Volker H.A. Fritz Wolfenbüttel, den 26.05.2017 VF
heute berichte ich zum Zeitraum Mai 2017 vom 29.04.2017 bis zum 26.05.2017.
Die im Mai 2017 im Einsatz befindlichen Bohrtürme in den USA und Kanada, nach den Baker-Hughes fortlaufenden Listen, zeigen, nach der starken Belebung im Januar, einer Stagnation der Wiederinbetriebnahme im Februar, einem deutlichen Rückgang im März und geringer weiterer Abnahme im April, jetzt wieder eine leichte Zunahme.
Gegenüber der Zunahme um 202 Stück in USA und Kanada im Januar wurden für Februar zusammen nur 19 weitere Reaktivierungen gemeldet und im März war sogar ein deutlicher Rückgang von minus 112 Bohrtürmen zu verzeichnen. Im April, mit insgesamt weiteren 24 Stillegungen ging der Rückgang weiter. Die Mai-Zunahme mit 46 Bohrtürmen zeigt wieder eine leichte Belebung.
International, in der übrigen Welt –ist nach den nun vorliegenden Aprilzahlen eine Zunahme um 13 Bohrtürme auf insgesamt 956 erfolgt. Der vorsichtige Optimismus wegen der jetzt wieder dicht an 55.- EUR/barrel gestiegenen Ölpreise muss erst durch eine weiter stabile Preislage um 55,00 USD/barrel für Sorte BRENT bestätigt werden. Generell steigt der Optimismus in der Fachpresse mit der Erwartung festerer Preise in der 2. Jahreshälfte.
Die Maßnahmen und Erlasse des U.S.-Präsidenten Donald Trump zu Gunsten der fossilen Industrien werden tendenziell zu einer Belebung der Industrie und der Förderung in den USA führen, zu Lasten der Umwelt und der Gesundheit der Bürger. Die Reduzierung des Fördervolumens weltweit durch die OPEC-Beschlüsse im November 2016 und die gleichzeitige Ankündigung Russlands, auch seine Ölproduktion ab Anfang 2017 zu drosseln, werden dadurch zu einem großen Teil konterkariert. Saudi hat in der zweiten Hälfte Februar seine zurückgenommene Förderleistung wieder zu einem großen Teil aufgehoben und fördert wieder mehr. Das wieder vergrößerte Ölangebot, durch Saudi, durch den Iran und durch die Steigerung der US-Förderung führt erneut zu einem Fortbestand des generellen Überangebotes an Rohöl in den Märkten.
Die Zunahme der Bohrtürme in Nordamerika im Mai gegenüber dem Mai 2017 beträgt etwa 4,8% wobei in den USA die Zunahme mit 38 Bohrtürmen als „ weitere Belebung“ zu sehen ist, dagegen in Kanada nur 8 Bohrtürme reaktiviert wurden. Insgesamt lag der Schwerpunkt der Reaktivierung im Mai im Ölbereich.
Hier noch einmal gerafft die Gesamtübersicht der Entwicklungen der letzten Monate:
Juni 2016 gesamt USA Kanada
Nordamerika + 50 Türme + 14 Öl + 22 Öl
+ 3 Gas + 11 Gas
November 2016 gesamt USA Kanada
Nordamerika + 40 Türme + 20 Öl – 1 ÖL
+ 10 Gas + 12 Gas
Dezember 2016 gesamt USA Kanada
Nordamerika +110 Türme + 46 Öl +29 Öl
+ 10 Gas +25 Gas
Dez/Januar 2017 gesamt USA Kanada
Nordamerika + 16 Türme +34 Öl -13 Öl
+ 7 Gas – 12 Gas
Januar 2017 gesamt USA Kanada
Nordamerika + 202 Türme +54 Öl +93 Öl
+10 Gas +45 Gas
Februar 2017 gesamt USA Kanada
Nordamerika + 19 Türme +26 Öl +/- 0 Öl
+ 1 Gas – 8 Gas
März 2017 gesamt USA Kanada
Nordamerika – 112 Türme + 53 Öl – 142 Öl
+ 14 Gas -38 Gas
April 2017 gesamt USA Kanada
Nordamerika – 24 Türme + 35 Öl – 31 Öl
+ 11 Gas – 39 Gas
Mai 2017 gesamt USA Kanada
Nordamerika + 46 Türme + 25 Öl + 16 ÖL
+ 13 Gas – 8 Gas
Insgesamt wurden im Berichtsmonat Mai 46 Bohrtürme reaktiviert.
Die Zunahme im Mai konzentrierte sich auf die Staaten Texas + 21, Louisiana + 8, Colorado und Wyoming je + 5, Oklahoma reduzierte um 4 Türme.
Die Fracking-Ölförderer in den USA, die bisher überlebt haben, bemühen sich weiterhin nach Kräften, ihre Produktionskosten noch weiter zu senken und sich auf die lukrativsten Fördergebiete zu konzentrieren.
International deutet sich ein geringer Anstieg an, da verschiedene Erschließungs-projekte weiter voran getrieben werden und andererseits Persien mit aller Macht seine Produktions- und Lieferkapazitäten wieder auf- und ausbaut. Weiterhin ist über genug Rohöl weltweit im Angebot, da die Förderung wieder über dem weltweiten Bedarf liegt und der Winter auf der Nordhalbkugel zu Ende ist. Das drückt die Spotpreise.
