Bewertung und Kommentierung der „Energieprognose Deutschland 2013 – 2040“

Seit über 50 Jahren soll es einen Exxon Energie Outlook geben. Es soll verlässliche Daten aufzeigen, wie wir unseren Energiehunger in 30 Jahren stillen werden. Nach der Ansicht von EXXONMOBIL wird im Jahre 2040  der Anteil fossiler Energien bei über 70 % in Deutschland liegen.

Unsere Freunde vom  AK-Braunscheig haben das mal nachgerechnet. Vorab aber noch eine Frage an die Macher der Studie. (Anmerkung: Da wir ja wissen, dass von Exxon mitgelesen wird, erbitten wir die Antwort an: gegen.gasbohren@gmail.com. Selbstverständlich werden wir die Antwort hier posten)

 

  • Hat der EXXON-Energie-Outlook 1963  vorhergesagt, dass  in Deutschland heute über 20 % der Primärenergie aus erneuerbaren Energien stammt?

 

Vorwort Die Firma EXXON MOBIL ist der Inhaber der größten Förder- und Aufsuchungsgenehmigungen für Kohlenwasserstoffe in Deutschland. Bereits in der konventionellen Förderung von Öl und Gas in Norddeutschland (hauptsächlich Niedersachsen) ist EXXON der bisherige „Platzhirsch“. Das Auftreten von EXXON in der Öffentlichkeit wirft jedoch einige Fragen auf: Verfolgt EXXON in Deutschland die weltweit von der Öl- und Gasindustrie bekannten Methoden der Desinformation, der Nichtinformation und der platten Propaganda? Und wie sieht es mit der Erzeugung von bezahlten Gutachten aus, welche die Fakten widersprüchlich erscheinen lassen? Sollen diese und andere öffentlich wirksame Aktivitäten, die tatsächlich geplanten und im Gange befindlichen Aktivitäten verdecken und die öffentliche Meinung beeinflussen? Der von EXXON in der ersten Jahreshälfte 2012 gebotene „Dialog mit den Bürgern“ gehört ebenso in dieses Gesamtkonzept zur Durchsetzung der EXXON-Ziele in Deutschland, unkonventionelles Erdgas zu fördern, wie die jüngst herausgegebene „Energieprognose 2013 -2040“.

Bewertung der Prognose
Diese Ausarbeitung dient dazu, den Behauptungen von EXXON zur großen Bedeutung von Schiefergas für Deutschland einen scheinbar wissenschaftlichen, seriösen Unterbau zu geben. Sie beziehen sich dabei großteils auf ihre konzerneigenen Forschungen. Bei EXXON geht man zu Recht davon aus, dass die meisten Bürger, die EXXON-Schlagzeilen „pro Schiefergas“ lesen und dann auf diese Ausarbeitung verwiesen werden, sich nicht der Mühe unterziehen werden, diese 12-seitige Prognose zu hinterfragen. Daher sind in diese Ausarbeitung diverse Behauptungen und Graphiken zur Darstellung von Vorgängen, Mengen und Zuständen eingefügt, die dem flüchtigen Leser das Bild vermitteln:
„Erdgas wird 2040 der dominierende Primärenergieträger in Deutschland sein. Deutschland braucht Erdgas in der Zukunft dringend und das hohe Potential an heimischem Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten stellt eine wertvolle Ergänzung zu den weiter erforderlichen Erdgasimporten dar.“
Doch diese These ergibt sich nicht zwingend und logisch. Die Tendenz dieser EXXON-Studie, wie auch die der Globalen Studie von 2012, lassen erkennen, dass hier mit äußerst konservativen Änderungsschritten als Annahmen gearbeitet wurde, letztendlich um den eigenen Absatzmarkt mit den traditionellen fossilen Brennstoffen möglichst lange zu erhalten.

