Bericht zu Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika Monat Juni 2017

Volker H.A. Fritz

Wolfenbüttel, den 24.06.2017  VF

heute berichte ich zum Zeitraum  Juni 2017  vom 27.05.2017 bis zum 23.06.2017.

Die im Juni 2017 im Einsatz befindlichen Bohrtürme in den USA und Kanada, nach den Baker-Hughes fortlaufenden Listen, zeigen, nach der starken Belebung im Januar , einer Stagnation der Wiederinbetriebnahme im Februar, einem deutlichen Rückgang im März, geringer weiterer Abnahme im April, einer leichten Zunahme im Mai, im Juni wieder eine kräftige Zunahme.

Gegenüber der Zunahme um 202 Stück in USA und Kanada im Januar wurden für Februar zusammen nur 19 weitere Reaktivierungen gemeldet und  im März war sogar ein deutlicher Rückgang von minus 112 Bohrtürmen zu verzeichnen. Im April, mit insgesamt weiteren 24 Stillegungen ging der Rückgang weiter. Die Mai-Zunahme mit 46 Bohrtürmen zeigt eine leichte Belebung. Die Juni-Zunahme mit insgesamt 110 Bohrtürmen ist dagegen deutlich.

International, in der übrigen Welt –ist nach den nun vorliegenden Maizahlen kaum eine Bewegung zu verzeichnen. Zunahme um 1 Bohrturm auf insgesamt 957 Stück.

Der vorsichtige Optimismus wegen der im Mai dicht an 55.- EUR/barrel gestiegenen Ölpreise wurde durch das Wegsacken der Preise um 12% im Monatsverlauf, auf zur Zeit unter 45.- USD/barrel für WTI crude gebremst. Trotzdem ist zu beobachten, dass die Fracking-Ölproduktion in Nordamerika wieder angekurbelt wird. Analysten erwarten für die 2. Jahreshälfte 2017 nicht mehr, dass der Rohölpreis bei 55.- USD/barrel oder gar wesentlich darüber stablisiert werden kann, denn das internationale Angebot übersteigt den Bedarf deutlich. Die USA und andere Non-OPEC-Länder haben ihre Förderung gesteigert und auch Saudi hat einen großen Teil Förderungsdrosselung zuirückgenommen.

Die Maßnahmen und Erlasse des U.S.-Präsidenten Donald Trump zu Gunsten der fossilen Industrien haben tendenziell zu einer Belebung der Industrie und der Förderung in den USA geführt., zu Lasten der Umwelt und der Gesundheit  der Bürger. Saudi hat in der zweiten Hälfte Februar seine zurückgenommene Förderleistung wieder zu einem großen Teil aufgehoben und fördert wieder mehr. Das wieder vergrößerte Ölangebot, durch Saudi, durch den Iran und durch die Steigerung der US-Förderung und anderer Non-OPEC-Länder führt erneut zu einem Fortbestand des generellen  Überangebotes an Rohöl in den Märkten.

Die Zunahme der Bohrtürme in Nordamerika im Juni gegenüber dem Mai 2017 beträgt etwa 11 % wobei in den USA die Zunahme mit 32 Bohrtürmen als „ weitere Belebung“ zu sehen ist, dagegen in Kanada 77 Bohrtürme reaktiviert wurden. Insgesamt lag der Schwerpunkt der Reaktivierung im Juni zu 85% im Ölbereich.

Hier noch einmal gerafft die Gesamtübersicht der Entwicklungen der letzten Monate:

 

Juni 2016  gesamt                                USA                      Kanada

Nordamerika  + 50 Türme         + 14  Öl              + 22 Öl

+   3 Gas            + 11 Gas

November 2016 gesamt                       USA                      Kanada

Nordamerika  + 40 Türme         + 20 Öl                –  1  ÖL

+ 10 Gas             + 12 Gas

Dezember 2016 gesamt                       USA                      Kanada

Nordamerika +110 Türme          + 46 Öl                +29 Öl

+ 10 Gas             +25 Gas

Dez/Januar  2017 gesamt                   USA                      Kanada

Nordamerika + 16 Türme          +34 Öl                     -13 Öl

+ 7 Gas                  – 12 Gas

Januar 2017      gesamt                        USA                    Kanada

Nordamerika + 202 Türme         +54 Öl                   +93 Öl

+10 Gas                +45 Gas

Februar 2017     gesamt                        USA                    Kanada

Nordamerika + 19 Türme           +26 Öl                   +/- 0 Öl

+ 1 Gas                  – 8 Gas

März 2017          gesamt                        USA                    Kanada

Nordamerika – 112 Türme       + 53 Öl                 – 142 Öl

+ 14 Gas                -38 Gas

April 2017           gesamt                       USA                     Kanada

Nordamerika  –  24 Türme        + 35 Öl                  – 31 Öl

+ 11 Gas               – 39 Gas

Mai 2017             gesamt                       USA                    Kanada

Nordamerika + 46 Türme             + 25 Öl                 + 16 ÖL

+ 13 Gas               –   8 Gas

Juni 2017           gesamt                       USA                    Kanada

Nordamerika + 110 Türme         + 36 Öl                 + 58 Öl

–   2 Gas               + 19 Gas

Insgesamt wurden im Berichtsmonat Juni 110 Bohrtürme reaktiviert.

Die Zunahme im Juni in den USA konzentrierte sich auf die Staaten Oklahoma ( +9), North Dakota ( +7), Colorado und Louisiana je ( +3).

Die Fracking-Ölförderer in den USA, die bisher überlebt haben, bemühen sich weiterhin nach Kräften, ihre Produktionskosten noch weiter zu senken und sich auf die lukrativsten Fördergebiete zu konzentrieren. Allerdings bewerten Analysten das Rohölpreisniveau Ende Juni mit 45 USD/barrel und darunter für WTI crude als „nicht kostendeckend“ für U.S.-Shale Öl.

