Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika
Berichtszeitraum 25.02. bis 24.03.2023
Im Berichtszeitraum (Bericht zum März 2023) hat es eine deutliche Abnahme der Zahl der Bohreinrichtungen im Einsatz gegeben. Das erste Quartal 2023 zeigt sich jetzt mit Abnahmen. Bereinigt sind jetzt 26 Bohrtürme weniger im Einsatz als Anfang Dezember.
Die Rohölpreise gaben im Berichtszeitraum weiter leicht nach. Für WTI wurde am 25.11.22 79,02 USD/barrel, am 23.12. 78,97 USD, am 20.01.23 80,47 USD/barrel, 24.02. 75,89 USD/barrel und am 24.03.23 70,00 USD/barrel gezahlt. Bei Erdgas fiel der Wert von 7,308 USD/mmBtu auf 4,999 USD am 23.12.22 und danach kontinuierlich weiter auf 3,174 USD/mmBtu und weiter auf 2,314 USD/mmBtu für Henry Hub Röhrengas am 24.02.23. Am 24.03.23 wurde dieses Gas mit 2,22 USD/mmBtu gehandelt.
Die drohende Rohstoffverknappung durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und die Folgen hat sich beim Rohöl etwas entspannt. Die USA und Kanada mit ihren ausgedehnten Fracking-Ölförderungen haben auch im 1.Quartal 23 so gut wie keine neuen Aktivitäten gesehen, um die Ölproduktion zu steigern und auch die OPEC-Länder zeigen bisher keine Aktivitäten zur Steigerung ihrer Lieferungen.
Die Gesamtlage stärkt verbliebene nordamerikanische Ölförderer. Im Dezember wurden wieder – wie jedes Jahr – viele Bohrtürme in Kanada zur Revision stillgelegt (92 Ölbohrtürme und 11 Gasbohrtürme). In den ersten Wochen von 2023 haben diese Bohrtürme dann ihre Tätigkeit wieder aufgenommen. Insgesamt ist die Zahl der Bohrtürme weiterhin viel zu wenig,um die Marktpreise nachhaltig beeinflussen zu können und sinkt im 1. Quartal 23 weiter ab. Die Absicht der Öl-Förderindustrie, die zurzeit riesige Gewinne einfährt, möchte diesen Zustand möglichst lange erhalten.Trotzdem ist der Ölpreis WTI inzwischen wieder auf 70 USD/barrel gesunken. Die US-Regierung unter Präsident Biden ist jetzt weniger unter Druck, weil auch die Treibstoffpreise in den USA nachgegeben haben.
Die weltweiten Abnahmemengen haben sich durch den rasanten Wiederanstieg der chinesischen Volkswirtschaft seit Herbst 2020 wieder deutlich erhöht, trotz der Ausbreitung der Pandemie in bevölkerungsstarke Länder wie Indien und Brasilien und in den letzten Wochen auch in China, nachdem dort die strengen Quarantänebestimmungen aufgehoben wurden. Experten vermuten zurzeit etwa 300 Mio Infizierte die zu etwa 1 Mio Toten führen werden. Die rege Reisetätigkeit zum chinesischen Neujahrsfest wird die CORONA-Infektionen in die hintersten Winkel des Landes getragen haben, wo auch die Impfrate sehr gering ist.
Die 6. Welle durch die OMIKRON-Variante ist überstanden in Deutschland. Zwischenzeitlich liegen die 7-Tage-Inzidenzen wieder bei unter 50 und die Begrenzungen sind aufgehoben worden – bis auf besonders sensible Bereiche wie Krankenhäuser und Altenheime. Die Bundesländer hatten unterschiedliche Lockerungen eingeführt. Minister Lauterbach warnt die Länder weiterhin, die Schutzmaßnahmen nicht gänzlich aufzugeben. Es werde zu weiteren verstärkten Infektionen im auslaufenden Winter kommen. Eine neue CORONA-Variante breitet sich weltweit schnell aus und ist auch in Deutschland schon nachgewiesen worden.
Der derzeitige Weltbedarf an Rohöl liegt über der derzeitigen globalen Liefermenge. Die erfolgte Wiederaufnahme und Beschleunigung der Industrieproduktion in China, die seit Anfang 21 sogar Höchstwerte erreichte, führte im Verlauf des Jahres 2021 zu den Erhöhungen der Rohölpreise. Der Ansatz der EU-Kommission, Russland-Öl nicht mehr abzunehmen, um Russland im Ukraine-Krieg zum Einlenken zu bewegen, muss als gescheitert angesehen werden, denn Russland verkauft sein Öl an Drittstaaten und diese handeln dann damit.