Der Vergleich mit der Prognose der REN21 „REN21 Renewables Global Future 2030  2040 2050 Report“ vom Januar 2013, bei der weltweit eine große Zahl von Organisationen, auch staatlichen Organisationen, mitgearbeitet hat, um eine Prognose bzw einen Prognose- Korridor bis 2050 zu erarbeiten, zeigt deutlich auf, wie stark die EXXON-Prognose für Deutschland von den erklärten Zielen der Energiewende abweicht.[1]

Die Elektrizitätserzeugung soll danach schon 2020 zu 35%, 2030 zu 50% und 2050 zu 80% aus regenerativen Brennstoffen erfolgen, ohne Nuklear- und fossile Brennstoffe. Auch die Umstellung der Wohngebäude-Heizungen bei allen Neubauten seit 2009, mit einer Senkung des Gesamtheizungsbedarfes um 20% und dem Ziel der Senkung der gesamten Wohngebäude-Heizungsaufwände um ca.14% bis 2020, die ja gesetzlich im Rahmen der Energiewende festgeschrieben wurde, findet sich bei EXXON nicht wieder, denn gerade diese Veränderung dürfte sich massiv senkend auf den Gasbedarf in Deutschland auswirken, da in den vergangenen Jahrzehnten Gasheizungen in großem Umfang als Gebäudeheizungen installiert wurden. Insgesamt will Deutschland den regenerativen Anteil an seiner Primärenergieproduktion vonm 20% in 2020 auf 60% in 2050 schrittweise hochfahren. Die Ausarbeitung von EXXON lässt nicht erkennen, dass dieses erklärte Ziel der Energiewende berücksichtigt wurde.

Auch die Zusammensetzung des voraussichtlichen Energiemixes der regenerativen Energien wird von der großen Mehrheit der Experten von REN21 erheblich anders gesehen, als von EXXON. Global gesehen dominiert Windkraft und wächst bis 2030 um das 6-fache, gefolgt von Solar PV bis 2030 um das 10-fache, Biomasse bis 2030 um das 3,6-fache. Dabei hat die Windkraft fast das 6-fache Volumen an Leistung zur Biomasse. Die Wasserkraft wird bis 2030 weltweit auch ausgebaut, etwa auf die Leistung der Windkraft. Bemerkenswert bei dieser Abschätzung der REN21 gegenüber EXXON ist, dass EXXON für Deutschland bei der Zusammensetzung der „Regenerativen“ prognostiziert, dass die Windkraft 2040 nur einen geringen Anteil von 20% haben wird, während Biogas und „andere Biomasse“ zusammen mit über 65% erreichen sollen. Diese Annahme erscheint nicht logisch, auch wenn heute in Deutschland schon bedeutende Biogaskapazitäten bestehen. Wo aber sind die „Haken“ an den Darstellungen und Prognosen zu einzelnen Energien und ihren Entwicklungen durch EXXON von 2013 bis 2040? Zum einen werden Annahmen getroffen, die anzweifelbar sind.

