Stop Fracking

Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika Monat November 2017: nach über 3-monatigem Rückgang der Gesamtzahl, im November erstmals wieder ein kleiner Anstieg.

Volker H.A. Fritz

Wolfenbüttel, den 19.11.2017

Bericht zum Monat November 2017, Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika

Berichtszeitraum 20.10.2017 bis 17.11.2017

Im November 2017 zeichnet sich eine erneute Trendwende ab, nachdem die Rohölpreise WTI in den USA deutlich angestiegen sind. Offenbar haben nun einige Firmen wieder Mut gefasst, in Kürze bei den Rohölpreisen die 60-Dollar-Grenze pro barrel WTI Crude überspringen und dann wieder mit der Fracking-Ölförderung Geld verdienen zu können.   Allerdings, seit 2 Tagen fällt der Ölpreis wieder.

Der Anstieg der US-Rohölpreise in den letzten 8 Wochen wirkte sich in den letzten 2 Wochen auf die Bohraktivitäten in Nordamerika aus. Seit letzter Woche steigt die Zahl der Bohrtürme im Einsatz wieder. Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang:

Monat     gesamt im     USA     Kanada      US Rohölpreis WTI
              Einsatz                                             USD/barrel  ____

Ende 7        1.178          958         220                46,00

Ende 8        1.157          940         217                46,81

Ende 9        1.155          935         220                52,13

Ende 10      1.115          913          202                51,94

Mitte 11       1.090         889         192                ,54,27

3.Wo 11       1.110          907         203                57,03

4.Wo 11       1.123          915          208               56,18

Die Zahl der Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika fiel also seit Ende Juli bis Mitte November von 1.178 auf 1.090. Danach, bei einem um 24% gestiegenen WTI-Preis für Rohöl , dicht unter 60,00 USD/barrel, begann die Fracking-Ölförderung wieder lohnend zu werden.Und die Förderer haben gerade in der letzten Woche erstmals nach 3 1/2 Monaten des Rückganges, wieder mehr Türme in Betrieb genommen. Und auch in dieser Woche bis zum 17.11.17 nahm die Zahl der Türme wieder weiter zu. Doch dann sackte in der Woche der Rohölpreis WTI wieder ab auf deutlich unter die 60-Euro-Schwelle. Insgesamt ist noch nicht wieder die Zahl der Bohrtürme im Einsatz von Ende Juli 2017 erreicht. Bis dahin fehlt noch einiges.

Ob der Ölpreis dieses Niveau halten wird und ob weiter Bohrtürme reaktiviert werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Das US-Statistik-Amt jedenfalls hat festgestellt, dass in diesem Herbst erstmals seit 4 Jahren der gelagerte Ölvorrat der USA einen leichten Rückgang zu verzeichnen hat.
Diese Tatsache führe ich aber nicht auf reduzierte globale Produktion mit der Wirkung einer Verknappung des Angebotes zurück, sondern auf die Produktionsausfälle   während der Hurricane-Tage im Oktober, die mehrere Großraffinerien im Raum Houston zu verzeichnen hatten, mit anschließenden Aufräumungsarbeiten, ehe wieder voll produziert werden konnte.

Es ist also eher damit zu rechnen, dass es nicht zu einer echten Verknappung des Angebotes kommen wird und dass die Rohölpreise sich wieder um  etwa 55.00 USD/barrel für WTI oder gar noch darunter einpendeln werden.

Die Situation der Kohlenstoff-Energiebranche wird aber von großen institutionellen Anlegern durchaus kritisch gesehen, weil der große Zuwachs bei den regenerativen Energien, gerade und auch in den USA, den fossilen Erzeugern Märkte wegnimmt.

