Equinor und Open Grid Europe wollen mit Wasserstoff aus Erdgas die deutsche Industrie dekarbonisieren. Und damit das gut klingt und sich an den “grünen Wasserstoff” anhängt, der mit regenerativem Strom erzeugt wird, haben sie ihrem neuen Propaganda-Medium den Namen “blauer Wasserstoff” verpasst.
Vgl. dazu:
Meldung in bizz energy – vom 08.10.2019 [1]
Meldung im PV-magazin – Beitrag von Hans-Josef Fell vom 18.10.2019 [2]
Es ist schon kaum noch zu fassen, mit welcher Dreistigkeit und Vernebelungstaktik die Erdgasindustrie immer neue, untaugliche Vorschläge unterbreitet, die ihr auch für die nächsten Jahrzehnte den Absatz sichern sollen.
Bei der Gewinnung dieses “blauen Wasserstoffes” aus fossilem Erdgas ensteht CO2. Damit ein “ökologischer Anstrich” entsteht, soll das anfallende Kohlendioxid abgeschieden werden und in alten Bergwerken oder in alten Erdgaslagerstätten “sicher” deponiert werden. Die Norweger tun so, als hätten sie “sichere” Speichermöglichkeiten unter der Nordsee in alten Erdgasförderbohrungen.
Bei der Vorstellung ihres Vorhabens haben Equinor und Open Grid Europe weiterhin hartnäckig verschwiegen, dass fossiles Erdgas bei seiner Förderung, Aufbereitung und beim Transport – und zusätzlich noch beim gesamten LNG-Prozess, bis hin zur Rückvergasung des abgekühlten und verflüssigten LNG – so hohe Vorketten-Emissionen an unverbranntem Methan hat, dass es ein Klimakiller ist.
Nachdem der “grüne Wasserstoff”, der durch Zerlegung der Luft mit Hilfe von Solar- oder Windstrom entsteht, zunehmend Beachtung findet, hat die Propaganda-Maschine der Erdgasindustrie den Begriff “blauer Wasserstoff” ersonnen, um dem Erdgas den Status des “Übergangsbrennstoffes” zu sichern und so noch viele Jahrzehnte in Europa liefern zu können.
So würde, jedenfalls nach der Propaganda der Erdgaswirtschaft – im aktuellen Fall in Norwegen und Deutschland – der “blaue Wasserstoff” seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten und bliebe noch viele Jahrzehnte Energiequelle.
Doch: es ist unwiderlegbar richtig, dass die Erdgasnutzung schnellstmöglich beendet werden muss, wenn das Erdklima noch halbwegs stabil gehalten werden soll. Die von der Erdgaswirtschaft betriebene Politik und die dazu verbreitete Propaganda bedroht direkt die Pläne des Klima-Abkommens von Paris 2015.
Die hohen Vorkettenemissionen unverbrannt entweichenden Methans bilden eine erhöhte Gefährdung für das Erdklima und beschleunigen schon jetzt die Erderwärmung ganz erheblich. Der von der Erdgaswirtschaft propagierte verlängerte und gar noch vermehrte Einsatz fossilen Erdgases ist eine direkte Gefährdung der Zukunft von uns Menschen auf der Erde.
Und nach vielen Jahrzehnten Übergangszeit soll dann der “grüne Wasserstoff” in der dann aufgebauten Wasserstoff-Infrastruktur den “blauen Wasserstoff” ersetzen. Und so würde für zumindest die nächsten 30 bis 40 Jahre der Erdgasabsatz gesichert und ein wichtiger Beitrag zur Beschleunigung der Erderwärmung durch den Menschen geleistet.
Aber wen interessiert das schon? Die Gasindustrie nicht! Das Klima ist doch egal, das ist doch sowieso schon nicht mehr zu retten – oder?
Ja, da ist die Erdgasindustrie ein total verlässlicher Partner, bei ihr steht immer der Profit der Anteilseigner höher als etwa Gewässerschutz, Gesundheitsschutz oder gar Klimaschutz.
Darauf können wir uns absolut verlassen.
Wann begreift das unsere politische Führungsmannschaft endlich?
Volker Fritz, 24.10.2019
[1] https://bizz-energy.com/wasserstoff_aus_erdgas_soll_industrie_dekarbonisieren