  • Beispiel: das „Energiepolitische Dreieck“ auf dem DeckblattDort fehlt das wichtige vierte Bein zur Beschreibung der Abhängigkeiten: der Umweltschutz. Ihn hat man in seiner Vollumfänglichkeit nicht genannt und sich statt dessen nur auf den Klimaschutz konzentriert, mit dem vermeintlichen Vorteil für Erdgas. Ein „Energiepolitisches Viereck“ würde die Zusammenhänge zutreffender zeigen.
  • Beispiel:Behauptung, dass der Primärenergieverbrauch zur Stromerzeugung bis 2040 trotz steigender Nachfrage, bei leicht sinkender Bevölkerung in Deutschland, um 30% zurückgehen werde, auch wegen größerer Energie-Verwertungs-Effizienz, aber Erdgasnimmt gleichzeitig sehr stark zu, ist also von der Verbrauchsreduzierung nach der Darstellung nicht betroffen.
  • Beispiel: Behauptung, dass Mineralöl im Bereich der Primärenergieerzeugung künftig keine Rolle mehr spielen wird. Diese Annahme ist nicht schlüssig belegt, denn die CO2-Bilanz von Heizöl oder auch Schweröl ist besser als die von Steinkohle. Dennoch bleibt die Kohle zur Stromerzeugung auch 2040 im Mix erhalten. Es ist insgesamt auch strategisch nicht ratsam, die Energiequelle Schweröl oder Heizöl zu vernachlässigen, denn sie bietet gute Bevorratungs- und Lagermöglichkeiten. In der Klimabilanz ist sie deutlich besser, als Shale Gas und geringfügig besser als Steinkohle.
  • Beispiel: Seite 4: Die Darstellung der Energie-Effizienz Die dargestellte Relation von Energieaufwand zur Generierung des Brutto-Inlands-Produktes (BIP), als Abhängigkeit, entbehrt der volkswirtschaftlichen Grundlage und ist daher abwegig. Wenn jemand Handel treibt, wird BIP erzeugt. Die angebliche höhere Energie-Effizienz in 2040 mit entsprechend geringerem Energiebedarf zur Generierung des gleichen BIP ist eine reine Annahme. Natürlich ist eine effizientere Energienutzung erstrebenswert und die Forschungen bewegen sich in diese Richtung. Ob eine Einsparung in dem hier angenommenen Rahmen jedoch erreicht werden kann, ist fraglich. Wenn man Leuchtkörper mit deutlich weniger Energieverbrauch betreibt, spart man zwar Energie, trägt damit aber noch nicht zu einem bestimmten BIP bei. Die Kosten bei der Betreibung der Leuchtkörper sagen außerdem nichts über die Verkaufskosten (Handel) des Leuchtmittels aus. Steigende Absatzkosten der Leuchtmittel trügen ebenso zum Erhöhen des BIP bei, wie eine generelle Erhöhung des Bruttostromverbrauches um 7% bis zum Jahre 2040, wie von EXXON prognostiziert. Der geringere Energiebedarf wird also nicht zu einem höheren BIP beitragen.
  • Beispiel: der Wirkungsgradvergleich zwischen Nuklear-Dampfkraftanlagen und Kraftwerken mit konventionellen Kesselanlagen und Generatoren mit Gasturbinenantrieben. Dieses Thema ist sehr komplex. Nuklear-Kraftanlagen sind per se unwirtschaftlich, wenn tatsächlich alle mit dem Betrieb dieser Anlagen und der Entsorgung der strahlenden Abfälle entstehenden Kosten betrachtet werden. Bis heute gibt es keine sichere Endlagerung für die strahlenden Abfälle aus 50 Jahren Atomstromerzeugung. Es gibt lediglich das Versuchsendlager Asse. Deshalb ist dieser Vergleich so unsinnig wie die angegeben Wirkungsgrade.
  • Beispiel: Behauptung, dass die Erneuerbaren ab 2020 kaum noch weiter am Leistungsvolumen zur Stromerzeugung zunehmen. Das Gegenteil wird der Fall sein. Und weiter: dabei wird die Windkraft nur knapp über 20% des Volumens von 85 Mio to SKE in 2040 erreichen, Biogas und Biomasse jedoch zusammen ca. 70%. Das erscheint absolut unwahrscheinlich für 2040.[3]
  • Beispiel: Seite 6: „ Die Versorgungssicherheit: „die weltweiten Reserven decken den globalen Bedarf mehr als 200 Jahre lang….“ und weiter: „das Erdgasangebot hält bis 2040 weltweit mit der Nachfrage Schritt“… Hier werden unbelegbare Behauptungen aufgestellt, die ihren Ursprung in einer viel zu optimistischen Ressourceneinschätzung haben, welche auf Grund der Förderergebnisse der USA in den letzten Jahren entstanden und danach auch politisch als glaubhafte Optionen angenommen wurden. Selbst die Internationale Energie Agentur (IEA) hat ihre Prognosen in großem Umfang bereits 2012 zurückgenommen, nachdem absehbar wurde, dass die prognostizierten künftigen U.S.-Gasfördermengen, die die USA angeblich zum Erdgas-Grossexporteur ab 2035 machen würden, sich sehr wahrscheinlich nie realisieren werden. In der Prognose ging man von einem Förderzeitraum der „konventionelle“ Gasförderung mit 20 bis 30 Jahren je Bohrung aus. [4] Ob global im künftigen Wirtschaftswettbewerb davon ausgegangen werden kann, dass bei knapper werdenden fossilen Brennstoffen eine gerechte oder gleichwertige Verteilung zu erwarten ist, bleibt fraglich.