So hat zum Beispiel gerade erst am 16.11.17 der norwegische Sovereign Wealth Fund, der weltweit größte institutionelle Anleger mit einem Gesamtvolumen von 1.000 Mrd USD öffentlich davon abgeraten, weiterhin in Papiere der Öl- und Gasförderung zu investieren. Ferner will man sich von Beteiligungen des Funds in diesem Sektor trennen. Im Besitz des Funds sind Öl- und Erdgasaktien der Konzerne Shell, BP, Chevron, ExxonMobil, Eni, Total, Lundin Petroleum und ein über 60%iger Anteil an der norwegischen StatOil. Insgesamt hat man 37 Mrd USD in diesem Bereich investiert, die man jetzt veräußern will.

Der Großturbinenmarkt zur Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen (Erdgas und Erdöl) ist global ebenfalls ins Straucheln gekommen. Es gibt global Kapazitäten für die Produktion von jährlich ca. 400 großen Industrieturbinen, aber der Markt ist auf ca. 110 Stück/Jahr geschrumpft.

Die beiden führenden Anbieter auf diesem Gebiet sind General Electric und Siemens. Sie haben dadurch jetzt riesige Probleme in diesen Bereichen. Siemens steht allerdings viel besser da, als GE. Dennoch wird Siemens 6,900 der etwa gesamt 13.000 Mitarbeiter weltweit entlassen, davon 3.000 in Deutschland.

GE hat am 13.11.17 verkündet, dass der Konzern „verschlankt“ werden soll und dass man die Bereiche Energie, Luftfahrttechnik und Gesundheit weiter führen wird, während alle anderen verkauft werden sollen. Die Dividende für 2017 wird halbiert und ähnliches für 2018 bereits angekündigt. Die Folge an der New Yorker Börse war ein 5,9%iger Kursverlust . GE ist auch Mehrheitseigentümer von Baker Hughes. Dieses Geschäft soll ganz abgegeben werden.

Da sind also große Turbulenzen in den US-Märkten aufgetreten, die auch viele Anleger beunruhigen. Weitere Umwälzungen sind denkbar, denn auch die Rockefeller Familie ist aus dem fossilen Bereich ganz herausgegangen und die „Divestment-Bewegung“ in den USA hat an Stärke laufend zugenommen, die allen Anlegern dringend rät: „Legt Euer Geld nicht in fossilen Aktien an, es könnte verloren sein. Fossil ist gestern, die Zukunft ist regenerativ!“

Die Abkehr des Riesen GE aus dem Öl- und Erdgasgeschäft wird die Unsicherheit der Anleger noch vergrößern. Hinzu kommt die Koalition aus 20 US-Bundesstaaten, über 110 Großstädten, davon 51 Metrolpolregionen und weit über Tausend US-Unternehmen (darunter 60 der größten US-Konzerne), die in Bonn am 14.11.2017 eine Erklärung abgegeben haben,  „America‘ s Pledge“ vertreten von Michael Bloomberg, Ex-Bürgermeister von New York, dass sie im Pariser Klimaabkommen bleiben wollen und für sich das Abkommen auch umsetzen werden, weil sie von der Notwendigkeit überzeugt sind.

Sie alle zusammen vertreten 56% aller Amerikaner

60% des Brutto-Inlandsproduktes der USA

40% der gesamten US Treibhausgasverursacher

Und sie haben angekündigt, dass sie die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens erfüllen wollen, egal, ob die US-Bundesregierung unter Präsident Trump da mitmacht, oder nicht. Eine solche Großbewegung hat es in den USA wohl noch nie gegeben und auch das macht Anleger nachdenklich, weil die Ziele dieser Koalition ganz klar die schnelle Reduzierung der Treibhausgase und der schnelle Übergang auf regenerative Energieversorgung sind. Die 20 Einzelstaaten wollen schnellstens eigene Gesetze erlassen, die die Obama-Inhalte in ihren Landesgrenzen weiter gültig halten und so die Erleichterungen der Trump-Administration für die Förderindustrie in ihren Staatsgebieten unwirksam werden lassen.

Die nächsten Monate werden sehr spannend.

Volker Fritz

im AK Fracking Braunschweiger Land

 

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