Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika

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Bericht zum Monat September 2018: Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika

Berichtszeitraum 18. August bis 14. September 2018

Der September 2018 erlebt eine sich fortsetzende Stagnation mit geringster Zunahme – nach schon im August kaum Zunahme – der im Einsatz befindlichen Bohrtürme. Der Rückgang nach Februar 2018 ist weiterhin noch nicht durch den neuen Anstieg der im Einsatz befindlichen Bohrtürme bis September ausgeglichen, aber jetzt fehlen nur noch wenige Bohrtürme.

Die Rohölpreise auf WTI-Basis notierten am 17. August 2018  bei knapp unter 65,00 USD/barrel., festigten aber bis zum 14.September auf 70,30 USD/barrel.
Nach den Ankündigungen der US-Förderindustrie sind die US-Rohölpreise ab 60 USD/barrel interessant. Dennoch kam die Wiederinbetriebnahme von Bohrtürmen im  September, gemessen an den aktuellen Marktpreisen, fast völlig zum erliegen.
Besonders erstaunlich im Berichtszeitraum ist zu vermerken, dass in den USA sogar ein leichtes Minus gemeldet wurde. Die Zunahme im Berichtsmonat kam allein durch Aktivitäten in Kanada. Im Ergebnis vergingen so weitere vier Wochen im August/September, und die Einsatzzahlen vom Februar 2018 sind noch immer nicht wieder erreicht.

Hier bleiben weiterhin – und verstärkt – Fragen offen, deren Klärung evtl. demnächst möglich sein wird.

Die Entwicklung in den USA und in Kanada verlief im Monat September nicht gleichsinnig. In den USA  ging die Zahl der im Einsatz befindlichen Bohrtürme um zwei zurück, in Kanada nahm sie um 14 Bohrtürme zu. So ergab sich eine Gesamtzunahme von zwölf Türmen im September.
Sie verteilte sich etwa je zur Hälfte auf Ölbohrtürme und Gasbohrtürme.

Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang – mit erneuter Belebung zum Jahresbeginn:

Monat
gesamt im Einsatz USA
Kanada
USA Rohölpreis WTI USD/barrel
Ende 7 1.178 958 220 46,00
Ende 8
1.157 940 217 46,81
Ende 9 1.155 935 220 52,13
Ende 10
1.115 913 202 51,94
Mitte 11
1.090 889 192 54,27
3. Wo 11
1.110 907 203 57,03
4. Wo 11 1.123 915 208 56,18
15.12.17
1.168 930 238 56,64
19.01.18
1.261 936 325 63,72
16.02.18
1.293 975 318 60,74
16.03.18
1.209 990 219 60,85
13.04.18
1.110 1.008 117 66,74
18.05.18
1.129 1.046 83 71,50
15.06.18
1.198 1.059 139 66,60
13.07.18
1.251 1.054 197 70,60
17.08.18
1.269 1.057 212 65,00
14.09.18
1.281 1.055 226 70,30

 

Insgesamt sind jetzt in Nordamerika noch 1.015 Ölbohrtürme und 264 Erdgasbohrtürme aktiv.

Die Gebiete der Hauptaktivitäten sind in USA: Texas (525, Oklahoma (139), New Mexico (99), Louisiana (61), North Dakota (54), Pennsylvania (44), Colorado (32, Wyoming (30, und Ohio (20).

Der Ölpreis war seit Mitte März stetig gestiegen, auf zwischenzeitlich am 18. Mai 2018 71,50 USD/barrel für WTI , am 15. Juni 2018 etwas nachgegeben auf 66,60 USD/barrel.
danach wieder gestiegen bis 74,30 mit Abfall Mitte Juli auf 70,60 USD/barrel und Mitte August. weiter bis knapp unter 65,00 USD /barrel. Seither erfolgte wieder ein stetiger Anstieg bis auf über 70 USD/barrel.

Die Unsicherheit an den Börsen sei der Grund für diese Rohstoffpreisentwicklung, kommentieren die Händler an der Wall Street in New York. Auch die Entwicklung der Erdgaspreise auf der Basis Henry Hub spiegelt diese Entwicklung wider. Der Henry Hub Gaspreis ist nach zwischenzeitlich mehr als 3,20 USD/mmBtu und 2,811 USD/mmBtu Mitte Mai auf 2,94 USD/mmBtu stabil auf niedrigem Niveau, Mitte Juli Stand 2,88 USD/mmBtu.
Das Erdgas-Überangebot in den US-Netzen drückt die weiterhin die Preise, die zurzeit bei 2,82 USD/mmBtu liegen, praktisch konstant sind.

Die vom US-Statistik-Amt festgestellte Verringerung der gelagerten Ölvorräte der USA besteht weiter. Bisher war davon ausgegangen worden, dass in 2018 die Auswirkung der Rücknahme der Förderkapazitäten der OPEC-Länder und der mit ihnen kooperierenden Nicht-OPEC-Förderländer zur Stabilisierung der Rohölpreise bei 60 bis 70 Dollar/barrel WTI-Qualität beitragen könnte.
Die sprunghafte Außenpolitik der USA, unter Missachtung aller internationalen Vereinbarungen, die gültig abgeschlossen wurden, wesentlich in der Vergangenheit forciert von den USA,
bietet für Zocker zusätzliches Wett-Potential und verschärft generell die Situation.
Die Aktivitäten von Präsident Trump gegen die NATO, als gemeinsame Allianz,vergrößert die Unsicherheit noch weiter.