  • Beispiel: Seite 7: Die von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) 2012 hochgesetzte Abschätzung der möglichen Reserven an Erdgas in D wird hier kommentarlos verwendet, obwohl die IEA 2011 weit geringere Werte angenommen hat und nur 266 Milliarden m³ unkonventionelles Erdgas in D für förderbar hält, einschränkende Randbedingungen noch unberücksichtigt. [5]
  • Beispiel Die Graphik „Schiefergaspotential in Deutschland“ ist irreführend, da es sich hier bisher um reine Annahmen bei der riesigen blauen Säule handelt, während nur ein ganz kleiner Teil davon überhaupt für förderbar gehalten wird. [5]
  • Beispiel Diagramme „Das Gasangebot wächst“: Die Entwicklung in Nordamerika beruht lediglich auf Annahmen. Nach derzeitiger Meinung unabhängiger Wissenschaftler wird die USA 2016 – 2018 ihr Fördermaximum erreicht haben. Danach erfolgt ein schnelles Abfallen der Fördermengen.[6] Kanada benötigt einen zunehmenden Teil seines produzierten Gases für die wachsende Produktion des Öles aus Teersanden. Bei dieser müssen riesige Mengen Sand erhitzt werden, ehe mit Wasch- Chemikalien das Öl herausgelöst werden kann.[7] Nordamerika wird also eine fallende Produktion ab 2020 haben, die weiterhin drastisch zurück gehen wird.[8] Der Import verflüssigten Erdgases per Schiff (LNG) wird dafür ansteigen. Europa wird in der Darstellung mit steigendem LNG-Import gezeigt. Hierbei werden einerseits die Effizienzgewinne vernachlässigt, die auch beim Gasverbrauch zu erwarten sind und andererseits werden die neuen Vorkommen im Mittelmeerraum vernachlässigt, die künftig per Pipeline nach Zentraleuropa geliefert werden sollen. [9] Die Israelische Regierung gibt, außer einer Sperrmenge für den nationalen Verbrauch, die Gasförderung zum Export frei, auch für weitere Gasfelder unter dem Meeressockel. Israel ist zur Zeit marktführend, doch andere Anrainerländer wollen folgen und das dann gewonnene Gas nach Europa exportieren, ehe sie den hohen Aufwand betreiben, es zu LNG umzuwandeln, um es schiffbar zu machen. [10]
  • Beispiel: Seite 7 Grafik: „Erdgasversorgung Deutschland 2012“ Es wird dargestellt, als habe die Förderung aus deutschem Boden in 2012 den Importumfang an Erdgas aus den Nachbarländern reduzieren geholfen. Das war jedoch nicht der Fall, wie sich am Beispiel der Zahlen für 2011 ablesen lässt. Nach Deutschland wurden 2011 ca. 95 Mrd m³ Erdgas importiert und etwa die selbe Menge Erdgas wurde in Deutschland verbraucht. Die Produktion aus deutschem Boden betrug ca. 14 Mrd m3 und der Export etwa die gleiche Größenordnung. Auch gibt es kein „heimisches“ Gas, das etwa von einer nationalen deutschen Energie-Agentur produziert und bewirtschaftet würde. Das in Deutschland produzierte Gas gehört den produzierenden privaten Konsortien, die dafür eine Förderabgabe entrichten. Danach ist es ihr kommerzielles Eigentum. Daran ist nichts „heimisch“. Das Gas wird uns deutschen Verbrauchern zu Marktpreisen verkauft.
  • Beispiel: Seite 7 Angabe zu den drei Vorkommensarten unkonventionellen Erdgases in D: Schiefergas wird unrichtig in Tiefen von 1.000m bis 2.500m angegeben. In großen Bereichen Niedersachsens liegt es aber unter 1.000m bis zu 400 m Tiefe. [11] Zum Kohle-Flözgas wird ausgeführt, dass eine „hydraulische Behandlung“ nicht notwendigerweise erforderlich sei. Das ist irreführend, da in der Regel ohne eine wie immer geartete „Aufbereitung“ der Lagerstätte gar keine Förderung von Methan möglich ist. [12]
  • Beispiel Seite 8: „Moderne Fördertechniken“: Hydraulic Fracturing wird dort als ein „technisch erprobtes, sicheres Verfahren“ vorgestellt, das weltweit seit den 1940er Jahren in mehr als einer Million Bohrungen angewandt wurde. Mittlerweile werde etwa ein Drittel der deutschen Gasproduktion unter Anwendung dieses Verfahrens erzeugt. Wieder einmal wird gezielt verschwiegen, dass jenes „Stimulationsverfahren“, das es schon Jahrzehnte gibt – um konventionelle Öl- und Gasbohrungen zur Förderung zu stimulieren, oder um abfallende Förderungen solcher Bohrungen wieder zu steigern, sich in krasser Weise vom heute zum Einsatz kommenden Hydraulic Fracturing mit Hochdruck in horizontal abgelenkten Bohrungen unterscheidet. Was man heute in Deutschland plant, ist eine um das zig-fache größere Kraftaufbringung, mittels welcher der Materialverbund in der Lagerstätte „aufgelockert“ wird. Und diese Einwirkung auf den Untergrund ist flächig geplant, Fußballfeld neben Fußballfeld, mit horizontalen Bohrungslängen von bis zu 5 km. In der Verfahrensbeschreibung benennt EXXON die Länge der horizontalen Strecken „viele hundert Meter“. Das ist nicht falsch. Aber wer käme darauf, dass an bis zu 50 mal hundert Meter Länge gedacht ist?