Dem gegenüber steht auf der Abnehmerseite für Rohöl weiterhin das reduzierte Wachstum der großen asiatischen Volkswirtschaften, wodurch sich der Bedarf an Öl und LNG-Erdgas erheblich abgeschwächt hat. Hier wird allerdings in der zweiten Jahreshälfte eine deutliche Belebung erwartet.
Eine grundsätzliche Änderung ist zur Zeit weiterhin nicht absehbar.
Eine deutliche Preiserhöhung für Rohöl zu höheren Preisen wird bis in die 2. Jahreshälfte 2017 nicht erwartet. Auch die IEA schätzt die Entwicklung noch so ein.
Gegenüber September 2014 hat sich im Mai 2017 ergeben, einschließlich Offshore und Bohraktivitäten im Golf von Mexiko:
USA von 1931 vermehrt auf 908 Stück (Apr. 870) = – 53 % zu 9/2014
Kanada von 429 vermehrt auf 93 Stück (Apr. 85) = – 78,4 % zu 9/2014
nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für USA:
Öl von 1592 vermehrt auf 722 Stück (Apr. 697) = – 54,7%zu 9/2014
Gas von 338 vermehrt auf 185 Stück (Apr. 171) = – 45,3% zu 9/2014
nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für Kanada:
Öl von 246 vermehrt auf 40 Stück (Apr. 24 ) = – 83,8% zu 9/2014
Gas von 183 vermindert auf 53Stück (Apr. 61) = – 71,1% zu 9/2014
Die Ankündigungen der Öl- und Gasförderfirmen im Fracking-Bereich in den vergangenen Wochen lassen aus den USA erkennen, dass trotz der noch immer problematischen Lage optimistische Untertöne verstärkt sind.
Die weiterhin katastrophale Lage bei den Gaspreisen in den USA mit 2,81 USD/mmBtu Ende Februar – nach 3,15 USD/mmBtu am 01.02.17 Börse NYK, hat sich im März etwas erholt, mit Henry Hub Preisen von 3,19 USD/mmBtu und im April weiter bis auf 3,40 USD/mmBtu zugelegt. Mitte Mai lag der Henry Hub Preis bei 3,38 USD und ist zum Monatsende wieder auf 3,18 USD/mmBtu abgebröckelt.
Dieses Preisniveau hält die U.S.-Erdgasproduktion weiterhin in der Verlustzone, nachdem der kältebedingte Mehrbedarf abgeflaut ist. Auch der zunehmende LNG-Export nach Südamerika, Asien und Europa, von den USA aus, bringt keine Gewinne sondern ist nach wie vor verlustbringend. Die Investoren verfolgen jedoch langfristige Ziele. Da spielen 2 oder 3 Jahre Verluste keine bedeutende Rolle, wenn dafür Absatzwege und Abhängigkeiten für späteren Bedarf etabliert werden können.
Der weitere Zuwachs an neuen LNG-Kapazitäten in 2017 könnte zu einer Stabilisierung der US-Gaspreise beitragen, wenn das Angebot im Henry-Hub nicht vergrößert wird.
Eine generelle Trendwende ist in den USA bezüglich des Fördergeschäftes weiterhin noch nicht in Sicht, wenn sich auch die Kostenschwelle erheblich verringert hat.
Ob die von Präsident Trump initiierte Wiederbelebung des Steinkohleeinsatzes in den USA für die Stromerzeugung eine große Wirkung entfalten kann, hängt letztendlich von der Höhe der Erdgas-Großhandelspreise ab. Frühere Erfahrungen zeigen, dass ab einem Henry-Hub-Großhandelspreis von etwa 4,00 bis 4,50 USD/mmBtu die Steinkohlefeuerung in Kraftwerken wieder günstiger ist.
Meiner Meinung nach werden viele Stromerzeuger sich weiterhin die Option des Kohleeinsatzes offen halten. Sie haben beim Aufbau der neuen Gasturbinenkraftwerke, die mittlerweile über 50% der fossilen U.S.-Stromerzeugung bestreiten, ihre „Steinkohle-Möhrchen“ nicht verschrottet. Der unter Obama verfügte Umbau der älteren Anlagen auf geringere Emissionen ist noch nicht umgesetzt gewesen, wegen verschiedener Klagen dagegen und durch die Aufhebung der Obama-Auflagen unter Trump können die alten Anlagen ungeändert weiter betrieben werden.
Sollten die Gaspreise mittelfristig zu stark steigen, werden die Steinkohle-Kesselanlagen für die Grundlastabdeckung wieder angeworfen und ihre hohen Umweltbelastungen für die Menschen und die Umwelt fortsetzen. Ihre Schadwirkung auf die Atmosphäre wäre jedoch geringer als die der Erdgasverbrennung (diese Tatsache verschweigt die Gasindustrie hartnäckig).
Im übrigen verweise ich auf meine Ausführungen in den vorhergegangenen Berichten zu den Monaten Mai 2016 bis April 2017.
Volker Fritz
im Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land