International deutet sich kein Anstieg an. Weiterhin ist, weit über den Bedarf hinaus, Rohöl weltweit im Angebot, da die Förderung wieder über dem weltweiten Bedarf liegt.

Dem gegenüber steht auf der Abnehmerseite für Rohöl weiterhin das reduzierte Wachstum der großen asiatischen Volkswirtschaften, wodurch sich der Bedarf an Öl und LNG-Erdgas erheblich abgeschwächt hat. Eine grundsätzliche Änderung ist zur Zeit weiterhin nicht absehbar. Bloomberg schätzt, dass der Rohölpreis bis über das Jahresende 2017 hinaus nicht wieder „stabilisiert“ werden kann. Eine deutliche Preiserhöhung für Rohöl zu höheren Preisen wird bis in 2018 hinein nicht erwartet.

Gegenüber September 2014 hat sich im  Juni 2017 ergeben, einschließlich Offshore und Bohraktivitäten im Golf von Mexiko:

USA     von 1931    vermehrt auf  941 Stück (Mai 908)         =  – 51,3 %    zu 9/2014

Kanada von  429    vermehrt auf  170 Stück   (Mai 93)         =  – 60,4 %  zu  9/2014

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für USA:

Öl         von 1592    vermehrt  auf   758 Stück (Mai 722)         =  – 52,4 %zu  9/2014

Gas       von  338    vermindert auf  183 Stück (Mai 185)         =  – 46 % zu  9/2014

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für Kanada:

Öl        von 246        vermehrt auf    98 Stück  (Mai 40 )       =   – 60.2 %  zu  9/2014

Gas     von 183      vermehrt   auf    72 Stück  (Mai 53)        =   – 60,7 %   zu  9/2014

Die Ankündigungen der Öl- und Gasförderfirmen im Fracking-Bereich in den vergangenen Wochen aus den USA sind verstummt. Doch es wird weiter an der Ausweitung der U.S: Fracking-Ölförderung gearbeitet.

Die weiterhin katastrophale Lage bei den Gaspreisen in den USA mit 2,81 USD/mmBtu Ende Februar – nach 3,15 USD/mmBtu am 01.02.17 Börse NYK, hat sich im März etwas erholt, mit Henry Hub Preisen von 3,19 USD/mmBtu und im April weiter bis auf 3,40 USD/mmBtu zugelegt. Mitte Mai lag der Henry Hub Preis bei 3,38 USD und ist zum Monatsende Mai wieder auf 3,18 USD/mmBtu abgebröckelt. Der Preisverfall setzte sich im Juni fort. Henry Hub aktuell bei 2,93 USD/mmBtu.

Dieses Preisniveau hält die U.S.-Erdgasproduktion weiterhin in der Verlustzone, nachdem der kältebedingte Mehrbedarf abgeflaut ist. Auch der zunehmende LNG-Export nach Südamerika, Asien und Europa, von den USA aus, bringt keine Gewinne sondern ist nach wie vor verlustbringend. Die Investoren verfolgen jedoch langfristige Ziele. Da spielen 2 oder 3 Jahre Verluste keine bedeutende Rolle, wenn dafür Absatzwege und Abhängigkeiten für späteren Bedarf etabliert werden können. Der weitere Zuwachs an neuen LNG-Kapazitäten in 2017 könnte zu einer Stabilisierung der US-Gaspreise beitragen, wenn das Angebot im Henry-Hub nicht vergrößert wird. Dafür gibt es Anzeichen. Die volle Auswirkung dürfte auch hier erst zum Jahresende 2017 oder Anfang 2018 bei den Henry Hub Preisen spürbar werden.

Eine generelle Trendwende ist in den USA bezüglich des Fördergeschäftes deutet sich nunmehr doch an, besonders beim Rohöl, trotz der bis auf Weiteres zu niedrigen Rohöl-Großhandelspreise.

Ob die von Präsident Trump initiierte Wiederbelebung des Steinkohleeinsatzes in den USA für die Stromerzeugung eine große Wirkung entfalten kann, hängt letztendlich von der Höhe der Erdgas-Großhandelspreise ab. Frühere Erfahrungen zeigen, dass ab einem Henry-Hub-Großhandelspreis von etwa 4,00 bis 4,50 USD/mmBtu die Steinkohlefeuerung in Kraftwerken wieder günstiger ist.

Meiner Meinung nach werden viele Stromerzeuger sich weiterhin die Option des Kohleeinsatzes offen halten. Sie haben beim Aufbau der neuen Gasturbinenkraftwerke, die mittlerweile über 50% der fossilen U.S.-Stromerzeugung bestreiten, ihre „Steinkohle-Möhrchen“ nicht verschrottet. Der unter Obama verfügte Umbau der älteren Anlagen auf geringere Emissionen ist noch nicht umgesetzt gewesen, wegen verschiedener Klagen dagegen und durch die Aufhebung der Obama-Auflagen unter Trump können die alten Anlagen ungeändert weiter betrieben werden.

Sollten die Gaspreise mittelfristig zu stark steigen, werden die Steinkohle-Kesselanlagen für die Grundlastabdeckung wieder angeworfen und ihre hohen Umweltbelastungen für die Menschen und die Umwelt fortsetzen. Ihre Schadwirkung auf die Atmosphäre wäre jedoch geringer als die der Erdgasverbrennung (diese Tatsache verschweigt die Gasindustrie hartnäckig).

Im übrigen verweise ich auf meine Ausführungen in den vorhergegangenen Berichten zu den Monaten Mai 2016 bis Mai  2017.

Volker Fritz

im Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land

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