  • Beispiel: Seite 8: Förderdauer der „gefrackten“ Bohrungen (Textende unten) Hier wird eine Behauptung aufgestellt, die dem Leser eine langfristige Förderperspektive in den Sinn kommen lässt. „unter günstigen Bedingungen kann anschließend aus der Bohrung mehrere Jahrzehnte Erdgas gefördert werden.“ Nur gerade diese langfristige Förder-Perspektive gibt es bei allen Arten von unkonventionellen Vorkommen nicht ! Sie enthalten vergleichsweise geringe Mengen an Gas pro Volumeneinheit Lagerstätte. Daher haben sie zunächst vergleichsweise hohe Anfangsfördervolumina, die schon im Verlauf des ersten Jahres bis auf etwa die Hälfte und auch darunter, absinken und sich im zweiten Jahr weiter halbieren. Ende des vierten, spätestens Ende des fünften Jahres nach Aufnahme der Förderung ist die Fortführung der Förderung nicht mehr lohnenswert. Spätestens hier übersteigen die Produktionskosten den zu erwartenden Gewinn, denn zur Aufrechterhaltung eines Liefervolumens sind schon nach kurzer Zeit weitere, neue Förderbohrungen niederzubringen. [13] Konventionelle Vorkommen liefern dagegen 20 bis 40 Jahre Erdgas, ehe sie erschöpft sind. Der Rückgang der Fördermenge erfolgt hier in einem recht langen Zeitraum. (Beispiel Erdgasfördergebiet Völkersen, Groningen u.a.)
  • Beispiel: Seite 9: Günstige Erdgas-CO²-Bilanz Bei der Behauptung, dass die CO²-Bilanz von Erdgas verglichen mit Steinkohle und Braunkohle besonders günstig sei, fällt auf, dass das Heizöl gar nicht mehr im Vergleich gezeigt wird. Tatsächlich ist es aber durch die weltweit auftretenden riesigen Gas-Leckagen und das ungenutzte Abfackeln riesiger Gasmengen, die bei der weltweiten Ölförderung anfallen, ein Atmosphärenschädiger gleicher Größenordnung wie die Steinkohle. EXXON sagt: Erdgas hat 40% weniger CO2-Emissionen als Steinkohle (Seite 9),lässt jedoch ungesagt, dass 2,5% Leckage bei konventionellem Erdgas – gerechnet vom Gesamtvolumen der Förderung – in Nordamerika eine übliche Größenordnung darstellen. Damit ist der tatsächliche Umweltvorteil zur Steinkohle nur noch gering. Wissenschaftler in den USA sagen, bei 3,25% Leckage ist die Schädigung der Atmosphäre durch Methan vergleichbar mit der auftretenden Schädigung durch Steinkohle. [14] Wenn man das zur Zeit noch hinzukommende Schiefergas betrachtet, so ist dieses, wegen der besonders hohen Leckagewerte an Methan von 4% bis teilweise 9% der Gesamtleistung  der Förderung, ein weit größerer Atmosphärenschädiger, als die Steinkohleverbrennung und natürlich auch als die der Heizölverbrennung, denn diese liegt ja noch unter der der Steinkohle. [15]
  • Beispiel: Seite 9: Tabellen „Vergleich Stromerzeugungskosten Kraftwerke 2030“: Die im Text hierzu dargestellten Beispielsrechnungen sind in den beiden Grafiken nicht zutreffend wiedergegeben, abgesehen davon, dass Erdgaspreise ebenfalls manipulierbare Größen sind, wie alle anderen Energiepreise auch. In der unteren Darstellung wird Erdgas gegenüber Kohle und Windkraft zu günstig dargestellt und erscheint daher optisch kostenmäßig als optimale Energieform. Heizöl wird weder genannt noch berücksichtigt.
  • Beispiel: Seite 9 „Wirtschaftlichkeit“ Die hier gemachten Äußerungen spiegeln nicht korrekt die Realität in D wieder. Förderabgaben auf geförderte Öl- und Gaskontingente sind keine Gewerbesteuern. Steuerleistungen, der in D lokalisierten Service-Betriebe weltweit aktiver Firmen im Erdöl und Erdgasgeschäft (meist in und um Celle herum stationiert) haben nichts mit der Förderung in Deutschland zu tun. Sie bedienen weltweiten Bedarf. Wenn mit der Höhe der Förderabgaben von insgesamt 7 Milliarden EUR in den letzten 10 Jahren argumentiert wird, bleibt auch zu hinterfragen, wie hoch denn Subventionen des Landes NDS und des Bundes an die Erdöl- und Erdgasförderindustrie ausgegeben wurden. Kosten für fehlgeschlagene Bohrungen konnten sicherlich als „Anbahnungskosten“ in Abzug gebracht werden. Bei der Beurteilung der „erneuerbaren Energieträger“ fällt den EXXON-Textern dann aber sehr wohl ein, dass diese staatlich subventioniert werden.

