Vor gut einer Woche hielt der Kieler Toxikologe Hermann Kruse in Wittorf einen Fachvortrag über gesundheitsgefährdende Stoffe, die beim Gasbohren, insbesondere beim Fracking anfallen. Eine Selbsthilfegruppe Umweltgeschädigter hatte dazu eingeladen. Die Rotenburger Rundschau berichtete.
Der Chemiker Kruse erzählte unter anderem von Stoffen, bei denen „dem Chemiker das Messer in der Tasche aufspringt“ – sowohl solcher Stoffe, wie sie beim Fracking zum Einsatz kommen, als auch solchen, die aus dem Untergrund zutage gefördert werden (Lagerstättenwasser – dieses ist mit Schwermetallen, Kohlenwasserstoffen und radioaktiven Nukliden versetzt und daher extrem gesundheitsgefährdend).
Frackflüssigkeiten bestehen aus Wasser, Sand oder industriellen Keramikkügelchen sowie tonnenweise (pro Frac!) teils sehr gefährlichen Chemikalien. Diese können Krebs und neurologische Erkrankungen erzeugen, fruchtschädigend wirken, die Haut, die Lunge reizen…
Frackflüssigkeiten werden zu 20 bis 60 Prozent zurückgefördert („Flowback“) und müssen als Sondermüll entsorgt werden. Gelegentlich werden sie auch recycled und erneut zum Fracken benutzt.
Das zwangsläufig mit dem Gas oder Öl mitgeförderte Lagerstättenwasser muss aufgrund seiner giftigen Beschaffenheit ebenfalls als Sondermüll entsorgt werden. Die geschieht z.B. in Niedersachsen in etwa 40 Verpressbohrungen (wieviele das sind, weiß die zuständige Behörde, das LBEG, auch nicht so genau), z.B. in der Verpressbohrung Wittorf Z1.
Verpressbohrungen (Versenkbohrungen) werden von vielen als tickende Zeitbomben gesehen. Das verpresste Gift befindet sich unkontrollierbar und nicht rückholbar im Untergrund. Die Verseuchung des Grundwassers in einer nicht abschätzbaren Zeit wird befürchtet. Kommende Generationen werden sich bedanken, weil ihre Vorväter ihre Trinkwasserressourcen versaut haben.
Dennoch ist die Verklappung dieses Sondermülls in Verpress-, oder, wie sie vornehmer genannt werden: Versenkbohrungen angeblich Stand der Technik:
„Die Versenkung von zutage gefördertem Lagerstättenwasser wird von den zuständigen Bergbehörden derzeit als den allgemein angesehenen Stand der Technik angesehen.“, schrieb Ministerialrat Mathias Eberle unlängst einem besorgten Bürger auf dessen Anfrage.
Die Bewohner von Wittorf haben eine solche Verpressbohrung seit 1995 direkt vor ihrer Haustür. 150 kamen lt. Rundschau, den Vortrag von Dr. Kruse zu hören.