Vor einem Jahr hat ExxonMobil eine Millionen Euro in die Hand genommen, um eine Gruppe von Wissenschaftlern feststellen zu lassen, wie Fracking sicher durchgeführt werden kann. Angeführt von Professor Dr. Dietrich Borchardt vom Helmholtz Institut hat die Gruppe bei einem Besuch in den USA nun festgestellt:
„Nach einer Besichtigung von Fracking-Projekten in den USA zeigt sich der von ExxonMobil finanzierte Wissenschaftlerkreis erschrocken.“
Was für die Wissenschaftler scheinbar überraschend kam, verwundert sonst eigentlich niemanden. Weltweit wird über die verheerenden Folgen der Erschließung unkonventioneller Gasvorkommen in Pennsylvania berichtet. Der Oscar nominierte Dokumentarfilm „Gasland“ von Josh Fox beginnt sogar in Pennsylvania. Dr. Manfred Scholle – ehemaliger Geschäftsführer der Gelsenwasser AG – berichtete erst vor wenigen Monaten über die erschreckenden Bilder. Ebenfalls die NRW Landtagsabgeordnete Wibke Brems.
Ein Blick in die Datenbank des Staates Pennsylvania mit Verstößen gegen die Umweltvorschriften bei Gasbohrungen, hätte den Wissenschaftlern vielleicht auch den Schrecken erspart. Die ExxonMobil Tocher XTO ist dort jedes Jahr mit zahlreichen Verstößen zu finden. Unter anderem auch mit Methanaustritten entlang der angeblich dichten Zementierung. ExxonMobil und Prof. Borchardt interpretieren Methan im Grundwasser immer noch als alleiniges Zeichen von oberflächennahem Methan, was sicherlich nicht falsch ist, aber auch nicht widerlegt, dass es zahlreiche Beweise über thermogenes Methan aus der Gasförderung gibt.
Leichtfertig gefährdet der Expertenkreis seine Glaubwürdigkeit mit der Aussage:
„Mit Deutschland vergleichbar sei die Situation in Pennsylvania aber nicht. Das deutsche Rechtssystem biete gute Voraussetzung für eine konsequente Vermeidung von Risiken für das Grund- und das Trinkwasser oder auch aufgrund von Unfällen auf dem Bohrplatz.“
Das deutsche Rechtssystem hat auch keinerlei Schutz vor den Benzolkontaminierungen in Söhlingen, Hengstlage und Völkersen geboten. „Gute Voraussetzungen“ alleine sind nicht ausreichend. Der volle Umfang der Kontaminierungen ist noch nicht einmal bekannt. Von den ersten auffällig gewordenen Schäden bis zur Stilllegung des Netzens vergingen 4 Jahre.
Das folgende Bild zeigt, wie dicht die Gasbohrungen bereits jetzt im Gebiet um Rotenburg liegen. Dort werden konventionelle Gasvorkommen gefördert. Unkonventionelle Gasvorkommen benötigen ein vielfaches an Bohrungen. Selbst, wenn inzwischen bis zu 8 von einem Bohrplatz ausgehen können, müssen immer noch ganze Gebiete aufgebrochen und mit Frack-Flüssigkeit durchspült werden. Die Schätzungen über die Anzahl der Bohrungen in den USA, Australien, in Kanada, in Groß-Britannien, in den Niederlanden und in Polen sind frei verfügbar. Sie gehen in die hunderte pro Jahr. Zehntausende sind für die nächsten Jahrzehnte geplant. Warum es in Deutschland anders sein sollte, hat bisher noch niemand erklären können.
Aber das Team um Prof. Borchardt soll ja die Sicherheit von Fracking nachweisen und nicht die Risiken der unkonventionellen Gasförderung. Das bereits vor Ende der „Studie“ nicht nachvollziehbare Behauptungen aufgestellt werden, lässt für das Peer-Review nichts Gutes ahnen.
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