Schlussbemerkungen

  • Die künftige absehbare Verknappung fossiler Energieträger, die den Umstieg auf andere Energieformen weltweit notwendig macht, wird in dieser Prognose überhaupt nicht thematisiert. Es wird dem Leser ein „Weiter so, aber mit Gas!“ angeboten, unter Anrechnung regenerativer Anteile zur Versorgung.
  • Das Thema „Umweltschutz“ (der vierte Faktor) im Zusammenhang mit der Zukunftsprognose zum vermehrten Erdgasverbrauch in D und der Förderung „unkonventionellen“ Erdgases aus deutschem Boden, wird vorsichtshalber gar nicht berührt.
  • Wenn aber Entscheidungen bezüglich der Zukunft zu treffen sind, dann ist die Bewahrung unserer Grundwasservorräte vor möglichen und vor allem nicht rückgängig zu machenden Verunreinigungen ein besonders wichtiger Punkt, denn ohne sauberes Wasser haben wir in Deutschland keine Zukunft. Die unkalkulierbaren, zu erwartenden Probleme mit den großen Mengen human- und ökotoxischer, wassergefährdender Flüssigkeiten, die im Untergrund entsorgt werden sollen, um die Produktion gewinnträchtig bleiben zu lassen, wären im nationalen Interesse eine Zumutung und eine Gefährdung unseres Grund- und Trinkwassers und der Gesundheit von Generationen, die nach uns mit dieser permanenten Gefährdung leben müssten. Auch die Erhaltung der Gesundheit der Menschen ist vorrangiger als eine kurzfristige Förderepisode unkonventionellen Erdgases in Deutschland mit großen Langzeit- Umweltschäden, die unvermeidbar eintreten werden, wenn in Deutschland systematisch „gefrackt“ würde. Die breite Beeinträchtigung unserer Grundwasservorräte bedrohen auch direkt ca. 700.000 Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und in der wasserabhängigen Getränke- und Ernährungsindustrie, welche ein geschätztes Wirtschaftsvolumen von jährlich ca. 100 Milliarden EUR haben.[16]
  • Hinzu kämen erhebliche Einbußen im Tourismus. Wer will schon in einer industrialisierten Landschaft Urlaub machen?
  • Und die „Strategie“ der Versorgung? In den kommenden Jahre wird noch genug Erdgas auf den Märkten zu erhalten sein, aber diese Zeitspanne muss genutzt werden, den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtmix schnell weiter zu erhöhen und neue Speichertechniken zu entwickeln und einzuführen, damit Engpasszeiten überbrückt werden können. Das sind die vorrangigen Aufgaben, die angepackt werden müssen.
  • Der Ertrag an Erdgas aus „unkonventioneller“ Förderung aus deutschem Boden ist viel zu gering, um unsere Importabhängigkeit spürbar zu verringern.
  • Auch wird dieser verschwindend geringe Ertrag im europäischen Gasnetz keine preisregulierende Wirkung erzielen. Selbst eine nationale Energie-Agentur, die die fossilen Energien zentral beschaffen würde, kann dies nicht erreichen.Die jetzige Versorgung erfolgt durch internationale, börsennotierten Energiekonzerne, welche ihren Aktionären gegenüber für Gewinne verantwortlich sind und nicht der Allgemeinheit. Für heimische und deutschlandweite Interessen ist da kein Platz. Dieser Vorschlag seitens EXXON führt dazu, dass wir in der Abhängigkeit der fossilen Energien bleiben, die EXXON und andere Konzerne nach Deutschland exportieren wollen.
  • Ziel ist es, dass Erdgas 2040 den größten Anteil der Energielieferanten ausmachen soll. 2041 wären wir dann in etwa auf dem heutigen Stand und EXXON käme mit einer „neuen“ Strategie, möglicherweise erneut mit der CO2-Speicherung im Untergrund (CCS), um zum Beispiel die Importkohle wieder verstärkt ins Gespräch zu bringen.Es ist bedauerlich, feststellen zu müssen, dass EXXON Behauptungen, Rückschlüsse, Annahmen und Erklärungen weiterhin als Mittel eingesetzt, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Deutschland muss andere Wege gehen, als EXXON sie hier anbietet. Einzig der Erdgas- und, mit Abstrichen, der Erdöl-Lobby spielt EXXON mit dieser Prognose hier in die Hände.


