Nachdem im letzten Jahr drei Anläufe zu einem Frackinggesetz scheiterten, war abzusehen, dass das Thema nach der Bundestagswahl bald wieder aktuell sein wird. Kaum war das zweite Gutachten des Umweltbundesamts zum Ende der Sommerpause veröffentlicht, startete eine breit angelegte Kampagne. Aus jeder Ecke predigt nun ein Befürworter die Unbedenklichkeit – doch schaut man näher hin, finden sich fragliche Verbindungen zwischen ihnen.
Der Auftakt – Panorama
Den Grundstein legte das NDR-Magezin Panorama mit seinen Ableger-Formaten. Auf einen Beitrag in
„Panorama 3“ am 2.9. folgte eine Ausgabe „Panorama“ am 4.9. Auch „Panorama – Die Reporter“ widmete am 9.9. dann gleich einen ganzen halbstündigen Beitrag dem Fracking samt aufwändigen Drehs in den USA und Holland. Damit nicht genug, am 25.9. drehte sich auch die nächste Panorama-Sendung um Fracking – Eigentlich eine absolute Rarität, ein Thema mehrfach hintereinander aufzugreifen. Natürlich durften auch entsprechende Menge Pressemitteilungen nicht fehlen. Mit journalistischer Leidenschaft an einem Thema ist diese Vehemenz wohl nicht mehr zu erklären…
Die inhaltliche Zielsetzung lässt sich dabei auf drei Aspekte konzentrieren:
- sturmreif-schießen der frackingkritischen Haltung im Umweltministerium, indem Dannwolf und Rüter als Autoren des UBA2-Gutachtens medienwirksam dem Umweltbundesamt unterstellen, die Aussagen des Gutachtens zu verfälschen. Dass das UBA dazu allen Grund hat, dazu an anderer Stelle mehr.
- Vortäuschen eines weitreichenden wissenschaftlichen Konsens
- Diskreditierung der Gegner durch ihnen zugeschobene Emotionalisierung
Die Mitläufer
im weiteren Verlauf tauchten immer wieder Wortmeldungen vermeintlicher Experten in den Medien auf. So räumte der RBB in seiner Sendung Inforadio dem Panorama-Kronzeugen Emmermann ein Radiofeature ein. Dieser redete sich zwar fachlich um Kopf und Kragen, aber versuchte so der Illusion der Unbedenklichkeit Nachdruck zu verleihen.
Herr Dannwolf katapultierte sich mit seinen Kamikaze-Statements zugleich in die VDI-Nachrichten.
Die Süddeutsche ließ ausgerechnet den für seine kreativen Ansichten zum Klimawandel bekannten Herrn Frey eine Abhandlung verfassen, die wohl am ehesten als „jeder Fakt ein Fehler“ zu beschreiben ist. Der Vielzahl aufgeführter Details steht die fragliche bis schlicht nicht gegebene Richtigkeit dieser gegenüber. Da hilft auch kein Interview mit Herrn Burri, einem schweizer Geologen mit Erdöl-Vergangenheit.
Auch die FAZ erinnerte sich Ihrer ganz besonderen Nähe zu Wintershall, und veranstalte einen Infotag für Journalistenkollegen – natürlich mit den „passenden“ Rednern der Wintershall.
Besonders gerne in die Medien drängt Herr Kümpel von der BGR. Oder für den Verband der staatlichen Geologischen Dienste. Oder auch für seine europäischen Kollegen.
Acatech – die Lobbyspinne
Eine zentrale Rolle spielt dabei die „Akademie der Technikwissenschaften“, kurz Acatech, ein großer Lobbyzirkel der deutschen Industrie. Nahezu alle in den letzten Wochen in Erscheinung getretene Befürworter finden sich im Acatech-Arbeitskreis Fracking wieder oder sind auch überschaubar kurzem Wege damit verbunden. Es liegt in der Natur solcher überwiegend industriefinanzierten Lobbyzirkel, dass diejenigen, die selbst am meisten davon Profitieren auch das meiste Geld hineinstecken. Entsprechend einseitig fällt die Gremienzusammensetzung und deren Ergebnis aus…