte Staatszielbestimmung!

Mit fracklosen Grüßen
Initiativen gegen Fracking in Deutschland
gez.
Andy Gheorghiu und Henner Gröschner, BI Fracking-freies Hessen
Dietger Michaelis, BI Frackingfreie Zukunft
Oliver Kalusch, Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz
Harald Rücker, BI Für ein lebenswertes Korbach
Carin Schomann, BI FrackingFreies Hamburg

Hintergrund:
Die Erschließung neuer Öl- und Gasvorkommen wäre das falsche energiepolitische Signal. Vier schlagende Argumente zur Untermauerung unserer Forderung:

  1. Gefracktes Gas/Öl hätte keinen Einfluss auf Energiepreise
    Gefracktes Gas/Öl würde nicht zu sinkenden Preisen führen würde. Sowohl KfW als auch ZEW und SRU kommen zu dem klaren Ergebnis, dass Fracking keinen maßgeblichen Bei­trag zur Energiewende leisten kann und daher energiepolitisch nicht notwendig ist.
  2. Gefracktes Gas/Öl wird nicht gebraucht, auch nicht als sog. „Brückentechnologie“
    Momentan werden weltweit jährlich um die 150 Milliarden m³ Erdgas abgefackelt! Das ent­spricht 5 Prozent der weltweiten Erdgas-Produktion oder 30 Prozent des Verbrauchs in der Europäischen Union. Diese Energiemengen werden nutzlos und klimaschädlich vernichtet. Die Anwendung der Fracking-Technik – mit oder ohne gefährliche Substanzen – würde diese Verfahrensweise scheinbar weiter legitimieren, da der Eindruck erweckt würde, es sei genügend Gas vor­handen. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es politisch unverantwortlich, die Fracking-Technik auch nur in Betracht zu ziehen.
  3. Fracking bedeutet Gefährdung von Umwelt und Grund-/Trinkwasser
    Selbst wenn Fracking ohne den Einsatz zusätzlicher, umweltto­xischer Substanzen möglich wäre, ist es dennoch untrennbar mit gefährlichen Substanzen verbunden: Durch das groß­volumige Aufbrechen des Untergrundes werden Milliarden Kubikmeter Lagerstättenwasser aktiviert, die mit an die Oberfläche gefördert und entsorgt werden müssen. Die Verpressung dieser, Schwermetalle, radioaktive und andere toxische Stoffe enthaltenden Wässer stellt eine nicht vollständig kontrollierbare Gefahr für das Grundwasser dar; die Verpressung triggert Erdstöße und in der Folge Schäden an Infrastruktur und Gebäuden.
  4. Fracking beschleunigt den Klimawandel
    Exploration und Produktion von unkonventionellem Gas/Öl belasten das Klima durch eine 3- bis 15-mal höhere CO2-Belastung als bei konventionellem Gas/Öl; unverbrannt in die Atmosphäre entweichendes Methan (in mehreren Feldern nachgewiesen bis über 10 % der Produktion) ist ein 25- bis 40-mal wirksameres Klimagas als CO2. Experten gehen heute davon aus, dass die Klimabilanz des Fracking nicht besser ist als die von Kohle.

Wir unterstützen diesen Appell:
Aktionsbündnis No Fracking Mülheim an der Ruhr
Aktionsbündnis No Moor Fracking
Berliner Wassertisch c/o Grüne Liga e.V.
BI CO2-Endlager stoppen e.V. Beeskow
BI Daverden
BI „Fahner Höhe“
BI FrackingFreies Hamburg
BI FrackingFreies Hamburg-Harburg
BI Frackingfreie Zukunft
BI „Frackloses Gasbohren“
BI Fracking freies Hessen
BI für ein lebenswertes Korbach
BI gegen Gasbohren Kleve
BI Gemeinsam gegen Gas- und Probebohrungen am Niederrhein
BI Hamm Gegen Gasbohren
BI Isselburg21 e.V.
BI Kein-Frack-in-WF
BI „Kein Fracking in der Heide“
BI „Lebensraum-Vorpommern“ e.V.
BI No-Fracking Völkersen
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.
Förderverein HARBURG21 e.V.
Food & Water Europe
IG Fracking-freies Artland e.V.
IG Gegen Gasbohren Borken
IG Gegen Gasbohren Hamminkeln
IG Rees gegen Gasbohren e.V.
IG Schönes Lünne
IG-Stop-Fracking-SH
IG-Stopp-Fracking-MK
NOFracking Bodensee-Oberschwaben
PowerShift e.V.
UBI Salzhausen

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