Programmhinweis: NDR 3, Heute 21.15 UHr
Erdgasförderung: Gift-Alarm in Niedersachsen Benzolfunde im Umfeld einer Erdgasförderstätte im Kreis Verden alarmieren seit einigen Tagen Bürger, Unternehmen und Behörden. Der Gasförderer RWE Dea lässt die Ursache untersuchen. Die festgestellten Werte des als krebserregend geltenden Benzols seien zum Teil bedenklich hoch, bestätigte ein Unternehmenssprecher.
.Das Unternehmen hat sein Leitungsnetz für Lagerstättenwasser in Völkersen vorläufig geschlossen. Die Verunreinigung bei Völkersen war nach Angaben des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Hannover kurz vor Weihnachten entdeckt worden. Die Behörde hatte RWE Dea zu einer Überprüfung angewiesen.
Angeblich „keine Trinkwassergefährdung“
Der Vorfall bringt erneut die Sicherheit des Leitungsnetzes für sogenanntes Lagerstättenwasser ins Gespräch. Dieses Wasser kann das giftige Benzol enthalten und wird zusammen mit dem Erdgas aus großer Tiefe nach oben transportiert – durch Kunststoffrohre. Anlass für die Überprüfungen sind vergleichbare Fälle von Benzol-Verunreinigungen in Hengstlage bei Oldenburg und in Söhlingen im Kreis Rotenburg. Offene Leckagen im Leitungsnetz wurden in Völkersen zwar bisher nicht entdeckt.
Dennoch besteht der Verdacht, dass die Beschaffenheit der Rohre der Grund für die Bodenvergiftung ist. Ähnlich verhielt es sich in den früheren Fällen. Experten versuchen außerdem, durch punktuelle Bodenproben entlang der Leitungen die Ausmaße der Bodenverschmutzung zu ermitteln. „Hinweise auf eine Trinkwassergefährdung gibt es noch nicht“, sagt der Landrat des Kreises Verden, Peter Bohlmann (SPD).
Haben die Behörden die Gefahr unterschätzt?
Einige Bürger aus der Region sind dennoch besorgt. Ihrer Meinung nach hätte das Landesbergamt viel früher mit der Überprüfung des Leitungsnetzes beginnen müssen. Statt dessen wurden der erste Vorfall in Söhlingen 2007 zunächst nur als Einzelfall eingestuft. Wurde die Gefahr jahrelang unterschätzt?
Aus Sicht des zuständigen Wirtschaftsministers Jörg Bode (FDP) ist dies so nicht der Fall: Seiner Auffassung nach hätten „die Genehmigungsbehörden immer den Stand der Technik zur Grundlage ihrer Entscheidungen“ gemacht. In Söhlingen habe es sich zwar auch um Kunsstoff, aber dennoch „um unterschiedliche Materialien“ gehandelt, weswegen man die Ursache der Verunreinigungen auch nicht „von vorneherein aufeinander übertragen“ könne. Eine einjährige Frist zur Überprüfung aller Leitungen laufe Ende des Monats aus: „Wenn der Nachweis nicht führbar ist, dass diese Pipelines geeignet sind, dann werden sie außer Betrieb gehen“, so der Minister. In Völkersen hoffen die Anwohner, dass ein möglicher Austausch dann nicht zu spät kommt.
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