In Nordamerika flaut inzwischen die CORONA-Katastrophe ab, nachdem über 50% der US-Bevölkerungeine Erstimpfung bekommen haben. Die Zahl der Neuinfektionen ist in den letzten Wochen weiter zurück gegangen. Dabei gibt es ein Nord/Südgefälle. In den nordöstlichen Bundesstaaten ist die Impfquote deutlich höher als im Süden und Südwesten, wo sich die republikanischen Gouverneure weiterhin weigern, impfbeschleunigende Maßnahme zu veranlassen, gegen die ausdrückliche Aufforderung von Präsident Biden. Die Infektionszahlen in diesen Bundesstaaten steigen als Folge davon weiter – auch die Zahl der Toten – und behindern den wirtschaftlichen Aufschwung in dieser Region. Die Zahl von 1,13 Millionen CORONA-Toten in den USA sind inzwischen bereits überschritten.
USA Infizierte: 103,8 Mio Tote: 1,13 Mio
weltweit: 676,6 Mio Infizierte, Tote: 6,9Mio
(alle Zahlenangaben von der COVID-19-Plattform der Johns-Hopkins University,USA)
Wenn auch in China die CORONA-Pandemie „fast im Griff“ war, durch ein extrem enges Regime der Abschottung, weil immer wieder lokal neue CORONA-Ansteckungen auftraten, so bedeutete das für die Bevölkerung, erhebliche Beschränkungen hinnehmen zu müssen. Die seit Monaten sehr geringen Zunahmen der offiziellen Meldungen an Infizierten und Toten in China (mit einer Milliarden-Bevölkerung und vielen räumlich beengten Ballungsgebieten) nähren weiter den Verdacht, dass diese Zahlen aus Propagandagründen „geschönt“ wurden.
Regionale massive Ausbrüche wurden nur dadurch öffentlich, dass zum Beispiel 2 der wichtigsten Exporthäfen für Containerverladung wegen gehäufter Infektionen zeitweise ganz geschlossen werden mussten. Inzwischen ist dortauch die OMIKRON-Variante angekommen mit zugegeben 4,33 Mio Infizierten. Der Großraum Shanghai, der größte industrielle Komplex und Shanghai Port, der größte Exporthafen Chinas, waren wochenlang im Lockdown durch Maßnahmen gegen CORONA-Infektionen. Mio Menschen, die ihre Wohnungen nicht verlassen durften, hatten Versorgungsnöte und der fehlende Exportanteil ist in aller Welt zu spüren. Hunderte Containerschiffe warteten auf Reede und konnten nicht beladen werden. Verschiffungen haben sich um Monate verzögert. Auch der Großraum Peking kämpfte mit einer Infektionswelle und die chinesische Regierung praktizierte auch dort strikte Quarantäne. Mitte Dezember erfolgte dann die Kehrtwende der Staatsführung: alle CORONA- Sparmaßnahmen wurden aufgehoben. Sofort stiegen die Infektionszahlen schlagartig und führten zu Überlastungen des Gesundheitssystems.Eine hohe Zahl von CORONA-Toten ist zu erwarten. Offenbar soll jetzt auf dem Wege der Durchseuchung eine Immunisierung der chinesischen Bevölkerung erreicht werden.
Diese Entwicklung in China wird jetzt zu einer noch größeren Bedrohung des Welthandels, weil viele, zu viele Abnehmer in aller Welt, die sich ausschließlich an den billigen Preisen orientiert haben, noch keine Ausweichmöglichkeiten geschaffen haben. Hier hat ein Umdenken eingesetzt. Doch eine Umstellung braucht Zeit zum Aufbau neuer Lieferketten in anderen Regionen. Der gerade im Amt bestätigte Präsident Xi hat sich mit größter Machtfülle ausgestattet und hat nun die Möglichkeit, auf Lebenszeit im Amt zu bleiben. Die Diktatur ist perfekt. Nun versucht er, Russland mit seinen Rohstoffvorräten in seine Hegemoniebestrebungen mit einzubauen. Der Ukraine-Krieg könnte ein starker Hebel für Xi werden.
Deutschland – als sehr stark exportorientiertes Land – ist einerseits über Zulieferketten weltweit vernetzt und hängt andererseits von den internationalen Käufern ab, die unter diesen Bedingungen weiter zurückhaltend sind. Die Wirtschaft in Deutschland hatte begonnen, nach vorn zu arbeiten, wenn auch in vielen Bereichen weiter mit reduzierter Kapazität. Die fehlenden Bauteile für PC-Steuerungen aus Asien führen zu Produktionsdrosselungen und Umsatzausfällen. Die gestiegenen Energiekosten belasten fast alle Bereiche und führten zu einer Inflation von knapp 10%, wie jetzt ermittelt wurde. Die von Experten erwartete Rezession ist eingetreten, aber viel milder als angenommen. Neueste Abschätzungen der „Wirtschaftsweisen“ gehen für 2023 sogar von einem minimalen Wachstum aus. Der Ukraine- Krieg wirkt sich nicht so stark aus, wie bisher befürchtet, aber die weitere Entwicklung ist noch unsicher. Russland fällt als Handelspartner auf Jahre aus. Der Maschinenbau ist da besonders betroffen.
