Das knapp 800 km lange Leitungsnetz für Lagerstättenwasser im Raum Rotenburg (Niedersachsen) sorgt weiter für Ärger. Nach Meldungen über ausgetretenes Benzol und Quecksilber in Hengstlage und Söhlingen muss als nächstes bei Hemslingen an vier Stellen das Grundwasser um jeweils 7.500 Kubikmeter (7,5 Mio Liter) abgesenkt werden, um die mit nicht näher bezeichneten Stoffen kontaminierte Erde auszutauschen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Rotenburg kritisiert jetzt die Informationspolitik von Landkreis und Bergbaubehörde.
Eine für diesen Fall mögliche Umweltverträglichkeitsprüfung wurde vom Landesbergamt als nicht notwendig angesehen. Der BUND wird damit von einer Beteiligung an der Untersuchung von vornherein ausgeschlossen. Informationen zum Austausch der Erde erhielt der BUND erst auf Anfrage beim Landkreis. Obwohl mittlerweile allen Beteiligten klar sein sollte, dass die Folgen der Erdgassuche in Niedersachsen unter besonderer Beobachtung stehen.
Während ExxonMobil auf der eigenen Website noch spottet, dass Kritiker des Verfahrens aus Cloppenburg den Unterschied zwischen Frack-Flüssigkeit und Lagerstättenwasser nicht kennen würden, wird die angerichtete Kontaminierung von Grundwasser und Erdboden von ExxonMobil mit keinem Wort erwähnt. Dem Bürger ist es natürlich egal, ob nun Frack-Flüssigkeit oder Lagerstättenwasser dafür verantwortlich ist, dass seit Jahren krebserregende Stoffe in den Boden „diffundiert“ sind. Sie sehen eine Informationspolitik, in der Hemslingen bisher nicht erwähnt wurde. Welche Orte werden die nächsten sein? Wie viele Kilometer der Leitungen wurden noch mit dafür ungeeigneten Materialien gebaut?
Wirtschaftsminister Bode kritisierte erst im März 2011 die Informationspolitik des Landesbergamtes:
Der Wirtschaftsminister von Niedersachsen, Jörg Bode (FDP), übt in Panorama deutliche Kritik am niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Die dem Wirtschaftsministerium unterstehende Behörde hatte nach der Entdeckung eines Giftunfalls mehr als drei Jahre gebraucht, um mit der Untersuchung auch anderer Gasfelder auf vergleichbare Gefahren zu beginnen. Bei dem Unfall auf dem von ExxonMobil betriebenen Erdgasfeld Söhlingen im Jahr 2007 war es zu Grundwasserverunreinigungen gekommen. Wirtschaftsminister Bode sagt nun: „Der Zeitraum ist wirklich relativ lang, und ich finde auch, dass er zu lang ist“. Zudem kündigt der Minister „eine externe Überprüfung des Bergbauamtes“ an, um „die Fehlerquellen finden und abstellen zu können.“
http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/exxon133.html
Am Beispiel der Bergbaubehörde von NRW ist zu sehen, wie bürgerfreundliche Informationspolitik auch funktionieren kann, wenn der Wirtschaftsminister es will. Die angekündigte „externe Überprüfung des Bergbauamtes“ in Niedersachsen scheint bisher noch nicht stattgefunden zu haben. Will Wirtschaftsminister Jörg Bode also nicht?
Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Rotenburg