Industrialisierung des Münsterlandes – Gasförderung gegen Landwirtschaft und Tourismus

Die Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse der Universität Darmstadt hat im Auftrag von ExxonMobil, Naturschutzverbände im Münsterland angeschrieben um „monetäre“, „finanzielle“ und „wirtschaftliche“ Effekte für Umweltschutzverbände und Gemeinden zu untersuchen.

Negative Effekte der Gasförderung für Landwirtschaft und Tourismus sollen gegen mögliche finanzielle Vorteile durch die Gasförderung aufgewogen werden, so die Projektskizze.

„Neben die sozio-ökonomische Analyse tritt eine finanzwissenschaftliche Analyse der möglichen Auswirkungen speziell auf die Gebietskörperschaften. So können die Gemeinden über Gewerbe-, Grund- und Einkommenssteuer sowie örtliche Verbrauchs- und Aufwandssteuern ihre Einnahmesituation möglicherweise verbessern, tragen aber eventuell auch Opportunitätseinbußen, wenn sie Steuereinnahmen negativ betroffener Landwirtschafts- oder Tourismusbetriebe verlieren.“

Gezielt wird auch nach möglichen „positiven“ Effekten für die Naturschutzverbände gefragt, wenn Fracking im Münsterland stattfinden würde.

„Können Sie einschätzen, was das Fracking für Auswirkungen auf den regionalen Naturschutz im Münsterland haben könnte? Das Ziel ist es, abwägen zu können, ob der Naturschutz in den betroffenen Regionen positiv oder negativ durch Fracking betroffen sein könnte.“
In Exxons Auftrag wird gefragt, wie der Naturschutz in der Region verankert ist, und welche Dinge im Münsterland schützenswert sein könnten.
Eine der identifizierten Größen, auf die das Fracking möglicherweise Einflüsse haben könnte, ist der Naturschutz. Hier interessiert uns zum Beispiel aus einer bewusst gewollten regionalen Perspektive die Bedeutung des Naturschutzes für das Münsterland. Wie ist der Naturschutz in den betroffenen Regionen in der Bevölkerung verankert und stellt er auch eine wirtschaftliche Größe dar? Was sind die Dinge, die im Münsterland schützenswert sind und sind diese zum Beispiel auch touristisch bedeutsam?
Erst vor einigen Wochen wurde im Rahmen des ExxonMobil Dialogprozess vorgestellt, wie sich ExxonMobil das Münsterland vorstellt. Bohrplätze im Abstand von 2 bis 4 km. Mindestens 25 bis 40 pro Fördergebiet, wie beispielsweise in Steinfurt. 14 Monate Bohrbetrieb pro Bohrplatz. 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche. Der Abstand zur Wohnbebauung kann bei nur 200 Meter liegen. Beim geplanten Bohrplatz in Nordwalde sind es immerhin noch 400 Meter.

Potentieller Bohrplatzplan Altenberge, Nordwalde, Steinfurt, Emsdetten, Laer
Potentieller Bohrplatzplan Altenberge, Nordwalde, Steinfurt, Emsdetten, Laer (Google Maps)
Die roten Kästchen der Grafik zeigen die unterirdische Reichweite der bis zu 20 horizontal abgelenkten Bohrungen pro Bohrplatz. Im Zentrum eines jeden Kästchens würde der Fußballfeld große Bohrplatz liegen. Ausgehend von einer Probebohrung in Nordwalde würden mit Beginn der wirtschaftlichen Förderung Bohrtürme von Altenberge bis Emsdetten und von Laer bis Steinfurt errichtet. In Borken und im südlichen Münster würde es ähnlich aussehen.

Quelle: http://dialog-erdgasundfrac.de/sites/dialog-erdgasundfrac.de/files/02_Praesentation_Landschaft_Schneble.pdf

Author

Jörn Krüger

Jörn Krüger ist Software Entwickler und engagiert sich in verschiedenen Organisationen, die Internet und bürgerliches Engagement verbinden.

Im Oktober 2010 begann er mit dem Blog unkonventionelle-gasfoerderung.de, auf dem aktuelle und internationale Nachrichten, Meinungen und Berichte zur unkonventionellen Gasförderung veröffentlicht werden. Als informierter Laie schreibt er Gastbeiträge, informiert über Fracking und steht als Gesprächspartner für Parteien und Institutionen zur Verfügung. Zum Thema kam er, als ExxonMobil im September 2010 ankündigte, in seinem Wohnort Nordwalde nach unkonventionellen Gasvorkommen zu bohren. Nach wenigen Stunden Recherche über die weltweiten Folgen von Fracking und dem geringen Informationsstand auf allen Ebenen der Entscheidenden in Politik und Wirtschaft war für ihn klar, dass hier Handlungsbedarf besteht.

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