Doch nun zu den Zahlen der Bohrtürme und der Ölpreisentwicklung, Basis WTI:
Nach dem derzeitigen Zahlenbild liegt die Gesamtzahl der eingesetzten Türme seit Februar 2018 um ca. 24 % unter der damaligen Gesamtbohrkapazität. In Summe bleibt damit das Einsatzvolumen in Nordamerika auch mit 923 weit unter der bereits im Februar 2018 erreichten Zahl von insgesamt 1.293 Türmen. Die Rohölpreise auf WTI-Basis notierten aktuell auf 70.00 USD/barrel für WTI.
Die Entwicklung in den USA und in Kanada verlief im Berichtszeitraum unterschiedlich. Deutliche Abnahme bei Öl und leichte Zunahme bei Gas in den USA,starke Abnahme beim Öl und geringe Abnahme beim Gas in Kanada.
Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und Stillstand und danach einen Rückgang – mit erneuter Belebung zum Jahresbeginn 2019 und kontinuierlichem Rückgang seit März 2019 bis Juni 2020 und Stagnation im Juli und leichter Belebung im August mit weiter leichter Zunahme September/Oktober/November/Dezember 2020, mit der starken Zunahme zum Jahreswechsel, der ruhigen Entwicklung bis Mai 2021 und der Belebung von Juli bis Oktober, fiel die Ölbohrbelebung im November und im Dezember überraschend gering aus. Im Januar-Zeitraum (5 Wochen), stieg sie kräftig, ebenso im Februar (5 Wochen). Im März 2022 erfolgte der starke Rückgang, entgegen dem Marktbedarf, der sich auch im April fortsetzte. Und im Mai ist eine schwache Zunahme um 20 Bohrtürme registriert. Die Juni-Entwicklung, die sich im Juli mit weiterer deutlicher Zunahme fortsetzt, deutete an, dass ein Hochfahren der Produktion in Nordamerika begonnen hatte. Seit August 2022 stagniert es jedoch wieder mit ganz geringen Zunahmen und einer Stagnation im November, Dezember und Januar2023. Im Februar 2023 gab es eine deutliche Abnahme. Im März folgte eine weitere starke Abnahme.
Monat/Jahr | gesamt im Einsatz in Nordamerika | USA | Kanada | US Rohölpreis WTI USD/barrel | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
30.07.17 | 1178 | 958 | 220 | $46,00 | |||
31.10.17 | 1115 | 913 | 202 | $51,94 | |||
15.11.17 | 1090 | 889 | 192 | $54,27 | |||
15.12.17 | 1168 | 930 | 238 | $56,64 | |||
19.01.18 | 1261 | 936 | 325 | $63,72 | |||
16.02.18 | 1293 | 975 | 318 | $60,74 | |||
13.04.18 | 1110 | 1008 | 117 | $66,74 | |||
15.06.18 | 1198 | 1059 | 139 | $66,60 | |||
14.09.18 | 1281 | 1055 | 226 | $70,30 | |||
09.11.18 | 1277 | 1081 | 196 | $61,59 | |||
14.12.18 | 1245 | 1071 | 174 | $51,20 | |||
18.01.19 | 1259 | 1050 | 209 | $52,32 | |||
15.02.19 | 1275 | 1051 | 224 | $53,34 | |||
15.03.19 | 1187 | 1026 | 161 | $58,34 | |||
10.05.19 | 1051 | 988 | 63 | $61,99 | |||
12.07.19 | 1075 | 958 | 117 | $60,27 | |||
13.09.19 | 1020 | 886 | 134 | $55,00 | |||
11.10.19 | 1002 | 856 | 146 | $54,60 | |||
08.11.19 | 957 | 817 | 140 | $56,39 | |||
06.12.19 | 937 | 799 | 138 | $56,32 | |||
03.01.20 | 881 | 796 | 85 | $62,80 | |||
31.01.20 | 1037 | 790 | 247 | $52,95 | |||
28.02.20 | 1030 | 790 | 240 | $44,67 | |||
27.03.20 | 782 | 728 | 54 | $21,60 | |||
24.04.20 | 491 | 465 | 26 | $18,06 | |||
22.05.20 | 339 | 318 | 21 | $32,80 | |||
19.06.20 | 283 | 266 | 17 | $40,26 | |||
14.08.20 | 298 | 244 | 54 | $41,93 | |||