Die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die USA könnte sich auf die inzwischen schon wieder recht starke Ölförderung des Iran auswirken und diese reduzieren.
Die damit auf dem Weltmarkt befürchtete Verknappung des Rohöles ist nicht zu erwarten.
Erst kürzlich haben mehrere wichtige Erdölförderländer angekündigt, ihre Förderung wieder hoch fahren zu wollen. Und die Länder der EU haben betont, dass sie im Atomabkommen mit dem Iran bleiben wollen und dem Iran Möglichkeiten schaffen wollen, sich wirtschaftlich weiter zu erholen. Das bedeutet, dass sie Öllieferungen des Iran gegen das US-Embargo an die EU organisieren wollen.
Das Drohpotential der Iraner, den Golf von Hormuz zu schließen, wenn man ihnen den Verkauf ihres Rohöles unmöglich macht, ist zwar erheblich, da dann Tankerlieferungen von Irak, Kuwait, Saudi, Bahrain, Katar und Vereinigte arabische Emirate eingeschränkt würden, was etwa 20 Prozent des weltweiten Ölhandels ausmacht, aber schon vor Jahren haben die Emirate eine Pipeline an die Golfküste im Golf von Oman gelegt, um ihr Rohöl dort zu verschiffen und die Bedrohung in der Straße von Hormuz zu entkräften. Die Tanker bleiben dann draußen im Golf, vor der gefährlichen Passage der Straße von Hormuz.

Die riesigen weltweit zwischengelagerten Rohölmengen, die kurzfristig verfügbar und auch umdirigierbar sind (Lagerung in Großtankerflotten auf Reede), animieren die Rohstoff-Spekulanten zu Preiswetten und  überlagern das eigentliche Rohöl-Liefergeschäft.

Das erwartete Reaktivieren von Bohrtürmen bei Rohölpreisen von 60 USD/barrel WTI und darüber  in den USA und in Kanada ist weiterhin ausgeblieben. Die Gründe dafür sind weiterhin nicht klar auszumachen.
Die US-Förderunternehmen behaupten, dass sie aus ihren Förderbohrungen in Shale-Vorkommen durch optimierte Massnahmen viel mehr Produktion herausholen als vorher und daher eher wettbewerbsfähig sind (bei niedrigeren Preisen als vorher).
Da insgesamt im Bereich der Ölförderung in Nordamerika der Hauptrückgang in den Monaten März und April 2018 stattgefunden hat und die anschließende Zunahme bis jetzt diesen starken Rückgang nicht ausgleichen konnte, wird im Verlauf des Herbstes und zum Winter 2018 hin das Ölangebot aus nordamerikanischer Förderung deutlich geringer sein, als die Prognosen der Wirtschaft dies noch im Monat Februar 2018 besagten.

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Die Situation der Kohlenstoff-Energiebranche wird von großen institutionellen Anlegern weiterhin kritisch gesehen, weil der große Zuwachs bei den regenerativen Energien, gerade und auch in den USA, den fossilen Erzeugern Märkte wegnimmt.
Und die Erzeugung der regenerativen Energien wird immer preiswerter. Neueste Meldungen berichten, dass die Fotovoltaik durch weitere Verbesserungen der Effizienz inzwischen in den USA wettbewerbsfähiger als die fossilen Stromerzeuger ist. Und in naher Zukunft wird mit noch günstigeren Produktionskosten gerechnet.

Eine neue Studie von Carbon Tracker sieht die Möglichkeit, dass schon in fünf Jahren
die Nutzung der fossilen Brennstoffe drastisch sinken wird, weil gerade die  „jungen Industrie- und Aufsteigerländer gleich mit Sonnenstrom und Windstrom arbeiten werden, anstatt sich in die Abhängigkeit der fossilen Konzerne zu begeben.
Die fossilen Brennstoff-Förderer wollen hingegen diese Länder als neue und künftig stärkere Kunden gewinnen.

Die Zubauraten an Fotovoltaik-Anlagen in  den USA sind rasant gestiegen.
Der US-Präsident Trump versucht jetzt durch Maßnahmen den weiteren Ausbau zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen.

International ist wieder Bewegung in das Bohrgeschäft gekommen. Im August weitere elf Bohrtürme in Betrieb genommen worden, so dass Ende August weltweit 1008 Bohrtürme im Einsatz waren.
Die Zunahme verteilte sich mit Schwerpunkt Afrika wie folgt:
Südamerika plus 2, Europa plus 5, Afrika plus 6, Mittelost plus 2,  Asien/Pazifik minus 4.
Vom Volumen her ist Mittelost mit 402 Türmen im Einsatz die aktivste Region, gefolgt von Asien/Pazifik mit 225 Türmen.

Weiterhin versuchen große institutionelle Anleger, die bisher im Energiebereich bedeutende Teile ihres investierten Portfolios angelegt haben, aus den fossilen Energien auszusteigen.

Die Freigabe des Offshore-Gürtels vor den Küsten der US-Bundesstaaten für die Förderung von Kohlenwasserstoffen durch Präsident Trump wird weitestgehend von den betroffenen Bundesstaaten abgelehnt.
Sie bestehen auf der Beibehaltung der Schutzsperre der Obama-Regierung.Sie fürchten um die Küstenfischerei, um die Gefährdung der Natur und der Küsten durch Unfälle und Störungen und insgesamt um die Beeinträchtigung des Tourismusgeschäftes an ihren Küsten.
Der zuständige Minister, Bryan Zynke, hat von fast allen Gouverneuren entsprechende ablehnende Bescheide erhalten, außer von dem von Alaska, der allen Ernstes behauptet, die Einnahmen aus der Ölförderung Offshore dringend zu benötigen, um die Strukturkosten des Klimawandels für Alaska damit zu einzuspielen. Das ist schon paradox.


Volker Fritz

im AK Fracking Braunschweiger Land

 

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