Der diesjährige Berg- und Hüttenmännische Tag der TU Freiberg war dem Thema „Georessourcen“ gewidmet, also auch dem rücksichtslosen Aufbrechen des Untergrundes, gemeinhin als Fracking bekannt. Schon in der Ankündigung wurde klargemacht, dass die öffentliche Ablehnung des Fracking, wie sie hierzulande herrscht, völlig überzogen sei. Schließlich hätten sämtliche Erfahrungen, die in den USA mit dem gierigen Gasbohren gemacht worden sind, „mit Fracking zur Förderung von Schiefergas, wie es für Deutschland diskutiert wird, nichts zu tun“, so die Pressemeldung der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. „Die Einschätzung der großen Mehrheit der Geowissenschaftler und aller Fachbehörden“ sei, „dass die Technologie für Mensch und Umwelt nahezu risikolos durchführbar ist.“ Passend dazu hob die Ankündigung speziell auf den Vortrag von BGR-Präsident Kümpel ab:
„Schiefergasgewinnung durch Fracking: Hochrisikotechnologie oder Routine?“ – das ist der Titel des Vortrages von Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, des Präsidenten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover. Er will mit seinem Beitrag die aktuelle Diskussion auf eine sachliche Ebene zurückführen und mit detaillierten Informationen aufklären.
Im Interview des rbb inforadio ließ sich Kümpel ebenfalls mit seiner pro-Fracking-Botschaft hören.
Der BBU kommentiert diesen jüngsten Versuch des BGR-Präses, für Fracking eine Lanze zu brechen, auf der sachlichen Ebene. Der Umweltverband bezeichnet Kümpels Äußerungen als einen rein ideologisch motivierten Vorstoß, der keine naturwissenschaftliche Basis besitzt. Ohne neue Fakten auf den Tisch zu legen, habe der BGR-Präsident Fracking als praktisch risikolose Technik bezeichnet. Der BBU wirft der BGR vor, Erkenntnisse aus den USA, Schadensereignisse aus der Vergangenheit und die internationale Fachliteratur bewusst auszublenden.
Als grob irreführend bezeichnet der BBU dabei die beschönigende Aussage des BGR-Präsidenten, Fracking sei in Deutschland in über 50 Jahren in mehr als 320 Fällen angewandt worden – „dabei habe man Erfahrungen gewonnen.“
Oliver Kalusch, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstand des BBU erklärt: „BGR-Präsident Kümpel wirft Nebelkerzen. Ein systematisches Monitoring, eine Überprüfung der Frac-Vorgänge und eine unabhängige Auswertung von Monitoring-Ergebnissen existieren nicht. Bereits in der Vergangenheit haben Experten immer wieder die Offenlegung angeblicher Daten gefordert. Dies ist die BGR bis heute schuldig geblieben. Die immer wieder vorgebrachten positiven Erfahrungen mit Fracking existieren nicht.“
Der BBU macht darauf aufmerksam, dass dies nicht der erste Vorgang ist, der erhebliche Zweifel an einer seriösen Arbeit der BGR aufkommen lässt. So enthüllte ein Nachrichtenmagazin 2006 eine Studie, gemäß der zwei Erdbeben in Norddeutschland vom Herbst 2004 und Sommer 2005 vermutlich von der Erdgasförderung verursacht wurden. Statt die Studie ernst zu nehmen, an der auch zwei Experten der BGR beteiligt wurden, distanzierte sich die Behörde lieber von den Ergebnissen ihrer eigenen Forscher, dementierte einen Zusammenhang zwischen starken Erdbeben und der Gasförderung und stellte sich somit gegen Deutschlands kompetenteste Erdbebenwissenschaftler.
Für den BBU ist klar, dass die BGR die Augen vor den Gefahren des Frackings systematisch verschließt. Der Umweltverband fordert daher das Bundes-Wirtschaftsministerium auf, einzugreifen und sicherzustellen, dass die Behörde zukünftig nach wissenschaftlichen und nicht nach ideologischen Maßstäben arbeitet.