Abwärtstrend der Bohrtürme im Einsatz in Nordamerika verlangsamt sich im Mai

Volker H.A. Fritz                               Wolfenbüttel, den 29.05.2016

Heute berichte ich zum Zeitraum  Mai 2016  vom 29.04.2016 bis zum 27.05.2016.

Die im Mai 2016 im Einsatz befindlichen Bohrtürme in den USA und Kanada, nach den Baker-Hughes fortlaufenden Listen zeigen eine sich deutlich abschwächende Abwärtsentwicklung an, wobei ab der Monatsmitte dieser Trend sehr deutlich ist.

In Kanada hat wieder eine leichte Reaktivierung von Bohrtürmen begonnen, allerdings von dem vorher sehr niedrigen Niveau aus. Am 27.05.16 waren immerhin wieder 43 Bohrtürme aktiv, das sind 16% mehr als zum Ende April.

Der Abbau der Bohrkapazitäten in den USA hat sich auch deutlich verlangsamt, von noch fast 10% im April auf nur noch 4% im Mai  und das ausschließlich im Ölbereich.

Der inzwischen auf fast 50.- USD/barrel gestiegene Rohölpreis erlaubt die Förderung zu geringeren Verlusten – verbunden mit der Hoffnung der Förderer auf einen weiteren Anstieg in der nächsten Zeit.

International zeichnet sich auch ein allmählicher weiterer Rückgang ab, weil bei den derzeitigen Rohölpreisen die Förderung in vielen Regionen noch immer nicht lohnt und daher der Aufschluss neuer Vorkommen keinen Sinn macht. Es ist genug Rohöl weltweit im Angebot. Öltankerflotten mit vielen Millionen to Rohöl ankern vor den großen Handelsplätzen Rotterdam, Shanghai, Tokio, New York, Los Angeles und drücken mit ihrem riesigen Angebotsvolumen die Großhandelspreise.

Es wurden aber Abspracheversuche von Förderern zur Stabilisierung unternommen. Ein kürzliches weiteres Treffen von 18 großen Ölförderländern, mit dem Ziel durch Reduktion des Fördervolumens das Angebot zu verringern, ist erneut ergebnislos verlaufen.

Gegenüber September 2014 hat sich im Mai 2016 ergeben, einschließlich Offshore und Bohraktivitäten im Golf von Mexiko:

USA von 1931 verringert auf 404 Stück = -79,1%
Kanada von 429 verringert auf 43 Stück = -90,0%

 
nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für USA:

Öl von 1592 verringert auf 316 Stück = -80,2%
Gas von 338 verringert auf 92 Stück = -74,3%

 
Die Abnahme im Mai in den USA erfolgte am deutlichsten im Bundesstaat Texas mit 12 Bohrtürmen und in North Dakota mit 3 Stück, alle übrigen Förderstaaten waren mit kleinen Abnahmen beteiligt, oder hatten gar einzelne Zunahmem.

nach Öl- und Gasförderung unterschieden bedeutet das für Kanada:

Öl von 246 verringert auf 14 Stück = noch -94,3%
Gas von 183 verringert 28 Stück = noch -84,7%

 
Die Ankündigungen der Öl- und Gasförderfirmen im Fracking-Bereich in den vergangenen Wochen lassen aus den USA erkennen, dass trotz der problematischen Lage ein erster optimistischer Unterton zu hören ist.

Die Förderer glauben annehmen zu können, dass die Rohölpreise, und hinter diesen dann eventuell auch die Gaspreise, noch etwas weiter steigen werden.

Und dann könnten einige Firmen schon fast wieder kostendeckend produzieren, nachdem unter dem Druck der Niedrigpreise teils massive Einsparungen an Kosten und Material durchgeführt wurden.

Eine generelle Trendwende ist jedoch in den USA bezüglich des Fördergeschäftes noch nicht in Sicht, so dass meine übrige Bewertung vom April 2016 nach wie vor Gültigkeit hat. Auch das internationale Explorations- und Fördergeschäft schwächelt im Mai 2016 weiter.

Daher: Firma Schlumberger, der weltgrößte Service-Konzern im Bereich der Öl- und Gasförderung, aufgrund der dort gesammelten Informationen zur internationalen Marktentwicklung, von einer sich fortsetzenden Schrumpfung der Geschäftsaktivitäten in den nächsten Monaten aus. Es ist daher auch zunächst mit noch weiterer Einschränkung der Bohr- und Frackaktivitäten zu rechnen. Continental Resources, Chesapeake und Whiting reduzieren ihre Aktivitäten im Feld drastisch und reduzieren auch die Ölproduktion. Rex Tillerson , CEO von ExxonMobil, hat am 05.03. erklärt, dass es zur Zeit keinen Sinn mache, in die Produktion von Shale Öl zu investieren. Die Rockefeller Familie hat am 22.03.16 in Houston ihren vollständigen Rückzug aus den fossilen Brennstoffen angekündigt und die Veräußerung ihrer Anteile an ExxonMobil.

Die Financial Times berichtet am 23.03.16 zum Themenkreis Öl- und Gasförderung: wegen steigender Befürchtungen, Ausfälle ihrer Geldanlagen erleben zu müssen, haben in den letzten zwei Jahren Anleger insgesamt 2.300 Milliarden USD aus dem Öl- und Gasgeschäft abgezogen. Diese Erhebung umfasst die 300 größten Öl- und Gasförderunternehmen der USA. Durch den Ölpreisverfall haben Inhaber von Schuldverschreibungen 150 Milliarden USD  Verluste gehabt. Die Kapitalaufnahme-Rate durch die Öl- und Gasfirmen ist in der letzten Dekade massiv angestiegen. 2006 waren es noch 1.100 Milliarden USD, 2014 waren es 3.000 Milliarden USD, also fast verdreifacht. Und die größten Zunahmen erfolgten bei den unabhängigen Förderfirmen im US-Shale-Geschäft. Doch auch Staatsunternehmen erlitten Verluste: Pemex (Mexiko), Petrobras (Brasilien) und CNPC (China). Auch europäische Banken haben 200 Milliarden USD im US-Shale -Geschäft investiert.

Die ersten 6 US-Förderunternehmen in diesem Jahr stehen schon vor der Zahlungsunfähigkeit, die Kreditzinsen ihrer aufgenommenen Gelder können sie nicht mehr aufbringen.

Finanzberater haben schon die Erwartung für 2016 geäußert, dass wohl etwa 175 der Fracking-Förderunternehmen der USA Konkurs anmelden werden müssen, nach 68 in 2015. Das würde bedeuten, dass etwa ein Drittel aller Fracking-Förderer in den USA 2016 aufgeben werden. Hier könnte sich, bei einer Stabilisierung der erzielbaren Erlöse, eine deutliche Entspannung ergeben, wenn die Mai-Entwicklung sich fortsetzt.

Volker Fritz

im Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land

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