Es gab viel zu tun im Landesbergamt Niedersachsen, das auch für die anderen Bundesländer im Norden zuständig ist. Etliche Kilometer Leitungsdefekte mit Benzolaustritt und Sanierungen, lästige Anfragen von gewählten Vertretern und anderen Laien. Moratorien gegen Fracking in Gemeinden und Landkreisen machten da weniger Arbeit, die konnten ebenso ignoriert werden wie die warnenden Stellungnahmen der Wasserversorger oder Gutachten aus dem Bundesumweltamt und Nordrhein-Westfalen.
Derweil ExxonMobil in Osnabrück „dialogte“, mussten auch die Herren vom LBEG auf Veranstaltungen zu Themen wie Erdbeben oder Bergrecht referieren. Sehr zeitaufwändig das ganze. Da fand man auch keine Gelegenheit, die Frage von Abgeordneten nach Disposal- und Gasbohrungen in Wasserschutzgebieten zu beantworten. Dass es von diesen über 80 in Niedersachsen gibt, musste die interessierte Öffentlichkeit selbst herausfinden.
Nein, die Herren hatten zu tun: Es galt Lizenzen zu erteilen über riesige Flächen. Zwischen Hamburg und Lüneburger Heide, im Harzvorland, Ostfriesland und im Elbe-Weser-Dreieck, auch im Norden zwischen Nord- und Ostsee. Ein Teil davon sind Produktionslizenzen für Ölbohrungen, etwa 200.000 Hektar wurden bewilligt zur „Exploration“ von Öl und/oder Gas.
Die lästigen Fragen nach Ross und Reiter, nach Namen und Firmen, die dann im Oktober aus den Regionen von Kommunalpolitikern und Presse gestellt wurden, beantwortete die Bergbehörde schlicht nicht. Betriebs- und Staatsgeheimnis galt es zu wahren. Das ganz große Schweigen der Berg-Experten begleitet die lästige Phase der Stellungnahmen der Landkreise. Diese sind ohnehin bedeutungslos, denn genehmigt wurde schon längst, wie im fernen Calgary seit dem Frühjahr 2012 begeistert verkündet wurde!
Die kanadische Firma PRD-Energy proudly presents – Lizenzen für Lower Saxony zu Schnäppchen – Konditionen! Die Pressemitteilungen der Firma verkünden schon seit März 2012 die Zusagen der Behörden, die Verträge mit alteingesessenen Partnern GDF-Suez. und ExxonMobil ( … das waren die mit dem „Dialog“). Auch sonst sind die Kanadier ganz begeistert von Lower Saxony:
- ländliche Regionen,
- niedrige Steuern und Abgaben,
- berechenbare Behörden (wenn ein hoher Mitarbeiter der Behörde nebenbei Geschäftsführer einer Rohstoffirma ist, die auch mit Frackingzutaten handelt, ist dass ja auch verständlich, oder?)
- und alle Rechte der Erde – bis zum theoretischen Mittelpunkt.
Auch das kanadische Unternehmen „Blue Mountain Exploration“ hat bereits Anträge gestellt für den Rest der Lüneburger Heide. Sicher gibt es auch von diesem Unternehmen bereits Jubelmeldungen, von denen wir nur noch nicht wissen.
Haben die Leute aus Hannover den kanadischen Partnern verschwiegen, dass es in Niedersachsen auch ein Recht über Tage gibt? Das Rechtsempfinden und die kommunale Demokratie wird durch dieses Vorgehen nach Bergrecht in den Grundfesten angegriffen.
Vielleicht kann man einen Fels fracken – aber nicht die Demokratie.
weiterführende Links und Quellen:
PRD-Energy:http://www.prdenergy.ca/uploads/PRD_Corporate%20Presentation_October_Final.pdf
page 16 „community – engage at multiple levels throughout development process“ „open communication – active engagement with media, regulators and political reprensentatives.“
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