Quellen:
[1] www.ren21.net/Portals/0/REN21_GFR_2013_print.pdf
[2] Hinweis in REN21 Global Future Report 2013 S.17 links unten „National and EU Shares“
[3] Gesamtprognose des REN21 Renewables Global Future Report 2013 -Entwicklung der
einzelnen Energieerzeugungsarten, siehe Tabelle 4 Seite 53
[4] The Guardian, U.K._21.06.2013_Nafeez-Ahmed Shale: EarthInside; EIA-Report, June 10,
2013 about Shale oil and Shale Gas resources; POST CARBON INSTITUTE Februar
2013 Howard HUghes: „Drill Baby Drill“
[5] BGR 2012 und IEA 2011
[6] PCI-Bericht von Howard Hugheses „Drill Baby Drill“ v.Februar 2013)
[7] Interview mit Prof. Anthony Ingraffea von der Cornell University, Kalifornien Anfang 2013 )
[8] PCI-Bericht von Howard Hughes
Seite 7 zu Bewertung der EXXON-Energieprognose 2013 -2040 AK Fracking 7/2013
[9] FinancialTimes, 19.06.2013 Israel natural gas exports with 60bn USD over next 20 years,
by John Reed
[10] Israel als Marktführer siehe FinancialTimes vom 19.06.2013
[11] LBEG Tiefenquerschnitte von Niedersachsen
[12] NRW-Studie zur Gasförderung vom 27.Sept.2012 sieht Fracking bei CBM als festen
Bestandteil der Förderabläufe vor)
[13] PCI-Bericht vom Febr.2013 „Drill Baby Drill“
[14] Prof.Anthony Ingraffea, Cornell University, Kalifornien, USA und DeSmoBlog April 2011
„Fracking The Future“ Diagramm Emissionsvergleiche versch. fossile Brennstoffe auf 20
Jahre und auf 100 Jahre Einwirkzeit nach der Einleitung.
[15] Prof. Anthony Ingraffea, Cornell University, Kalifornien, USA)
[16] Branchenberichte der Industrieverbände Milchindustrie, Brauwirtschaft, Industrie der
Alkoholfreien Getränkehersteller, Verband Mineralwasserhersteller, Verband der
Babynahrungshersteller, Bundesverband Fleischverarbeiter, Bundesverband
Agrarerzeuger, Bundesverband der Lebensmittelhersteller

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