18.09.20 | 319 | 255 | 64 | $41,11 | |||
16.10.20 | 362 | 282 | 80 | $40,97 | |||
11.12.20 | 449 | 338 | 111 | $46,70 | |||
15.01.21 | 534 | 373 | 161 | $52,35 | |||
19.02.21 | 569 | 396 | 172 | $59,85 | |||
19.03.21 | 503 | 411 | 92 | $61,22 | |||
23.04.21 | 493 | 438 | 55 | $61,88 | |||
21.05.21 | 513 | 455 | 58 | $62,92 | |||
18.06.21 | 587 | 470 | 117 | $71,61 | |||
16.07.21 | 634 | 484 | 150 | $71,54 | |||
14.08.21 | 664 | 500 | 164 | $68,79 | |||
17.09.21 | 666 | 512 | 154 | $71,57 | |||
15.10.21 | 711 | 543 | 168 | $81,95 | |||
19.11.21 | 730 | 563 | 167 | $75,60 | |||
17.12.21 | 746 | 579 | 167 | $70,86 | |||
21.01.22 | 816 | 604 | 212 | $84,91 | |||
25.02.22 | 874 | 650 | 224 | $90,86 | |||
25.03.22 | 810 | 670 | 140 | $112,73 | |||
20.05.22 | 816 | 728 | 88 | $110,06 | |||
01.07.22 | 916 | 750 | 166 | $108,39 | |||
05.08.22 | 967 | 764 | 203 | $88,54 | |||
02.09.22 | 968 | 760 | 208 | $88,32 | |||
30.09.22 | 978 | 765 | 213 | $80,80 | |||
28.10.22 | 980 | 768 | 212 | $88,00 | |||
25.11.22 | 978 | 784 | 194 | $79,02 | |||
22.12.22 | 875 | 779 | 96 | $78,97 | |||
20.01.23 | 1012 | 771 | 241 | $80,47 | |||
24.02.23 | 997 | 753 | 244 | $75,89 | |||
24.03.23 | 923 | 758 | 165 | $70,00 |
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Insgesamt sind jetzt in Nordamerika 679 Ölbohrtürme und 241 Gasbohrtürme aktiv.Die Entwicklung der US-Erdgaspreise auf der Basis Henry Hub geht tendenziell gleichsinnig mit der der WTI-Ölpreisbasis im März, beide gaben weiter nach.
Nach langer Zeit bei Notierungen 3,00 USD/mmBtu steigt er seit Ende Juli 2021 deutlich an und notierte zwischenzeitlich bei 5,687 USD/mmBtu. Danach Abfall auf 3,80. Mit dem Wiederanstieg, der der Ölpreise stieg auch der Erdgas-Preis auf der Basis Henry Hub etwas an und lag am 25.02.22 bei 4,718 USD/mmBtu. Ende März wurden 5,401 USD/mmBtu gehandelt. Ende April lagen sie bei 6,957 USD/mmBtu und Ende Mai bei 8,308 USD/mmBtu. Und Ende Juni waren es dann 5,730 USD/mmBtu und Anfang August wurden wieder 8,33 UDS/mmBtu notiert. Ende Oktober lag er bei 5,18 USD/mmBtu, Ende November bei 7,308 USD/mmBtu und Ende Dezember bei 4,999. Ende Januar wurden 3,174 USD/mmBtu notiert, am 24.02.23 2,314 USD/mmBtu und am 24.03.23 2,22 USD/mmBtu.
Für den LNG-Export der USA ist diese Entwicklung ein Booster, denn das US-LNG kann dadurch noch deutlich preiswerter produziert werden. Die EU muss 100 Mrd m³ Erdgas nur durch die Lieferung von LNG ersetzen, das aus Mittelost und Nordamerika geliefert werden wird. Die Bundesregierung ist dazu auch mit Kanada und anderen Ländern im Gespräch. Die LNG- Preise werden sich so an den europäischen Märkten erhöhen, da zurzeit das weltweite Angebot noch nicht ausreicht, um den Bedarf der EU voll zu decken. Es ist daher weiterhin mit einem Anstieg der LNG-Lieferpreise in Europa bis nahe an das asiatische Niveau zu rechnen.
Australien und die USA erweitern ihre LNG-Kapazitäten zügig, so dass schon 2025 mit einem ausreichenden Angebot gerechnet wird.
Die internationalen Bohraktivitäten nahmen im Februar 2023 auf 915 Stück zu, von 900 im Januar.
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