Berichtszeitraum 01.02.2020 bis 28.02.2020
Volker Fritz (im AK Fracking Braunschweiger Land) – 29.02.2020
Im Berichtszeitraum nahm die Zahl der im Einsatz befindlichen Bohrtürme wieder leicht ab, um 7 Stück nach umfangreichem Aufbau im Januar. Jetzt, in der Nachschau, gehe ich davon aus, dass es sich um den Einfluss des Jahreswechsels gehandelt hat und nicht um den Beginn einer neuen Entwicklung.
Die unerwartete Erschütterung des chinesischen Wirtschaftsraumes durch die Epidemie des CORONA-Virus, die in den letzten Wochen auch andere Bereiche des Globus erreicht hat, wirbelt die Weltwirtschaft inzwischen genauso durch einander, wie die Immobilienkrise 2007. Die Börsenwerte des DOW JOMES in New York und des DAX in Frankfurt verloren in der abgelaufenen Woche 13% an Wert. Und ein Ende dieser Entwicklung ist noch lange nicht abzusehen. Deutschland – als sehr stark exportorientiertes Land – ist einerseits über Zulieferketten weltweit vernetzt und hängt andererseits von den internationalen Käufern ab, die unter diesen Bedingungen zurückhaltend sind. Die entsprechenden Folgen haben bereits zu wirken begonnen. Das Wirtschaftswachstum in 2020 wird inzwischen eher mit einem deutlichen Minus erwartet. Die Absagen wichtiger international ausgerichteter Messen und Tagungen tragen ebenso dazu bei, wie die starken Rückgänge bei Flügen und Kreuzfahrtbuchungen. Auch an den Energiepreisen spiegelt sich diese breite „Verlangsamung“ wider. Am 28.02. notierte Texanisches Rohöl WTI zu 44,67 USD/barrel nach einem Absturz von 53,37 zur Monatsmitte.
Nach dem derzeitigen Zahlenbild liegt die Gesamtzahl der eingesetzten Türme seit Februar 2018 um über 25% unter der damaligen Gesamtbohrkapazität. In Summe bleibt damit das Einsatzvolumen in Nordamerika weiterhin deutlich unter der bereits im Februar 2018 erreichten Zahl von insgesamt 1.293 Türmen. Die Rohölpreise auf WTI-Basis notierten am 14.12.2018 bei 51,20. Am 08.11.2019 lagen sie bei 56,39 USD/barrel, am 06.12.19 bei 56,32 USD/barrel und am 04.01.20 notieren sie bei 62,80 USD/barrel und am 01.02. auf 52,95 USD/barrel. Zur Zeit liegen sie bei 44,67 USD/barrel. Die OPEC wird mit verstärkten Förderkürzungen versuchen, die Ölmenge der stark gefallenen internationalen Nachfrage anzupassen, um einen Preisabsturz des Rohöles zu begrenzen.
Das CORONA-Virus hat inzwischen auch Persien erreicht, wodurch andere Themen zunächst in den Hintergrund gedrängt werden dürften, so auch der Konflikt Persien-USA. Und in den USA ist es auch nicht besser, denn das Gesundheitssystem ist ausgeblutet und die Hygiene-Überwachung in Häfen und auf Flughäfen ist auf eine Epidemie wie CORONA nicht vorbereitet und nicht ausgerüstet. Die Kampfhähne haben also in den nächsten Wochen zu allererst mir sich selbst zu tun.
Prognosen der IEA zum Bedarf an Rohöl in 2020 sind allesamt Makulatur geworden und per heute weis niemand, wie lange wegen der CORONA-Epidemie die internationalen Einschränkungen des Reise-, Waren- und Güterverkehrs in 2020 aufrecht erhalten werden müssen. Wenn alles negativ zusammen kommt, kann sich daraus eine Weltwirtschaftskrise wie in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickeln.
Die Entwicklung in den USA und in Kanada verlief im Februar etwa gleich.
Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang – mit erneuter Belebung zum Jahresbeginn 2019 und kontinuierlichem Rückgang seit März 2019 bis Februar 2020:
Monat/ Jahr | gesamt im Einsatz in Nordamerika | USA | Kanada | US Rohölpreis WTI USD / barrel |
30.07.17 | 1178 | 958 | 220 | 46 |
30.09.17 | 1155 | 935 | 220 | 52,13 |
31.10.17 | 1115 | 913 | 202 | 51,94 |
15.11.17 | 1090 | 889 | 192 | 54,27 |
30.11.17 | 1123 | 915 | 208 | 56,18 |
15.12.17 | 1168 | 930 | 238 | 56,64 |
19.01.18 | 1261 | 936 | 325 | 63,72 |
16.02.18 | 1293 | 975 | 318 | 60,74 |
16.03.18 | 1209 | 990 | 219 | 60,85 |
13.04.18 | 1110 | 1008 | 117 | 66,74 |
15.06.18 | 1198 | 1059 | 139 | 66,6 |
13.07.18 | 1251 | 1054 | 197 | 70,6 |
14.09.18 | 1281 | 1055 | 226 | 70,3 |
12.10.18 | 1258 | 1063 | 195 | 71,31 |
09.11.18 | 1277 | 1081 | 196 | 61,59 |
14.12.18 | 1245 | 1071 | 174 | 51,2 |
18.01.19 | 1259 | 1050 | 209 | 52,32 |
15.02.19 | 1275 | 1051 | 224 | 53,34 |
15.03.19 | 1187 | 1026 | 161 | 58,34 |
12.04.19 | 1088 | 1022 | 66 | 64,47 |
10.05.19 | 1051 | 988 | 63 | 61,99 |
07.06.19 | 1078 | 975 | 103 | 51,7 |
12.07.19 | 1075 | 958 | 117 | 60,27 |
09.08.19 | 1074 | 934 | 140 | 52,31 |
13.09.19 | 1020 | 886 | 134 | 55 |
11.10.19 | 1002 | 856 | 146 | 54,6 |
08.11.19 | 957 | 817 | 140 | 56,39 |
06.12.19 | 937 | 799 | 138 | 56,32 |
03.01.20 | 881 | 796 | 85 | 62,8 |
31.01.20 | 1037 | 790 | 247 | 52,95 |
28.02.20 | 1030 | 790 | 240 | 44,67 |
Insgesamt sind jetzt in Nordamerika 842 Ölbohrtürme und 188 Gasbohrtürme aktiv.
Die Gebiete der Hauptaktivitäten sind in USA: Texas(400), New Mexico(115), Louisiana (50), North Dakota(52), Oklahoma(48), Wyoming (23), Pennsylvania(24), Colorado(21), Kalifornien (13), West Virginia(14) u. Ohio(11).
Den etwa 25%igen Rückgang der Rohölpreise seit Mitte Oktober 2018 führen die Länder der OPEC-Gruppe auf das erhöhte Angebot in den Monaten ab Juli 2018 zurück und auf die hohen Förderquoten der USA. Auch die Entwicklung der Erdgaspreise auf der Basis Henry Hub spiegelt diese Entwicklung wider. Der Henry Hub Gaspreis ist nach zwischenzeitlich mehr als 4,60 USD/mmBtu und 2,811 USD/mmBtu Mitte Mai auf 2,94 USD/mmBtu stabil auf niedrigem Niveau, Mitte Juli Stand 2,88 USD/mmBtu. Seit Oktober stieg der Preis dann schrittweise bis 4,40 USD und fiel dann ab Mitte Dezember 2018 deutlich bis auf unter 3,00 USD. Am 07.06.2019 lag er bei 2,324 USD/mmBtu und fiel bis zum 20.06. auf unter 2,20 USD. Danach erfolgte ein leichter Anstieg bis auf 2,453 USD am 12.07.19 und bis zum 09.08.19 ein kontinuierlicher Rückgang bis auf 2,083 USD/mmBtu. Am 13.09. stand er bei 2,614 USD/mmBtu und am 08.11. lag er bei 2,772 USD/mmBtu. Am 06.12. lag er bei 2,427 USD/mmBtu und am 04.01.2020 bei 2,130 USD/mmBtu. Zur Zeit wird er bei 1,75 USD/mmBtu notiert, unter dem Einfluss der gefallenen Rohölpreise.
Das bedeutet zunächst weiterhin „ruinöses“ Geschäft zu nicht-kostendeckenden Preisen im „Henry Hub“. Davon profitiert nur das LNG-Geschäft mit Erdgas-Exporten nach Übersee. Um Geld zu verdienen müssten die Gaskonzerne 6 – 7 USD/mm Btu im Henry Hub erzielen. Aber auch der internationale LNG-Absatz wird drastisch sinken und zu Preisnachlässen bei LNG aus den USA führen.
Die internationalen Bohraktivitäten verringerten sich leicht um 26 Türme. 1.078 Bohrtürme werden weltweit im Januar/Februar im Einsatz außerhalb Nordamerika gemeldet. Meine Kommentare zur gesamten politisch/strategischen Lage rund um die weltweite Kohlenwasserstoff-Förderung aus dem Bericht vom 18.01.2019 sind durch die weltweite CORONA-Virus-Epidemie hinfällig geworden. Alle müssen die Krise erst einmal durchstehen, dann die Neuorientierung beginnen und danach den internationalen, vernetzten Wirtschaftskreislauf wieder beleben.
Mit einem Anstieg der Rohölpreise über 50 USD/barrel ist daher in der ersten Jahreshälfte 2020 eher nicht zu rechnen.